Drachensturm
sonst hätte er so schnell das Griechische Feuer herstellen können?«
» Weiß er auch vom Geheimnis unseres Blutes?«, fragte Amun-Ra.
Dem tiefen Schweigen entnahm Mila, dass die Drachen, aber auch die Ritter wussten, welches Geheimnis gemeint war.
» Ich nehme es an. Er hat ja sogar unserer Schwester davon erzählt«, antwortete Nabu.
Don Mancebos Drache Ianus räusperte sich und fragte dann: » Und wie, Nabu Einzahn, den man den Weisen nennt, können wir ihn dann töten?«
» Ich werde ihn zerreißen oder zermalmen. Ob er nun in Drachenblut gebadet hat oder nicht«, erklärte Kemosch düster.
» Erst einmal müssen wir ihn überhaupt haben«, warf Don Gómez taktvoll ein.
» Wir können sie die ganze Nacht jagen«, meinte Robert de Lanois.
» Wenn wir sie denn finden«, wandte Mila ein.
» Sie hat Recht«, meinte Don Mancebo, » Nergal mag Feuer speien, so viel er will, er wird wahrscheinlich nichts in Brand setzen außer einigen Bäumen und Büschen.«
» Aber wir können sie auch nicht ziehen lassen«, sagte Amun-Ra. » Sie haben Marduk getötet, und Horus.«
» Vielleicht sollten wir nicht sie, sondern ihr Ziel suchen«, meinte Mila, einer plötzlichen Eingebung folgend.
» Nun, Condesa, ich weiß, dass Ihr nicht viel von militärischen Dingen versteht …«, begann Don Gómez väterlich, aber Kemosch fiel ihm ins Wort: » Ich will hören, was unsere Schwester vorzuschlagen hat.«
» Ich ebenfalls«, stimmte Don Alfonso, Kemoschs Ritter, ihm zu.
Mila errötete, als sie plötzlich die ungeteilte Aufmerksamkeit der Ritter und Drachen spürte. Sie sagte: » Sie sind nicht ohne Grund hier. Sie suchen den Azoth, den mächtigen Stein, der Gold machen kann. Er soll sich im Tempel des Gottes Tamachoc befinden, und der wiederum soll irgendwo dort unten stehen. Wir sollten ihn finden und sie dort erwarten.«
Don Gómez schien noch nicht überzeugt. Er sagte – und es klang ein wenig herablassend: » Ihr wisst nicht, was Ihr sagt, Condesa. Da unten, da liegt ein endloser Wald. Wie sollen wir dort einen einzelnen Tempel finden?«
» Wir müssen eben suchen, Don Gómez, und wenn ich es richtig gesehen habe, ist dort unten auch kein Nebel. Außerdem finden wir doch wohl eher einen Tempel als ein paar versprengte Männer in diesem Dickicht.«
» Augenblick – sagtet Ihr, gesehen?«, fragte Waleran de Martel.
Amun-Ra schüttelte ungeduldig den Kopf: » Begreifst du denn gar nichts, Waleran? Sie hat die Verbindung gefunden! Und nun sieht sie mit den Augen des Drachen.«
» Bei allen Heiligen«, murmelte der Burgunder ehrfürchtig, » Legenden werden wahr.«
Mila errötete, und Don Mancebo sagte freundlich: » Es war klug von Euch, Euch nicht zu offenbaren, Condesa.«
» In der Tat«, brummte Don Gómez. » Manch einer außerhalb des Ordens würde es für Hexerei halten.«
Mila seufzte: » Und auch ohne dieses Wissen beschuldigen sie mich, die Drachen behext zu haben.«
» Das Böse findet immer Wege, nur einer, der Weg der Wahrheit, der ist ihm versperrt«, sagte Ritter Waleran, ein wenig zu salbungsvoll für Milas Ohren.
» Seid ihr bald fertig?«, fragte Nabu dazwischen. » Ich denke, wir haben einen Entschluss gefasst, oder?«
» Abgestimmt haben wir jedoch noch nicht«, wandte der stets bedächtige Don Gómez ein.
» Ach, zum Teufel damit, Gómez«, brummte sein Drache Baal und sprang mit einem hellen Schrei vom Felsen ab.
» Suchen wir einen Tempel!«, rief Don Mancebo und schwang sich mit Ianus in die Luft. Ein Drache nach dem anderen folgte.
Nur Nabu verharrte noch auf dem Bergrücken. » Worauf wartest du?«, fragte Mila.
» Darauf, dass ich glauben kann, was ich hier höre und sehe«, erwiderte der Drache langsam und rührte sich nicht.
» Nun komm, ich will nicht die Letzte sein«, drängte Mila.
Der Drache lachte leise auf. » Die Letzte? Die Erste bist du! Oder hast du etwa nicht bemerkt, dass sie dir folgen, Drachenschwester ?« Aber dann sprang auch er vom Felsen in die Nacht.
Kemaq folgte dem Geräusch des Wassers, und bald bemerkte er mit großer Erleichterung, dass der Nebel sich hob. Ab und zu hörte er noch das Krachen eines Schusses, und er vernahm die Kriegsrufe von Rumi-Nahuis Huanca, aber ganz unzweifelhaft ließ er die Schlacht hinter sich. Wenn stimmte, was Pitumi gesagt hatte, lag der Weg nun frei. Wenn es stimmte … wiederholte er in Gedanken. Er wusste immer noch nicht, was die Chachapoya mit dem Regenstein vorhatte. Sie half ihm, nicht zum ersten Mal, aber
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