Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
Du solltest ihm ebenfalls aus dem Weg gehen, Mila«, erklärte Nabu, als Nergals Brüllen in der Ferne verklang.
    » Das gilt wohl für jeden von uns«, pflichtete ihm Don Mancebo bei. » Zum Glück ist er vorerst damit beschäftigt, Don Hernandos Leute zu jagen«, fuhr der Morisco fort, » und ich glaube, er wird nicht eher aufhören, bis der Letzte von ihnen tot ist.«
    » Oder bis er selbst getötet wird. Der Nebel hat sich aufgelöst, oder?«, fragte Mila.
    » Das hat er«, bestätigte Nabu. » Wir könnten das Schlachtfeld absuchen. Vielleicht sind Pizarro und der Stinker schon tot.«
    » Einer von uns mag das tun«, sagte Mila, » aber ich glaube, wir wüssten es, wenn sie tot wären. Sie sind noch irgendwo da unten.«
    » Baal und ich, wir werden uns das ansehen, und wir werden Horus dem Feuer übergeben«, sagte Don Gómez jetzt. Die Drachen brummten zustimmend. Mila spürte, dass der Mann immer noch Schwierigkeiten hatte, die neuen Verhältnisse zu akzeptieren. In der vorigen Nacht hatte der Katalane noch einmal vorgeschlagen, einen neuen Hochmeister zu ernennen. Mila hatte sich gefragt, ob dem Mann nicht klar war, dass der Orden untergegangen war. Sie hatten sich gegen Pizarro, die Kirche und damit letztlich gegen den Kaiser und den Papst gestellt. Das würde man ihnen nie verzeihen. Wahrscheinlich hatte Don Gómez sogar gehofft, er selbst könne das Amt erlangen, doch die Drachen hatten ihm mitgeteilt, dass sie nur Mila, ihrer Schwester, folgen würden. » Sie sieht nicht nur durch meine Augen, sie hat auch die Weisheit und das Herz eines Drachen«, hatte Nabu behauptet und Mila damit ziemlich in Verlegenheit gebracht.
    » Bleibt es ansonsten bei unserem Plan, Condesa?«, fragte Don Gómez jetzt, betont höflich.
    » Es bleibt dabei«, antwortete Mila. » Wir werden über diesem Urwald ausschwärmen. Wer den Tempel findet, ruft die anderen herbei. Und wer Pizarros Leute sieht, ebenfalls. Doch greift sie nicht allein an. Denkt daran, dass sie mindestens eine Drachenbüchse haben.«
    » Und Griechisches Feuer«, brummte Ianus.
    » Haltet auch Ausschau nach Reschef. Vielleicht ist er nur verletzt und braucht Hilfe«, bat Mila.
    Die Drachen antworteten darauf nicht, und Mila begriff, dass sie ihren Bruder für tot hielten. Sie spürten ihn nicht mehr, das hatten sie in der Nacht schon gesagt, und sie schienen sich mit einer gewissen Verbitterung damit bereits abgefunden zu haben.
    » Dann auf jetzt«, rief Nabu, und schon sprang er mit einem hellen Ruf von der Mauer, breitete seine Schwingen aus und glitt hinab Richtung Dschungel. Mila hörte die Flügel rauschen, als die anderen Drachen folgten. Niemand hatte es ausgesprochen, aber zumindest Mila war bewusst, dass das der letzte Flug ihres Ordens war.
    Kemaq duckte sich ins Unterholz. Er versuchte herauszufinden, wer dort am Bach war. Die Fremden waren es nicht. Aber waren es Yunga oder Huanca? Er schlich näher heran, bis er Bruchstücke ihrer Unterhaltung verstehen konnte. Offenbar waren es Huanca, zwei Dutzend etwa, die Rumi-Nahui vorausgeschickt haben musste. » Glaubst du, er lebt noch?«, fragte einer der Krieger gerade.
    Ein anderer, offenbar der Anführer, entgegnete: » Natürlich lebt er noch! Kein Mann kann das Steinauge töten – so wurde es geweissagt.«
    » Aber warum kommt er dann nicht?«, fragte der Krieger wieder.
    » Er wird noch in der Schlacht kämpfen. Wir aber werden seinen Befehlen folgen und jeden töten, der diesen Weg herunterkommt.«
    » Wenn wir es können«, sagte der Krieger düster.
    » Ich kann dich töten, Feigling!«, herrschte der Anführer ihn an. » Und jetzt schweigt! Ich will nichts mehr hören außer den Rufen unserer Späher.«
    Kemaq lief es kalt über den Rücken. Sie hatten Späher ausgesandt? Er duckte sich tiefer ins Unterholz und zog sich dann vorsichtig zurück. Sie hatten von einem Weg gesprochen, also hatten sie gefunden, was er vergeblich gesucht hatte. So hatten sie ihn auch überholen können. Wäre er dem anderen Bachlauf gefolgt, wäre er ihnen genau in die Arme gelaufen. Sein Glück hatte ihn also wohl doch noch nicht ganz verlassen. Jetzt musste er versuchen, sie zu umgehen. Er hörte den Ruf eines Kondors. Er blieb stehen. Der Kondor war der Herrscher des Hochgebirges, er würde sich doch nicht in den Urwald verirren. Die Späher mussten etwas entdeckt haben. Kemaq duckte sich hinter einen Baum. Das war weit weg, versuchte er sich zu beruhigen, der Späher hat nicht dich gesehen. Aber sicher war er

Weitere Kostenlose Bücher