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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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hartnäckig. Es war nicht ganz leicht, einen ihrer beiden Leibwächter dazu zu bringen, sie zu verlassen, um das Reitgeschirr zu holen, aber sie konnte Felipe schließlich davon überzeugen, dass sie mit einem Wächter und einem Drachen an ihrer Seite ziemlich sicher vor allen Angriffen sein würde. Felipe schickte den etwas träge wirkenden Ruiz, der eine halbe Ewigkeit brauchte, bevor er zurückkehrte. Felipe war nicht zufrieden und machte Ruiz Vorhaltungen, denn dieser hatte nur das Geschirr für den Reiter, aber nicht für seine Begleiter geholt. Ruiz lamentierte, das sei einfach zu schwer für einen einzelnen Mann, bevor er schließlich doch davonschlurfte. Mila bat Felipe, ihr mit dem Sattel zu helfen. Sie waren fertig, bevor der Waffenknecht zurückgekehrt war, und Mila kletterte auf Nabus Rücken.
    » Ich hoffe, Ihr habt nicht vor, ohne uns aufzubrechen, Condesa«, sagte Felipe und klang besorgt. » Wir haben nämlich Befehl, Euch nicht von der Seite zu weichen.«
    » Ich weiß. Ich bin auf Nabus Rücken aber doch wohl sicher, oder?«
    Und als Felipe ihr zögernd Recht gab, bat sie Nabu, loszufliegen, und war in der Luft, bevor ihr Leibwächter noch weitere Einwände vorbringen konnte.
    » Besonders nett war das nicht, Prinzessin«, meinte Nabu. » Sie werden Ärger mit deinem Onkel bekommen.«
    » Mein Onkel kennt mich, er wird ihnen vergeben müssen, denn er weiß, dass ich am Ende doch tue, was ich will.«
    » Eine bemerkenswerte Einstellung für einen Ritter dieses Ordens«, meinte Nabu und gewann rasch weiter an Höhe. » Ich will hoffen, dass Maximilian dich für diesen Ungehorsam nicht in Ketten legen lässt.«
    Mila lachte, aber Nabu lachte nicht mit, und so wurde sie unsicher, ob er das vielleicht nicht doch ernst gemeint hatte.
    » Möchtest du, dass wir uns weiter an der Jagd beteiligen, Mila?«
    » Nein, eigentlich will ich dir ein paar Fragen stellen, und da wäre es gut, wenn wir ungestört blieben.«
    » Dann werde ich höher steigen, bis wir allein unter diesem Himmel sind.«
    Der Fremde hatte sie nicht gesehen, und das glich einem Wunder. Die Männer hatten sich am Brunnenrand noch kurz gestritten und waren dann wieder verschwunden. Kemaq hatte versucht, den Chimú zu beruhigen, aber das war unmöglich. Und noch immer sagte Chumun nichts, was sie zu einem brauchbaren Fluchtweg geführt hätte. Also versuchte Kemaq selbst, sich einen Weg auszudenken. Die Mauer war zu gut bewacht, und auf offenem Feld würden sie den fliegenden Göttern nicht entkommen können. Der Graben war vielleicht eine Möglichkeit, aber wenn die Fremden nicht dumm waren, hatten sie inzwischen herausgefunden, auf welchem Weg er die Männer in die Festung gebracht hatte. Der Graben! Wenn er in die Festung hineinführte, dann musste er doch auch wieder irgendwo hinausführen! Vielleicht war das ein Weg. Die Stunden verrannen, Kemaq hatte die Sichel des Mondes über dem Brunnenrand aufgehen sehen. Jetzt war sie schon auf der anderen Seite verschwunden. Der Morgen rückte näher.
    » Wir müssen los«, sagte er.
    » Du willst hier weg? Aber warum denn?«, fragte Chumun ängstlich.
    » Wenn es erst hell ist, werden wir nie aus der Festung herauskommen.«
    » Dann warten wir hier. Irgendwann werden die Götter uns vergessen.«
    » Ich werde gehen. Du kannst bleiben, wenn du willst«, erwiderte Kemaq, der einsah, dass er mit gutem Zureden wohl nichts erreichen würde.
    » Aber du kannst mich doch nicht allein lassen«, flehte der andere.
    » Dann komm mit«, sagte Kemaq und schob die Schilfbündel, die sie so gut beschützt hatten, zur Seite.
    Es war nicht leicht, den Chimú dazu zu bringen, den Brunnen zu verlassen, aber schließlich folgte er Kemaq doch. Der Weg hinaus war einfacher, als Kemaq gedacht hatte, denn es gab eine steile Treppe, die nach oben führte, angelegt einst wohl für die Menschen, die hier Wasser schöpften. Der kleine Platz lag in Dunkelheit. Es gab nur einen schmalen Ausgang, und dem folgten sie.
    » Wir müssen dahin, wo der Kanal die Festung wieder verlässt – weißt du, wo das ist?«, fragte er Chumun.
    Dieser schüttelte den Kopf. Kemaq dachte aber, es könne nicht so schwer sein, diesen Auslass zu finden, er vermutete ihn einfach auf der anderen Seite der Festung. Sie schlichen voran, immer mit sorgenvollem Blick zum Himmel. Dann wurde Kemaq klar, dass es so nicht gehen würde. » Höre, Chumun, wenn wir hier von Ecke zu Ecke schleichen, werden uns die Götter früher oder später sehen und an

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