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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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haben wir in der Nähe des Grabens erwischt. Jetzt wissen wir auch, wie sie in die Festung hineingelangt sind. Sie sind geschwommen.«
    » Der Graben? Habt Ihr nicht gesagt, der sei vergittert?«, warf der Hochmeister ein.
    » Holz, Don Maximilian, alt und morsch. Sie haben Löcher in beide Gatter gebrochen.«
    Der Hochmeister nahm diese Neuigkeit schweigend zur Kenntnis.
    » Wisst Ihr denn, wie viele es waren?«, fragte Mila.
    » Nein, Condesa. Wir wissen nur, dass wir sechs getötet und mit jenem in der Kammer drei gefangen haben. Es waren noch mehr, aber sie werden nicht entkommen. Baal sperrt nun den Graben, das einzige Tor wird von Amun-Ra und einigen unserer Arkebusiere bewacht, und Drachen kreisen über den Mauern. Und natürlich sind unsere Männer hinter ihnen her. Sie können nicht hinaus.«
    » Gut, ich verlasse mich auf Euch, Don Gómez«, sagte der Hochmeister knapp. » Aber noch etwas anderes. Ihr kennt doch die beiden Männer, die mit Don Rodrigo ins Land kamen?«
    » Ruiz und Felipe? Natürlich.«
    » Sucht sie bitte und schickt sie her. Ich will, dass sie von nun an meine Nichte begleiten, und zwar auf Schritt und Tritt.«
    » Wie Ihr wünscht, Don Maximilian.«
    Mila wartete, bis der Katalane gegangen war. Der Gedanke mit der Leibwache gefiel ihr gar nicht. » Ich würde jetzt gerne zu Nabu gehen, Onkel.«
    » Du wirst damit warten, bis die beiden Männer hier sind. Außerdem wird er in der Luft sein, so wie alle Drachen. Ich glaube, ich habe ihn ein oder zwei Mal brüllen hören. Er ist zornig.«
    Mila hatte ihn auch gehört, und natürlich hatte sie den Zorn in seiner Stimme bemerkt. Das bewog sie zu einer Frage: » Es gibt da etwas, was ich nicht verstehe, Onkel. Nabu, er hat mich als seine Reiterin gewählt, und bei unserem ersten Flug, da schien er mir auch … ich weiß nicht, wie ich es nennen soll … er schien so nah und vertraut. Doch dann, auf einmal, war er wieder ganz fremd, fast als würde er mich nicht kennen. Und das nicht nur, wenn Dietmar in der Nähe war.«
    Der Hochmeister antwortete nachdenklich: » Über seine Zurückhaltung solltest du dich nicht wundern, Mila, eher doch darüber, dass er ausgerechnet dich auserkoren hat. Aber dieses Thema haben wir wohl hinreichend erörtert.« Der Hochmeister seufzte und fuhr fort: » Sie sind alt, Mila, beinahe neunhundert Jahre. Hast du eine Vorstellung davon, wie viele Reiter jeder von ihnen seither getragen hat? Und jeden dieser Reiter haben sie überlebt und betrauert. Es heißt, dass es früher enge Freundschaften zwischen Rittern und Drachen gab, aber das ist lange her. Ich glaube, heute ist es ihnen beinahe gleichgültig, wer in ihrem Sattel sitzt. Es ist doch mehr als hundert Jahre her, dass ein Drache auf das Recht der Wahl bestand. Ich denke, du kannst auf Nabus Freundlichkeit rechnen, aber nicht auf seine Freundschaft. Und warum er sich ausgerechnet für dich entschieden hat, das fragst du ihn dann doch am besten selbst.«
    Fray Celsos leise Schritte näherten sich der großen Kammer. Er war ganz außer Atem, als er eintrat, und Mila hörte ihn nervös an seiner Mönchskutte zupfen.
    » Was habt Ihr erfahren, Fray?«, fragte der Hochmeister.
    » Allzu viel, allzu viel, fürchte ich. Ritter Balian war recht grob zu ihnen, denn erst wollten sie nicht reden. Auch die Drohung, sie zu töten, bewirkte nichts. Aber dann hatte der junge Konrad die Idee, ihnen mit Feuer zu drohen …«
    » Augenblick«, unterbrach ihn der Hochmeister, » einer unserer Schildknappen leitet dieses Verhör?«
    » Oh, verzeiht, Don Maximilian, sein Bruder hat ihn hinzugezogen, denn er meinte, Konrad sei in solchen Dingen sehr einfallsreich. Ich wusste nicht, dass Ihr dies nicht wünscht.«
    » Es ist nicht Euer Fehler, Fray, doch werde ich wohl mit Balian reden müssen, wieder einmal. Aber weiter.«
    Der Fray atmete offenbar erleichtert auf. » Ich gestehe, dass ich seinen Methoden auch nichts abgewinnen kann. Jedenfalls hat Konrad ihnen gedroht, sie im Drachenfeuer verbrennen zu lassen, und das schien sie sehr zu ängstigen, denn plötzlich redete einer von ihnen, ja, er sagte sogar, dass es ihm nichts ausmache zu sterben, nur verbrennen dürften wir ihn nicht.«
    Mila schwieg betroffen. Die Männer wurden gefoltert?
    » Fray Celso, bitte, was haben sie gesagt?«, mahnte der Hochmeister.
    » Sie sagten, dass sie ausgesandt worden sind, die Fremde mit der Borla zu fangen. Ihr wisst, die Borla, das Stirnband, ist bei ihnen offenbar ein Zeichen hoher Macht.

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