Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
unserem Verhalten erkennen, wer wir sind. Also werden wir nicht schleichen, sondern gehen. Es ist Nacht, sie werden uns für welche von den Fremden halten.«
    Der Chimú schüttelte den Kopf. » Wir müssen rennen, nur schnell genug rennen«, stieß er hervor.
    » Du kannst nicht schneller rennen als ein Gott, Chaski, aber wir können sie überlisten. Lass es uns versuchen«, redete Kemaq ihm gut zu.
    Widerstrebend gab Chumun nach.
    Sie traten hinaus auf die Gasse. Sie hatten keine Fackel, das war ein Schwachpunkt in seinem Vorhaben, wie Kemaq sehr wohl wusste. Aber vielleicht tragen auch nicht alle Fremden Fackeln, dachte er. Sie suchten schließlich schon seit Stunden nach ihnen, und Fackeln brannten nicht ewig. Sie gingen eine schmale Gasse entlang, bogen in die nächste ein, und Kemaq zwang sich, nicht nach oben zu sehen. Sie hatten auch keine Panzer, kein schimmerndes Erz am Leib, aber er betete einfach, dass es gut gehen möge. Vielleicht würde Tamachoc ja für ihn diese fliegenden Schlangen täuschen. Sie erreichten einen Teil der Festung, den er noch nicht gesehen hatte. Die Mauern waren hier höher, und die Abzweigungen wurden weniger. Kemaq verstand den Sinn dieser Gassen nicht. Es gab nur nackte Lehmwände, aber keine Hütten rechts oder links, und damit leider auch keine Möglichkeit, sich bei Gefahr zu verstecken. Der Chimú erklärte ihm unsicher, dass in solchen Gassen die Priester geheime Rituale vollführten, und er wollte schon wieder nicht weitergehen. » Dies ist ein heiliger Weg, und keiner, der nicht Priester ist, darf ihn gehen«, erklärte er und starrte die lange, schmale Gasse entlang. Kemaq zögerte. Ein Weg nur für Priester? Den wollte er nicht nehmen. Sie kehrten um, aber in der Straße, aus der sie gekommen waren, war inzwischen Licht. Chumun begann wieder zu zittern.
    » Die Gasse der Priester, schnell«, flüsterte Kemaq.
    Chumun schüttelte den Kopf. Stimmen waren hinter der Ecke zu hören. Sie kamen näher. Kemaq gab dem anderen einen Stoß. » Lauf«, zischte er, drehte sich um und lief los.
    » Warte!«, stieß der Chimú ängstlich hervor und stolperte hinter ihm her.
    Die Gasse war lang und eng, und die Mauern waren zu hoch, um darüberzuklettern. Kemaq warf einen Blick nach oben. Die hohen Mauern würden sie hoffentlich auch den Blicken der Götter entziehen, wenn sie nicht genau über ihnen waren. Er rannte und drehte sich nicht um. Hinter sich hörte er den Chimú keuchen. Die Stimmen wurden lauter. Die schmale Gasse schien kein Ende nehmen zu wollen. Endlich erreichten sie eine Abzweigung. Kemaq rannte um die Ecke – und sah drei fremde Krieger, die ein Stück entfernt um ein Feuer standen und in die Flammen starrten, auf ihre langen Speere gestützt. Entsetzt prallte er zurück und riss den Chimú, der ihn fast über den Haufen gerannt hätte, am Arm wieder in die schmale Gasse zurück. Sie stolperten weiter, plötzlich tat sich rechts ein schwarzes Viereck auf, ein Eingang. Kemaq hatte den Chimú noch am Arm. Er zerrte ihn hinein in die schützende Dunkelheit. Sie stolperten, drückten sich an die Wand neben dem Eingang und lauschten keuchend auf die Schritte, die durch die lange Gasse schallten und näher kamen.
    Der Wind spielte mit Milas Haaren, und sie fühlte sich leicht auf dem Rücken des Drachen. Die Rufe der Männer, die unten in der Festung nach den Indios suchten, waren kaum noch zu hören. Sie wusste nicht, wie sie das Gespräch beginnen sollte. » Sind wir noch über der Stadt?«, fragte sie schließlich.
    » Nein, ich dachte, es kann nicht schaden, wenn wir auch etwas außerhalb der Mauern suchen«, erwiderte Nabu.
    Mila hörte fernes Meeresrauschen. » Was wirst du tun, wenn du diese Männer findest, Nabu?«
    » Ich werde sie töten«, antwortete er schlicht und flog eine elegante Schleife. Das Geschirr knarrte, und Mila schmiegte sich enger an den Drachen. » Weißt du, diese Indios, sie wollten mich eigentlich gar nicht umbringen, Nabu. Sie wollten mich fangen und dann einem ihrer Götter zum Opfer bringen«, erwiderte sie und gab dann zu: » Also, eigentlich wollten sie wohl schon meinen Tod.«
    Nabu brummte. » Ich werde sie töten. Und welchem Gott? Pachakamaq?«
    » Nein, Inti, das ist ihr Sonnengott, weißt du?«
    Wieder brummte der Drache nachdenklich, bevor er sagte: » Sie haben viele Götter in diesem Land.«
    » Und du fragst dich, ob einige von ihnen Drachen sind?«, fragte Mila, die immer noch nach den richtigen Worten suchte, um Nabu das zu

Weitere Kostenlose Bücher