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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Mensch nicht. Kemaq starrte lange hinüber. Das Schlupfloch wurde nicht größer.
    Sie zogen sich hinter eine Ecke zurück. » Ich weiß nicht weiter, Chumun«, sagte Kemaq tonlos.
    » Das Tor«, sagte der Chimú. Es klang seltsam, beinahe heiter.
    » Aber das ist doch sicher verschlossen und bewacht!«, rief Kemaq leise.
    » Diese Festung ist lange verlassen, und ich weiß, dass das Tor gar nicht mehr geschlossen werden kann«, sagte Chumun. » Lass uns nachsehen.«
    Das Dach des Palastes trug die beiden Drachen, entgegen der Befürchtungen, die Mila vor ihrer Landung geäußert hatte, als ihr die geborstene Wand der großen Kammer wieder in den Sinn gekommen war. Sie war auf Nabu sitzen geblieben, wie er es ihr geraten hatte, und sie spürte Marduks Atem, denn der Anführer der Drachen war sehr nahe gekommen, um sie zu mustern.
    » Sie hat also zur Krankheit auch die Gabe bekommen?«, fragte er, als hätte er es nicht schon gewusst.
    » Ich habe es selbst auch nicht erwartet«, erwiderte Nabu ruhig. » Und ich habe es auch nicht herbeigeführt. Sie hat die Flamme selbst entdeckt.«
    » Ist das wahr, Milena?«, fragte Marduk.
    Mila nickte. » Es war auf dem Platz, während der Wahl. Da waren plötzlich diese bleichen Flammen.«
    Marduk schnaubte. Es klang irgendwie vorwurfsvoll. » Ich habe dich ebenfalls gesehen, und einige andere von uns auch. Das ist unerwartet. Bleich, sagst du?«
    » Eine blasse Flamme«, bestätigte sie. Nabu hatte nichts von dem Bild gesagt, das er ihr gezeigt hatte, und sie sah keine Veranlassung, es als Erste zu erwähnen. » Was bedeutet das, Marduk?«, fragte sie.
    » Blass«, wiederholte er seufzend. » Ich frage mich, warum es nicht früher geschehen ist. Du bist schon Monate mit uns zusammen. Ob es an diesem Land liegt?«
    » Aber was ist denn eigentlich geschehen – ich meine, was bedeutet dieses fahle Feuer?«, rief Mila, da Marduk ihrer Frage ausgewichen war.
    » Du solltest es ihr erklären«, meinte Nabu, » sie hört doch nicht auf, danach zu fragen.«
    Wieder schnaubte Marduk. » Nicht alle von uns sind mit dir der Meinung, dass es klug ist, sie in unsere Geheimnisse einzuweihen, Nabu Einzahn.«
    » Aber du wirst nicht auf das hören, was Nergal sagt«, stellte Nabu ruhig fest.
    Ein erneutes Schnauben folgte, und dann sagte der Oberste der Drachen: » Nein, natürlich nicht. Sie soll etwas über das Feuer erfahren.« Er räusperte sich und sagte: » Du weißt sicher, dass wir Drachen einst aus der Erde hervorkamen, vor langer Zeit.«
    » Ich habe davon gehört«, sagte Mila unsicher.
    » Aus der Lava kamen wir hervor, aus erloschenen Vulkanen, die einmal noch Feuer spuckten, nur, um uns einen Weg auf die Welt zu bahnen«, fuhr Marduk fort. Mila lauschte. Sie hatte natürlich davon gehört, aber es war das erste Mal, dass ihr ein Drache selbst diese Geschichte erzählte. » Wir sind Wesen des Feuers, Milena, nein, wir waren Feuer! Flammen in einem Meer von Glut.«
    » Schlafendes Feuer«, ergänzte Nabu andächtig, und Mila war nicht sicher, ob er die Drachen oder die Glut meinte.
    » Dann wurden wir geweckt, jäh und rücksichtslos«, fuhr Marduk mit Bitterkeit in der Stimme fort. » Geweckt und für immer dem Feuer entrissen, durch die Gier und Dummheit der Alchemisten, die die Erde durchwühlten nach Schätzen, die besser verborgen bleiben sollten. Verflucht sollen sie sein!« Noch nie hatte Mila erlebt, dass der Anführer der Drachen so bewegt war.
    » Wir waren reines Feuer, und jetzt sind wir an diesen groben Leib gebunden«, erklärte Nabu leise. » Du kannst dir nicht vorstellen, wie schmerzhaft die Erinnerung ist. Nun, es gibt für uns keinen Weg zurück. Das Feuer brennt noch in uns, und wir können es sehen, wenigstens manchmal. Früher sahen wir einander schon über viele Meilen, und an der Farbe der Flamme konnten wir erkennen, wer dort flog. Doch unser Feuer ist fast erloschen, Mila, und so ist es nur noch ein gelegentliches bleiches Aufflackern, schwach, und selbst wir sehen es nur noch selten. Aber offenbar siehst du es auch. Und das könnte bedeutsam sein.«
    » Bedeutsam?«, fragte sie unsicher.
    » Weißt du, warum wir hier sind, Milena?«, erkundigte sich Marduk ernst.
    » Der Kaiser will, dass wir ihm neues Land erobern«, erwiderte Mila zögernd und mit dem sicheren Gefühl, dass das die falsche Antwort war.
    » So ist es«, antwortete Marduk, » und so ist es auch wieder nicht«, schränkte er gleich darauf ein. Dann schnaubte er, was wohl eine

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