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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Aufforderung an Nabu war, fortzufahren, denn dieser sagte nun: » Jeder von uns Eindringlingen verfolgt unter dem Mantel dieses kaiserlichen Befehls seine eigenen Ziele, Mila. Die Spanier kommen wegen der Reichtümer, die sie hier vermuten, dein Onkel hofft, dass er hier neues Land für den Orden gewinnen kann, und wir, wir sind hier, weil wir die Geschichten von den gefiederten Schlangen gehört haben, die als Götter verehrt werden.« Er machte eine kleine Pause, dann sagte er: » Drachen, Mila, wir suchen in diesem Land nach fremden Drachen. Doch es ist viel schwieriger, als wir dachten. Wir sehen sie nicht. Früher, als wir jung waren, da hätten wir neue Flammen schon über viele Meilen wahrgenommen, heute jedoch fehlt uns dazu die Kraft – und ihnen vielleicht auch –, wenn es sie überhaupt gibt.«
    » Und deshalb ist es bedeutsam, dass du unsere Flammen sehen kannst, Ritterschwester«, sagte Marduk bedächtig, » denn wenn diese Gabe in dir stärker werden sollte, dann kannst du vielleicht sehen, was wir nicht finden können. Aber vielleicht jagen wir auch nur Gerüchten hinterher.«
    Mila schluckte betroffen. Sie sollte sehen, was die mächtigen Drachen nicht sahen? » Aber ich habe die Flamme nur einmal aus eigener Kraft gesehen, und ich weiß auch nicht, wie das geschehen konnte«, rief sie.
    » Ist das so? Wie bedauerlich. Vielleicht erwarten wir auch zu viel von dir«, sagte Marduk nachdenklich.
    Ein lauter Ruf tönte vom Platz. Mila hatte ihn zuvor schon gehört, war aber zu gebannt gewesen, um dem Rufer Beachtung zu schenken. Jetzt erklang ein ungeduldiger Hornstoß.
    » Was hat das zu bedeuten?«, fragte Marduk verdrossen und bewegte sich zum Sims des Daches. Mila spürte die Erschütterung, die seine Bewegung auslöste. Er drehte sich noch einmal zu ihr um. » Kein Wort davon zu einem anderen Menschen, hörst du?«
    Mila nickte, auch wenn sie nicht genau verstand, warum sie das niemandem erzählen sollte. Marduk hatte den Sims erreicht und rief hinunter: » Was tust du da, Balian?«
    » Ich rufe meinen Drachen, was sonst?«, lautete die beinahe unverschämt klingende Antwort.
    » Weißt du nicht, dass er zur Wache am Tor eingeteilt ist?«, fragte Marduk hinunter.
    » Was kümmert es mich?«, gab Balian zurück. » Ich brauche ihn für die Jagd.«
    Vieles in Kemaq sträubte sich gegen den Vorschlag, es wirklich am Tor zu versuchen, aber sosehr er auch sein Hirn marterte, es fiel ihm nichts Besseres ein. Der Chimú wollte los, aber Kemaq hielt ihn zurück und deutete nach oben. Ein Drachen kam in steilem Sinkflug von den Sternen herab, zog über sie hinweg und flog weiter Richtung Palast. Ein Hornsignal wehte durch das Morgengrauen. Sie hasteten weiter, dann hörten sie aus nächster Nähe ein lautes Knurren, darauf mächtigen Flügelschlag, und plötzlich, bevor sie auch nur daran denken konnten, Deckung zu suchen, tauchte über ihnen ein riesiger Drachen auf. Er flog so dicht über ihnen, dass Kemaq seine Schuppen hätte zählen können – aber der Gott bemerkte sie nicht. Kemaq starrte ihm verblüfft hinterher. Im ersten Licht des Tages war er sich fast sicher, dass es jenes graugrüne Ungetüm war, das ihn am Fluss beinahe getötet hätte.
    Kemaqs Blick löste sich von dem riesigen Wesen, und er drehte sich um. Nur durch eine einzige Häuserreihe von ihnen getrennt, ragte die Festungsmauer in die ungewisse Morgendämmerung. Eine Lücke deutete an, dass genau dort, wo eben der Ankay Yaya aufgestiegen war, das Tor liegen musste. Der Chimú lachte leise, auf eine beunruhigend entrückte Art. » Siehst du, der Wächter ist fort«, flüsterte er heiter.
    » Sie werden Männer dort haben«, sagte Kemaq, der nicht glauben konnte, dass sie so viel Glück haben sollten.
    » Männer, aber keine Götter! Komm!«, rief Chumun und lief los. Kemaq folgte ihm. Sie hielten sich hinter den Häusern und damit von der Mauer fern, bis sie die breite Straße erreichten, die den großen Platz mit dem Tor verband. Vorsichtig spähten sie um die Ecke. Es wachte wirklich kein Gott dort, aber Kemaq entdeckte fünf Männer, die vor dem offenen Tor am Feuer standen. Der Chimú hatte Recht: Es gab gar keine verschließbaren Torflügel dort, nur einen offenen Durchgang.
    » Das können wir schaffen«, sagte der Chimú aufgeregt.
    Kemaq nickte widerstrebend. Die Sache gefiel ihm nicht. » Sie sind schwer bewaffnet«, gab er leise zurück.
    » Das macht sie nur langsam«, flüsterte Chumun.
    Wieder fand Kemaq keinen Grund, dem

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