Drachentau
neue Möglichkeiten, wenn sie größer sind. Hat nicht Bernhard besonders viel von Tumaros?«
»Er hat auch besonders viel von Jakob«, sagte Emilia lächelnd und schaute Jakob an.
»Umso besser«, sagte Eschagunde, »und bis sie älter sind, müssen wir sie schützen.«
»Aber wie?«, fragten Bodo und Emilia wie aus einem Mund.
»Mit Schutzzauber. Ich kann den Drachen nicht ändern, aber die Bären stärken, die er verwundet. Der Zauber wirkt bei jedem anders. Er verändert ein wenig die Sicht, die Art, wie man Dinge empfindet, dämpft die Gefühle. Aber er hilft, zu überleben. Wichtig ist nur, dass er wieder aufgehoben wird, wenn sie nach Hause kommen. Die Frage ist, wie ich hineinkomme. Mit einem starken Schutzzauber kann ich mich nicht von vorne nähern. Tumaros würde es sofort spüren. Ich müsste einen Gang von hinten durch den Berg bis in die Höhle graben. Das wird viel Zeit brauchen.«
»Wir können dir beim Graben helfen«, sagte Bodo.
Eschagunde schüttelte den Kopf. »Eure pure Anwesenheit würde mich sofort verraten. Es wird ein Zaubergang. Ich muss Schicht für Schicht ablösen, so wenig, dass ich gerade durchkomme. Wenn ich drin bin, wird Tumaros mich alsbald bemerken. Das heißt, ich habe für den Zauber nicht viel Zeit. Ich muss ihn vorbereiten, in einen Träger legen, den die Kinder schnell aufnehmen können und sofort wieder verschwinden.«
»Was für ein Träger kann das sein?«, fragte Emilia.
»Das ist das kleinste Problem. Kekse.« Eschagunde lachte. »Kannst du Kekse backen, Emilia?«
»Selbstverständlich! Und du verzauberst sie dann?«
Eschagunde griff in einen kleinen Beutel, den sie unter ihrem Gürtel hervorholte, und zog ein etwa erbsengroßes Goldstück hervor. »Nicht direkt. Schutzzauber haftet nicht an Keksen. Dafür braucht man Stärkeres. Gold. Jakob und Bodo, könnt ihr dieses Goldstück zu Staub zerreiben.« Sie schaute die beiden fragend an.
»Es wird einige Zeit dauern, aber es ist kein Problem«, antwortete Jakob und nahm das Goldstück entgegen.
»Gut, dann macht euch daran. Dem Goldstaub kann der Zauber anhaften und wir backen das Gold in die Kekse. Die müssen dann nur noch gegessen werden.«
»Endlich etwas, das einfach klingt«, sagte Bodo, erleichtert, nun zur Tat schreiten zu können. Er verschwand mit Jakob hinter der Hütte im Werkzeugschuppen.
Emilia und Eschagunde blieben allein zurück.
»Eschagunde, was hat dich nur so lange aufgehalten?«
»Wichtige Geschäfte, Emilia. Leider ist der Drache nicht unser schlimmstes Problem.«
»Nicht? Was soll das heißen?«
»Jetzt ist nicht die Zeit für Erklärungen. Sag du mir, was mit dir und Jakob ist. Ich hätte gedacht, ihr seid längst ein Paar.«
»Du kannst doch zaubern, Eschagunde? Kannst du nicht einen Liebeszauber über uns legen?« Emilia kamen wieder Tränen.
»Nein, Liebe kann man nicht zaubern. Liebe kann man nur leben. Was ist passiert? Ich kann es mir denken, aber ich möchte es von dir hören.«
»Du siehst doch, was mit denen passiert, die ich liebe, hat Jakob zu mir gesagt, als Rosa verschwand. Seit dem spricht er nicht mehr mit mir.« Emilia flüsterte fast.
»Er wird dir seine Liebe noch bekennen. Verlier nicht die Hoffnung. Drachenwunden sind tief, aber unheilbar sind sie nicht.«
Emilia nahm Eschagundes Hände und flüsterte ein »Danke«. Müde vom vielen Reden und Hören schaute sie in das Kaminfeuer, lauschte dem Knistern und schwieg. Eschagunde lehnte sich zurück und schloss die Augen, als würde sie einen kleinen Mittagsschlaf halten. Nur ihre kerzengerade Haltung verriet, dass sie hellwach war. Emilia sah sich in Jakobs Wohnzimmer um. Bilder kamen zurück, wie sie vorm Kamin gesessen, geredet oder geschwiegen hatten, jede Sekunde genießend, die sie miteinander verbrachten. Sie atmete Jakobs Geruch ein, erdig, würzig, ein Hauch von Heimat und Vertrautheit in ihrer wunden Seele. Die Augen schließend sah sie ihn vor sich. Sie hatte damit leben können, dass sie kein Paar waren, aber ihn auch als Freund zu verlieren, stach eine Wunde in ihr Herz, wie nur Drachen es können.
Eschagundes Hand auf ihrer Schulter riss sie aus ihren Gedanken. »Es wird Zeit, den Keksteig anzurühren. Die Männer werden bald fertig sein.«
»Oh natürlich, ich brauche nur ein paar Minuten, vorausgesetzt, Jakob hat alle Zutaten im Haus.«
Jakob hatte alle Zutaten im Haus. Seine Küche war fein säuberlich aufgeräumt, nichts fehlte und nichts war überlagert.
»Wie viele Kekse brauchen
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