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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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sie tagelang zitternd in der Ecke gehockt hatten, nicht wissend, wie ihnen geschah.
    Bernhard schaute zu Rosa. Was würde werden, wenn er ginge? Würden Rosa und die Geschwister dafür bezahlen? Und wenn er nicht ging? Wie lange konnte ein Bär in einer Drachenhöhle leben? Bernhard schaute seufzend zu Letizia und wieder zu Rosa.
    Plötzlich kam der bläuliche Schimmer zurück. Das Loch begann, sich wieder zu verschließen. Bernhard musste handeln. Er griff sich eine Fackel und schlüpfte durch das Loch. Hinter ihm glühte es noch einmal rot auf, dann verschloss es sich. Keuchend schaute er sich um. Es war eine kleine Höhle mit einem schwarzen Loch zur Rechten. Der Fackelschein tanzte auf dem Felsen. Sein Atem klang dumpf von den Wänden zurück.
Hoffentlich ist es nicht mein Grab,
dachte Bernhard und tastete die Höhle ab. Das Loch entpuppte sich als fürchterlich enger Tunnel. Auf allen vieren kriechend, arbeitete Bernhard sich durch, getrieben von der Hoffnung auf Freiheit.
    Gerade noch rechtzeitig bemerkte er den Abgrund. Wie tief er ging, ließ sich nicht ausmachen, nur Schwarz tat sich vor ihm auf. Aber unweit von ihm sah er ein Loch, so groß wie seines, die Fortsetzung des Tunnels. Er setzte sich auf die äußerste Kante, warf mit leichtem Schwung die Fackel hinein und sprang hinüber. Aber der Felsen war zu glatt. Er fand keinen Halt und fiel in die Tiefe.
    Hart schlug er auf, obwohl es nur einen Meter nach unten ging. Sein Rücken schmerzte. Sein Herz schlug hart in seiner Brust. Er schnappte nach Luft. Kälte stieg vom Boden auf, kroch in seine Glieder und ließ ihm beinahe das Blut gefrieren. Bernhard wollte sich aufsetzten. Er schaffte es nicht. Die Kälte hielt ihn gefangen.
    Aus dem Tunnel schien die Fackel mit blassem Schein. Bernhard starrte auf das Licht, nahm seine ganze Kraft zusammen und setzte sich mit einem Ruck auf. Die Kälte ließ nach. Der Bär nutzte den Augenblick und sprang in den Tunnel. Gehetzt griff er die Fackel und kroch voran, als wären alle Drachen der Welt hinter ihm her. Allmählich erwärmten sich seine Glieder. Bernhard hielt an. »Was um alles in der Welt war das«, fragte er laut und verdrängte den Gedanken, es gäbe Dinge, die noch schlimmer sind als ein Drache.
    Nachdem sein Atem sich beruhigt hatte und sein Herz aufhörte, laut zu klopfen, setzte er seinen Weg fort. Zügig krabbelte er, gestärkt vom Drachentau und seinem eisernen Willen, bis am Ende des Tunnels ein Licht zu sehen war.
    Erst nur ein kleiner Punkt, immer größer werdend. Als Bernhard ein Windzug um die Nase flog und frische, kühle Luft zu ihm brachte, war es sicher: Er hatte den Ausgang erreicht. Der Gang wurde breiter. Erschöpft setzte er sich auf und hielt eine Hand vor die Augen. Langsam gewöhnte er sich an die Helligkeit und wagte einen Blick nach draußen.
    Doch bevor er die Freiheit einatmen konnte, sah er Tumaros mit donnerndem Flügelschlag auf sich zukommen. Erschrocken kroch er zurück in den Tunnel und drückte sich auf den Boden. Sein Herzschlag dröhnte mit lautem Trommelwirbel in seinen Ohren. Wieder hörte er Tumaros vorbeifliegen. Dicke Schweißperlen rannen von seiner Stirn. Vorsichtig hob er den Kopf und blickte zum Ausgang. Ein heftiger Windstoß hieb ihm ins Gesicht. Dann kam Stille. Nichts rührte sich.
    Während Bernhard wartete, dass etwas passierte, hörte er die ersten Vögel singen. Aus weiter Ferne drang ihr Lied an sein Ohr. Er legte seinen Kopf auf seinen Arm, holte noch einmal tief Luft, atmete vorsichtig aus und fiel in einen traumlosen Schlaf. Er sah nicht, wie Tumaros um den Berg flog und ihn suchte, plötzlich in seine Höhle zurück eilte, als hätte er seinen ganzen Schatz zu verlieren. Er sah weder Sonne noch Mond noch Morgenröte.
    Nicht die Vögel weckten ihn, nicht der Morgen, nur ein einziger Gedanke, der sich durch seinen ganzen Körper drängte: Wasser. Sein Kopf hämmerte, seine Glieder schmerzten. Aber der Duft der Freiheit schmeckte herrlich in seinem trockenen Mund.
    Bernhard krabbelte aus dem Gang. Vorsichtig sah er sich um. Der Ausgang wurde von einem Busch verdeckt. Bis zur Baumgrenze ging es einige Meter in die Tiefe. Langsam begann er mit dem Abstieg. Es war weniger schwierig als gedacht. Das erste Stück war glatt, aber man konnte daran hinunterrutschen. Im Wald folgte er einem kleinen Pfad, vernahm schon bald das Geräusch eines plätschernden Baches und kam zu einer Quelle. Er tauchte seine Hände in den Bach, formte sie zu einer Schüssel und

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