Drachentau
leise.
»Ich hätte früher handeln müssen. Es war zu spät. Es war meine Schuld.«
»Wie hättest du es verhindern wollen?«
»Ich hätte nicht erlauben dürfen, dass Rosa hier bleibt. Ich wusste doch, wie gefährlich er ist.« Tränen liefen über Jakobs Wange. »Aber ich liebe Rosa so sehr. Ich wollte sie gerne bei mir behalten, als Lena und Boris gingen ... Ich wollte nicht allein sein ... Ich bin schuld, Emilia. Ich habe Walburga verloren ... Lena musste gehen ... und jetzt auch noch Rosa.« Jakob schluchzte.
»Ich weiß, dass es wehtut, Jakob. Der Drache schlägt die Wunden, nicht du. Vergiss das nicht.«
Er sah Emilia an. »Ich habe dir wehgetan, Emilia. Ich liebe dich. Ich liebe dich schon so lange. Jeder Tag, an dem du nicht bei mir warst, war ein verlorener Tag. Ich dachte, ich hätte kein Recht mehr auf Glück. Ich dachte, ich verliere dich, wenn du in meine Nähe kommst. Ich hatte Angst, du stirbst, wenn ich mir erlaube, dich zu lieben.«
Er stockte und blickte Emilia fest in die Augen. Ihr Herz begann zu rasen. Sie blickte zum Drachenberg und schaute dann auf den Boden.
»Jakob«, flüsterte sie. »Jakob.«
Er legte seine kräftigen, großen Hände auf ihre Schultern. »Ich bin ein alter, verschrumpelter Bär. Ich weiß gar nicht, ob ich zur Liebe noch tauge. Aber ich weiß, dass ich dich liebe und keinen einzigen Tag mehr ohne dich leben will.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Jakob«, flüsterte sie noch einmal.
Da zog er sie in seine Arme und küsste sie wieder und wieder. Er spürte ihre Lippen, ihren weichen Mund und fand, dass sie verdammt gut schmeckte.
Jakob löste sich von Emilia und nahm ihre Hände. Sie sahen sich in die Augen und tranken lange aus ihren Blicken.
»Und, was sagst du? Willst du mir nicht antworten?«
Emilia lächelte. »Ich bin sprachlos. Was soll ich sagen?«
»Zum Beispiel, ich liebe dich auch. Damit würdest du mich zum glücklichsten Bären der Welt machen.«
Emilias Augen funkelten. »Ich werde es mir überlegen und bis dahin koche ich uns etwas zum Mittag.«
»Wie du meinst.«
Jakob griff Emilias Bündel und öffnete ihr die Gartenpforte. Sie schritt hindurch, wie schon hundertmal zuvor. Aber zum ersten Mal wie in ihr eigenes Zuhause. Und das fühlte sich verdammt richtig an.
Jakob setzte sich in seinen großen Sessel und schaute Emilia beim Kochen zu. Keine Sekunde ließ er sie aus den Augen. Jede ihrer Bewegungen wurde von seinen Blicken aufgesogen. Sie war wunderschön. Ihr schon leicht ergrautes Kopfhaar sah elegant aus und ihre Gesichtszüge verrieten, dass sie sich im Leben auskannte. Auch sie war durch viele Tiefen gegangen, genau wie Jakob. Aber die Liebe zum Leben hatte sie nie verloren.
Der Duft nach gebratenem Hähnchenfleisch erfüllte den Raum. Die beiden Verliebten saßen sich gegenüber, hielten sich eine Hand und mit der anderen aßen sie.
»Und? Kannst du mir jetzt antworten, Emilia?«
»Antworten? Worauf?«
»Auf meine Frage.«
»Ja!«
»Ja, was?«
Emilia legte ihre Gabel zur Seite und schaute Jakob mit festem Blick an. »Ja, ich liebe dich, du alter Griesgrambär. Ich liebe dich so sehr, dass es wehtut.«
Jakob stand auf, ging um den Tisch herum und zog Emilia in seine Arme. »Was war ich doch für ein Narr, dass ich dich all die Jahre nicht gefragt habe. Ich habe unendlich viel verpasst.«
»Zum Glück ist es noch nicht zu spät.«
Jakob zog seine Emilia ganz fest in seine Arme, sie spürte sie um ihren Körper, fühlte sich gehalten und geborgen und er küsste sie, ausgiebig und lange, als müsste er Jahre ohne Kuss nachholen.
Schließlich setzten sie sich wieder und aßen weiter.
»Kann ich dich was fragen, Emilia?«
»Natürlich. Alles.«
»Warum hast du nie geheiratet?«
Emilia zog die Augenbrauen hoch. »Das weißt du nicht?«
Jakob schüttelte verwirrt den Kopf. »Nein. Sag es mir.«
»Ich habe dich geliebt. Schon immer. Dich und niemand sonst. Aber du wolltest Walburga.«
Betroffen schaute Jakob sie an. »Es stimmt, ich habe Walburga geliebt, mehr als mein Leben. Und ich hätte mein Leben für ihres gegeben, hätte ich die Wahl gehabt. Aber ich wusste nicht, dass du ... Emilia, du bist wunderschön. Du hättest jeden haben können.«
»Jeden außer dich. In meinem Herzen ist nur Platz für einen Mann und das bist immer nur du gewesen.«
Jakob schaute ihr sprachlos in die Augen. »Und ich Vollidiot wohne Jahrzehnte neben meinem Glück und ergreife es nicht. Bitte verzeih mir Emilia. Ich habe dich
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