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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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Mama noch eine Flüssigkeit auf die Wunden getropft. Der Drache hat sie bemerkt und ist wütend geworden. Er hat Feuer in unsere Bärenhöhle gespien. Es wurde immer heißer. Da hat Eschagunde ihren Zauberstab genommen und ist in die Drachenhöhle zu meinem Vater gegangen. Sie haben gekämpft. Ich weiß nicht wie lange. Eine Ewigkeit. Es blitzte und wurde immer heißer. Wir hatten uns in einer Ecke ganz klein gemacht. Wir dachten, wir verbrennen. Alle. Aber dann war es plötzlich still. Wir haben Eschagunde nie wieder gesehen. Seitdem hat Tumaros auf seinem Platz gelegen, mit dem Kopf zur Wand. Wir durften nicht mehr raus. Nur Ella, um uns Wasser und Früchte oder Pilze zu holen.« Bernhard machte eine Pause und schaute auf den Tisch.
    Emilia streichelte sanft über sein Haar. »Und dann, was ist dann passiert?«
    Bernhard holte tief Luft. »Nichts mehr. Mama hat versucht, uns zu unterrichten oder Aufgaben zu geben. Wir waren in der Höhle gefangen. Ich habe die ganze Zeit überlegt, wie die Fee hereingekommen ist. Ich habe den Zaubergang gesucht. Ohne Erfolg. Bis vor drei Tagen. Ich hatte mich an die Wand gelehnt und dann war die Wand weg. Ich meine, es war ein Loch in der Wand. Da habe ich nicht lange überlegt und bin durch das Loch hinaus.«
    Eine kleine Weile schwiegen sie. Dann sprach Jakob: »So wissen wir jetzt, dass ihr die Kekse bekommen habt. Hast du keine Idee, was mit Eschagunde passiert sein könnte?«
    Bernhard schüttelte den Kopf. »Nein, keine.«
    »Wie bist du durch den Zaubergang gekommen?«, fragte Emilia.
    Bernhard lief ein Schauer über den Rücken. »Es war stockdunkel. Nein, dunkler als stockdunkel und es war eng. Eine kleine Höhle war in der Mitte. Da ist eine unheimliche Kälte in meinen Körper gekrochen. Ich habe mich beeilt hindurchzukommen. Die ganze Zeit sind mir kleine Tiere über den Pelz gekrabbelt.«
    »Du warst sehr tapfer, mein mutiger Bär«, sagte Emilia anerkennend.
    »Ich war froh, als ich draußen war«, nickte Bernhard. Dann berichtete er weiter von seinem Weg durch den Finsterwald. Wie er in die Erde gezogen wurde und nicht wusste, wer ihn gerettet hatte.
    Jakob horchte auf, als er davon hörte. »Dann ist vielleicht doch etwas dran, an den alten Geschichten«, sagte er.
    »Was für Geschichten?«, fragte Emilia.
    »Von den Waldreitern. Ich werde es dir später erklären.«
    Emilia schloss Bernhard fest in ihre Arme. »Du bist jetzt bei uns. Willkommen zu Hause«, sagte sie.
    Bernhard stiegen Tränen in die Augen. »Glaubt ihr, dass Mama noch lebt? Tumaros war sehr wütend. Ich habe ihn gesehen.« Bernhard schluchzte leise. »Ich hätte nicht weggehen dürfen.«
    »Doch«, sagte Jakob, »du durftest gehen. Tumaros hatte kein Recht, euch dort festzuhalten.«
    »Und wenn jetzt alle sterben?«, fragte Bernhard leise.
    »Tumaros ist das Monster, nicht du«, antwortete Emilia.
    Bernhard schwieg. »Ich habe sie in Stich gelassen«, sagte er leise zu sich selbst.
    Sie setzten sich vor den Kamin, schauten in das Feuer, lauschten dem Prasseln und beobachteten, wie die Flamme die Holzscheite verzehrte. Niemand sagte ein Wort. Zu viele Gedanken rauschten durch ihre Köpfe. Durch das Fenster drang Vogelzwitschern an ihre Ohren. Der Wind spielte leise mit den Vorhängen, die Rosa damals genäht hatte.
    So verging die Zeit. Sie atmeten die Stille in einem letzten, tiefen Atemzug. Dann geschah es. Das wilde, verzweifelte Läuten der Dorfglocke drang an ihre Ohren. Unaufhörlich, sich ständig steigernd schlug Ferdinand Alarm.
    Drachenalarm!
    Jakob sprang auf. »Es ist so weit. Komm Bernhard, du musst dich verstecken!«
    Bernhard saß wie gelähmt. »Man kann sich vor Tumaros nicht verstecken. Er findet mich. Überall.«
    Jakob ging zu seinem Schrank und nahm den Teller mit dem Sternenstaub. »Nicht, wenn man das hier hat.«
    »Was ist das?«
    »Sternenstaub. Behaftet mit einem Tarnzauber. Lobelius hat ihn hier gelassen, damit wir dich schützen können.«
    Von Weitem war Tumaros‘ Flügelschlag zu hören. Erschrocken sahen sie sich an.
    Jakob packte Bernhard am Arm. »Schnell. Steig in die Kellerluke. Bleib dort, bis wir dich holen.«
    Rasch stieg Bernhard hinunter. Jakob ließ die Klappe zufallen, im letzten Augenblick streute er den Sternenstaub darüber. Die Hütte erzitterte unter Tumaros donnerndem Flügelschlag. Emilia nahm Jakobs Hand. Sie lauschten. Der Drache flog über die Hütte hinweg. Dann trat Stille ein. Tötende Stille.
    Jakob ging zu seinem Schrank und nahm einen Speer

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