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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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der Raumschiffe von der Erde eingestellt worden. Sie saß in Durrell fest.
    Jedes Mal, wenn sie darüber nachdachte, sagte sie sich, dass sie erwachsen war und damit fertig werden müsste. Doch dann fing sie an zu weinen. Durrell war die Hauptstadt von Thallspring; hier würden mehr Söldner herumlaufen als irgendwo sonst auf der Welt. In Durrell war alles größer – einschließlich der möglichen Schwierigkeiten.
    Eine Stunde nach Landung der Invasoren wurde ihre Verbindung nach Colmore unterbrochen. Sie unternahm alles Mögliche, um sie wieder herzustellen – vergeblich. Die Management-AS des Datapools meldete lakonisch, dass die Satellitenverbindungen gestört seien. Kein Wort darüber, warum oder wie es dazu gekommen war.
    Sie umschlang ihre Knie fester und zuckte bei jedem Geräusch im Wohnheim zusammen. Ihre Phantasie füllte das Treppenhaus und die Gänge mit Skinsuits, und die Invasoren zerrten Studenten aus ihren Zimmern und legten ihnen die explosiven Halsbänder um. Sie würden es alleine deswegen machen, weil Studenten stets Scherereien verursachten, weil sie aufrührerisch waren und demonstrierten und weil der Universitätscampus eine ständige Brutstätte von Revolutionären war.
    Ein Klopfen ertönte an der Tür. Michelle kreischte erschrocken. Das Klopfen wiederholte sich. Sie starrte auf ihre Zimmertür. Es gab keinen Ort zum Verstecken, keine Möglichkeit zur Flucht.
    Sie nahm die Arme von den Knien und stand auf. Das Klopfen kam erneut. Es klang weder autoritär noch ungeduldig. Sie hasste sich dafür, dass sie so verängstigt war, während sie über den abgetretenen Teppich tappte und den Schlüssel im Schloss umdrehte. »Es ist offen«, flüsterte sie.
    Sie zitterte, als wäre es tiefster Winter, während sich die Tür langsam öffnete. Jemand stand dort und betrachtete sie neugierig. Sie hatte so wenig mit ihm gerechnet, dass sie im ersten Augenblick glaubte, ihr fieberndes Gehirn erzeugte Halluzinationen.
    »Josep?«, murmelte sie.
    »Hi, Baby.«
    »O mein Gott, du bist es!« Sie sprang ihn an und umklammerte ihn so heftig, als wollte sie ihn zerquetschen. Aber … Josep!
    Sie hatten sich in diesem Sommer kennen gelernt, als sie Urlaub gemacht und ihr traumhaftes Examen gefeiert hatte. Der erste Urlaub, den sie je alleine gemacht hatte. Es war eine unglaubliche Zeit gewesen. Vorher hatte sie immer über die klischeehafte Dummheit einer Ferienromanze gelacht. Doch es war anders gekommen; sie hatte sich tatsächlich verliebt. Und in der Nacht hatte sie die Leidenschaft ihres Körpers fast erschreckt, die Dinge, die sie miteinander im Hotelbett getan hatten. Fast. Aus Memu Bay abzureisen hatte ihr das Herz zerrissen.
    Sie schluchzte hilflos, während er sie in den Armen hielt. »Ich dachte, du wärst einer von ihnen«, sprudelte sie hervor. »Ich dachte, sie wären gekommen, um mich zu einer Geisel zu machen.«
    »Nein, nein.« Er streichelte ihren Rücken. »Ich bin es nur.«
    »Wie bist du hergekommen? Warum bist du hier? Oh, Josep, ich hatte solche Angst!«
    »Ich hab den letzten Flug aus Memu Bay bekommen. Ich hab dir doch gesagt, dass ich mit dir kommen und mich an der Universität einschreiben will. Ich hatte eben beschlossen, in der Tauchschule zu kündigen, als diese Bastarde angekommen sind.«
    »Du bist … du bist wegen mir hierher gekommen?«
    Er nahm ihr Hände und drückte sie mit seinen, bis sie aufhörte zu zittern. »Natürlich bin ich das. Ich konnte dich nicht vergessen. Nicht eine Sekunde.«
    Sie begann erneut zu weinen.
    Er küsste sie sanft auf die Stirn, dann am Hals. Jede Berührung seiner Lippen war eine Wohltat. Er war hier, der wunderbare Josep mit seinem starken, aufregenden Körper. All das Schlimme, das auf ihre Welt herabgekommen war, konnte ihr jetzt nichts mehr anhaben.
     
     
    Steve Anders ging vorsichtig die Betonstufen in den Keller unter der Bar hinunter. Die Betonstufen waren ausgetreten und von der feuchten Salzluft der Küste morsch geworden, was sie schlüpfrig machte. Er hatte nicht gewusst, dass die Bar einen solchen Raum besaß – doch es war auch lange her, dass er in einer der Touristenfallen entlang der Marina gewesen war. Sein Gehstock tastete vorsichtig über jede Fläche, bevor er seinen Fuß darauf setzte. In seinem Alter riskierte man nicht leichtfertig gebrochene Knochen.
    Er kicherte bei diesem Gedanken. Es war sein Alter, das ihn hierher geführt hatte. Bei Gott, es war gut, beim Kampf gegen die Schweine mitzumachen, die beim letzten Mal

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