Drachentempel 01 - Sternenträume
Gesicht. »Was für ein Lauf!«
Vinnie grinste glücklich. »Hätte ich niemals ohne Lawrence geschafft!«
»Man tut, was man kann«, sagte Lawrence in seinem bescheidensten Tonfall.
»Ja«, brummte Alan. »Aber nur, wenn Roselyn dich lässt.«
Einige der Cheerleader kamen über das Spielfeld gerannt, um ihre Helden zu begrüßen. Sie trugen kurze purpurrote Röcke und kornblumenblaue Sporthalter.
»Das nenne ich eine Begrüßung!«, sagte Alan. Sein Lachen klang wie ein schlimmer Schluckauf. Er breitete die Arme aus und rannte den Mädchen entgegen. Sie wichen ihm aus.
Roselyn versetzte ihn einen Schlag mit ihrem Pompon und tänzelte um ihn herum zu Lawrence. »Du hast gewonnen!«, rief sie, während sie ihn küsste.
»Es war die Mannschaft.«
»Nein, war es nicht. Es war dein genialer Wurf, der das Spiel herumgerissen hat. Ich habe alles genau gesehen. Küss mich!«
»Ach du liebe Scheiße!«, murmelte Alan und trottete in Richtung Umkleidekabine davon.
Lawrence und Roselyn lachten ihm hinterher.
»Igitt, du bist ganz schmutzig!«, beschwerte sie sich unvermittelt. Kalter feuchter Schmutz aus seinem Hemd waren auf ihren Halter gekommen. »Geh und wasch dich.«
»Jawohl, Ma’am.«
»Und beeil dich. Es ist kalt hier draußen.« Sie rieb sich die Arme und warf einen misstrauischen Blick auf die Ventilatoren der Kuppel. Die Schule senkte die Temperatur für Rugbyspiele und Fußball, damit sich die Spieler nicht zu sehr erhitzten, doch das hier fühlte sich an, als wehte die Außenluft direkt in die Kuppel. »Geht ihr heute Nacht zur Party?«, fragte Nadia. Sie drückte sich an Vinnie, und er hatte den Arm besitzergreifend um ihre Hüfte gelegt. Doch es war Lawrence, dem ihr intensiver Blick, galt.
»Ja, sicher«, antwortete Lawrence vorsichtig und in neutralem Ton. Roselyn schien über telepathische Fähigkeiten zu verfügen, wenn es um seine Gedanken über andere Mädchen ging. Nicht, dass er sich Gedanken wegen anderer Mädchen machte – natürlich nicht.
Eigenartig nur, dass jahrelang kein Mädchen an der Hillary Eyre High auch nur das geringste Interesse an ihm gezeigt hatte. Erst jetzt, seit er mit Roselyn zusammen war, bekam er unverhohlene Signale. Und das nicht nur von Nadia.
»Wir sehen uns später«, sagte Roselyn. Sie wandte sich ab, dann wirbelte sie wieder zu ihm herum. »Noch einen Kuss!«
Er gehorchte.
»Und? Ist sie nun schwanger?«, fragte Alan im Umkleideraum.
»Was? Wer?« Lawrence hatte geduscht, nachdem er das Shampoo von jemand anderem gefunden hatte. Jetzt rieb er sich neben seinem Spind die Haare trocken.
»Roselyn.«
»Nein!«
»Und wozu dann all die Übung?« Alans Frage ging in sein gackerndes Lachen über.
»Mein Gott, du bist ein Perverser!«
»Gott? Ah, du hast dir Roselyns Gott ausgeborgt, oder wen meinst du?«
»Leck mich.«
»Hört her«, sagte Alan mit erhobener Stimme, sodass die anderen ihn ebenfalls hören konnten. »Drei Mal hab ich ihn letzte Woche gefragt, ob er mit ausgehen will. Jedes Mal hat er mit weinerlicher Stimme geantwortet: ›Nein, ich kann nicht, wir müssen zusammen studieren!‹«
»Welchen Teil von ihr hast du denn studiert?«, rief Rob.
»Ja!« Nigel lachte. »Kennst du denn immer noch nicht alle wichtigen Teile von ihr?«
»Leckt mich am Arsch!«, rief Lawrence zurück und hoffte, dass sein Grinsen nicht allzu offensichtlich war. Es war eine ziemlich prestigeträchtige Geschichte, so lange mit ein und dem gleichen Mädchen zusammen zu sein, dass alle wussten, dass ihre Beziehung solide war.
»Sie sind nur eifersüchtig«, sagte Vinnie. »Freaks ohne Mädchen.«
Lawrence verneigte sich vor ihm. »Danke.« Er mochte Vinnie Carlton – der Junge war erst achtzehn Monate zuvor auf Amethi angekommen, kurz nach Roselyns Familie, doch es war schon so, als wäre er immer hier gewesen. Lawrence hatte sich ungefähr um die gleiche Zeit mit ihm angefreundet, als er sich bei seinen Altersgenossen wieder integriert hatte. Vinnie hatte keine Familie in Templeton; sein Vater war noch immer auf der Erde und schloss Verträge für seine Softwarefirma ab, bevor er endgültig nach Amethi übersiedelte. Da Vinnie bereits siebzehn gewesen war, als er an Bord des Raumschiffs gegangen war, durfte er nach dem Gesetz ohne Aufsicht von Erziehungsberechtigten leben. Er hatte sein eigenes Apartment, und eine Anwaltsfirma kümmerte sich um finanzielle Angelegenheiten und die übrigen offiziellen Dinge, wie beispielsweise einen Platz in der Schule.
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