Drachentempel 01 - Sternenträume
weiß, wie viel Gift in diesem Wasser war. Das ist das Dumme mit den Erinnerungen, man behält nur immer die guten zurück.«
Die Unterrichtsstunde lief, wie alle ersten Skistunden verlaufen. Lawrence und Roselyn verbrachten einen großen Teil der Zeit damit, immer und immer wieder in den Schnee zu fallen. Doch sie machten auch Fortschritte, genug, um den Anfängerhügel mehrere Male hinunterzugleiten, ohne Hals über Kopf zu stürzen, und auch genug, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie aufregend es sein musste, den Haupthang hinunter zu jagen, und genug, um zu versprechen, dass sie am folgenden Tag wiederkehren würden, und diesmal pünktlich.
Erst als sie wieder im Hotel waren, fingen ihre Muskeln an, wegen des ihnen widerfahrenen Missbrauchs zu protestieren. Knöchel und Schenkel schmerzten und wurden von Minute zu Minute steifer. Lawrences Schultern pochten, als wären sie geprellt, was er nur auf die Art und Weise zurückzuführen vermochte, wie er mit den Stöcken gearbeitet hatte. Unter Lachen, durchbrochen von schmerzerfülltem Zusammenzucken, streiften sie ihre Kleidung ab und gingen gemeinsam in die Badewanne. Sich gegenseitig einzuseifen war ein erotisches Vorspiel, das sich rasch in richtigen Sex verwandelte. Wasser spritzte aus der Wanne, bis der ganze Boden nass war. Sich gegenseitig mit den großen, weichen Handtüchern abzureiben hatte den gleichen Effekt. Von dort aus gingen sie in das Hauptzimmer, wo das Bett einladend wartete.
Nach dem dritten Mal bestellten sie ein großes Dinner auf das Zimmer, komplett mit kaltem Champagner. Die Matratze war zu weich, um im Bett zu essen, also setzten sie sich vor das Verandafenster, eingehüllt in große Badetücher, und schlangen ihr Essen hinunter.
»Diese Hänge sehen bei Sonnenuntergang bestimmt ganz phantastisch aus«, sagte Roselyn.
Der Skilehrer hatte ihnen erzählt, dass die Hänge von orangefarbenen und grünen Laternen erhellt wurden, sobald Amethi in die Umbra wanderte. Die Skifahrer selbst hatten rote und weiße Lampen an ihren Helmen. Es war, als würde die gesamte Seite des Tals von Schwärmen tanzender Sternenlichter erobert.
Lawrence nahm ihre Hand und drückte sie. »Wir werden sehen. Unsere letzten Tage hier liegen in der Konjunktionsnacht. Bis dahin sind wir gut genug, um selbst den Haupthang hinunter zu fahren. Sie sagen, wenn wir im Herzen der Umbra sind, ist der Nizana wie ein flammendes Halo, als hätte die Sonne den äußeren Rand der Atmosphäre in Brand gesteckt.«
»Ich kann es kaum erwarten.«
Sie nahmen die halbleere Champagnerflasche und eine Schachtel Schokoladenkekse mit zurück zum Bett. Lawrence lag auf der Matratze, eine Champagnerflöte in der einen Hand, die Schokoladenbox in der anderen und Roselyn zusammengekuschelt neben sich.
Sie rückte ein wenig hin und her, bis sie es vollkommen bequem hatte, dann sagte sie: »Also schön, weiter.«
»Danke.« Er küsste sie auf die Stirn und befahl der Zimmer-AS: »Greife auf meine persönliche Datei zu, Unterhaltungssektion, und lade die fünfte Episode aus der sechsten Staffel von Night: Horizon. Ich möchte die Standardversion sehen, aus der dritten Person.«
»Bist du jetzt glücklich?«, fragte Roselyn.
Sie sah jede Folge mit ihm zusammen, auch wenn er ziemlich sicher war, dass sie es nur ihm zuliebe tat und nicht aus wirklichem Interesse an der Besatzung der Ultema . »Bin ich, danke sehr«, sagte er würdevoll. Sie kuschelte sich noch ein wenig enger und nahm einen Schluck aus ihrer eigenen Flöte, während die Credits über den Schirm rollten und die Titelmelodie spielte.
Achtzig Minuten später war es der Ultema gelungen, eine planetare Kollision zu verhindern, die drei intelligente Alien-Spezies ausgelöscht hätte. Eine der Spezies war wütend über die Einmischung in ihr glorreiches Geschick als Engel der Apokalypse; sie stürzten sich aus allen Rohren einiger ziemlich gemeiner Waffen feuernd auf das Raumschiff. Drei Besatzungsmitglieder waren tot, bevor die Episode zu Ende war, zwei von ihnen waren gerade erst eingestellt worden.
»Sieben Mann in drei Episoden«, sagte Lawrence bestürzt. »Das sind genau so viele wie in der gesamten vierten Staffel!«
»Meine Güte!« Roselyn presste die Lippen zusammen, um nicht laut zu kichern. Sie bemühte sich um einen ernsten Gesichtsausdruck: »Das ist also nicht gut, stimmt’s?«
»Es vergrößert nicht gerade ihre Chancen, nein.«
»Oh, mein armes Baby.« Sie wand sich herum, bis sie auf ihm lag,
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