Drachentempel 01 - Sternenträume
Gesicht und ihre Hoffnung. »Ich wünsche es mir genau so sehr wie du«, sagte er. »Ich wünschte, du hättest es früher gesagt. Wir hätten einen Weg gefunden, es schon früher zu machen.«
»Das hättest du getan? Für mich?«
»Ja.«
»Ich liebe dich, Lawrence.« Ihr Gesichtsausdruck, wurde reumütig. »Und jetzt weißt du alles von mir, alles, was ich bin, ganz gleich, wie dumm es ist.« Sie schwang ihre Beine herum und hockte sich rittlings auf seine Hüften.
»Du bist nicht dumm«, sagte er ernst zu ihr.
Das Grinsen, das auf ihren Mund trat, war verschlagen und listig. Ihre Finger glitten zu seiner Brust hinauf. »Du bist so fit geworden«, sagte sie rau. »Es ist schon beinahe unanständig.«
»Du warst diejenige, die mich in diesem Zustand haben wollte.«
»Das war ich. Und ich bin ein dankbares Mädchen.« Sie bog den Rücken durch, und langsam, spöttisch knöpfte sie die Schlingen auf, die auf der Vorderseite ihres Negligees verliefen.
Sie versäumten die erste geplante Stunde ihres Skiunterrichts und blieben mehr als einen Tag auf ihrem Zimmer. Nicht, dass es irgendetwas ausgemacht hätte. Amethi würde noch mehr als sechzig Stunden nicht in die Penumbra von Nizana gleiten. Und die ganze Zeit über würde es hell bleiben.
Als sie endlich aus dem Bett aufstanden, um zu frühstücken, rief Lawrence in der Schule an und vereinbarte eine neue Stunde. Der AS-Rezeptionist sagte ihm, dass der frühestmögliche Zeitpunkt in fünf Stunden sei.
Sie unternahmen einen Spaziergang durch die Stadt und sahen sich die Restaurants und Cafes und Bars an. Die Bürgersteige waren Aluminiumstege, die zwischen den einzelnen Gebäuden verliefen und auf den gleichen Stelzen standen. Lawrence liebte es. Die erste offene Stadt, die er je gesehen hatte; das Gefühl von Freiheit war berauschend. Die Temperaturen lagen wenigstens zehn oder fünfzehn Grad unter dem Gefrierpunkt. Nicht, dass es ihm etwas ausgemacht hätte; beide trugen ihre brandneuen Skianzüge. Farbenprächtige einteilige Kleidungsstücke mit einem Flechtwerk aus aktiven thermischen Fasern, deren Leitfähigkeit von einem integralen Thermostaten geregelt wurde, der es gestattete, die Temperatur ganz nach Belieben auszuwählen. Die Kapuzen waren eng anliegend und besaßen zusätzliche Klappen, die man vor das Gesicht ziehen konnte. Sie waren essentiell, um Windbrand vorzubeugen, wenn man mit Skiern unterwegs war, doch in der Stadt ließen die meisten Leute sie einfach herunterhängen.
»Es ist, als könnte man spüren, wie einem das Eis die Hitze aus der Haut zieht«, rief Lawrence. Er beugte sich über ein Geländer und blickte hinunter auf das, was Orchys Hauptstraße darstellte. Busse und Eisbikes rauschten vorbei und transportierten Feriengäste zwischen den Hotels und den Pisten.
»Schön zu wissen«, sagte Roselyn. Sie hatte jede Klappe an ihrer Kapuze eng geschlossen, und nur ihre Brille sah hervor. Trotzdem stand sie leicht vornüber gebeugt, als kämpfte sie gegen die Kälte.
Lawrence lachte und ging weiter. Sie betraten eine Reihe von Geschäften. Der einzige Unterschied, den sie zwischen den einzelnen Läden finden konnten, waren die Namen der jeweiligen Besitzer. Alle waren Franchise-Unternehmen der Company, die Orchy unterhielt. Und alle verkauften die gleichen Skiausrüstungen; es gab noch nicht so viele Hersteller auf Amethi.
»Eine geschäftliche Möglichkeit«, beobachtete Roselyn. Sie kicherte über Lawrence, der eine andere Kapuze ausprobierte; sie sah schrecklich aus, lauter pink- und orangefarbene Streifen. »Zwei geschäftliche Möglichkeiten«, verbesserte sie sich.
»Ich möchte, dass man mich auf der Piste sieht«, sagte er mit verletzter Würde.
»Als was?«
Sie gingen weiter. Das Dumme an einer Stadt, die aus identischen Modulen bestand, entschieden sie, war, dass man nicht wusste, welche Art von Geschäft sich in ihnen verbarg, bevor man es betreten hatte. Die Namen, die über den Türen prangten, gaben keinen Hinweis. Der Zugriff auf den lokalen Datapool war eine Qual und viel zu funktional. Sie wollten einfach nur spazieren und den Anblick in sich aufnehmen. Orchy war nicht dafür gebaut worden, es besaß keine städtische Identität; sein Sinn war, die Menschen zwischen ihren Skiausflügen zu beherbergen und zu ernähren.
Schließlich fanden sie ein einigermaßen vernünftiges Café. Das Flood Heights, das über vier Module verfügte, die mit Glaswänden untereinander verbunden waren. Es befand sich so dicht am
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