Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Ihr Platoon ausgelöscht hat. Und das soll plötzlich alles Vergangenheit sein? Das von einem Mann, der eine Spezies wegen ihrer scharfen Zähne ausrotten will?«
»Das Platoon ist mir gefolgt«, antwortete Lawrence langsam. »Ich habe sie hierher geführt. Sie mögen vielleicht den Abzug betätigt haben, aber ich war es, der sie Ihnen vor die Läufe geführt hat.«
»Und ich dachte schon, Sie würden mir jetzt erzählen, dass sie das Risiko kannten.«
»Das auch. Wir erwarten nicht, dass die Bevölkerung sich wehrt, erst recht nicht im Hinterland von Thallspring. Doch wir wissen, dass es eine Möglichkeit ist, und wir rechnen bei jeder Landung damit. Denise mag ein paar beeindruckende Waffen gehabt haben, aber ihr wahrer Vorteil gegenüber uns ist die Tatsache, wie bereitwillig sich die Leute ihrer falschen Widerstandsbewegung angeschlossen haben. Wenn sich die Einwohner jemals ordentlich organisieren oder Zantiu-Brauns Bluff durchschauen, dann haben wir automatisch verloren. Oder glauben Sie vielleicht, dass ein Raumschiffskommandant, ein Mensch aus Fleisch und Blut mit Familie und Kindern, jemals den Befehl geben würde, den Gammastrahler auf den Planeten zu richten und eine halbe Million Menschen abzuschlachten? Es wird niemals geschehen. Wir wissen, dass wir hier unten auf uns selbst gestellt sind, dass es keine Rückzugsmöglichkeit und keine Deckung von oben gibt. Die Tatsache, dass Denise so viele von uns in Memu Bay ausgeschaltet hat, zeigt nur, was ich schon seit langer Zeit gewusst habe: Zantiu-Braun ist im Niedergang begriffen. Wahrscheinlich sogar einem endgültigen. Skinsuits mögen eine überlegene Technologie sein, selbst gegen Ihre Drachenwaffen, aber ohne die Organisation, Initiative und Entschlossenheit, Gefahren entgegenzutreten und auszuschalten, bedeutet das überhaupt nichts. Santa Chico hätte der Company zeigen müssen, dass die Zeit der Gewinnrealisierungen vorüber ist, ein für alle Mal. Statt dessen machen sie weiter, als sei überhaupt nichts geschehen, und suchen nach schwächeren Zielen.«
»Dann sind sie der gleichen Meinung wie die Eternals? Dass das Leben ein ewiger Zyklus ist?«
Lawrence stieß langsam den Atem aus, erschöpft, dass er seinen Ärger und seine Verzweiflung so lange unterdrücken musste. »Könnte sein. Wissen Sie, eigentlich ist es mir völlig egal. Es ist mir völlig egal, dass Sie meine Freunde umgebracht haben. Es ist mir egal, dass ich Ihre Leute bei diesem Hinterhalt umgebracht habe. Es ist mir egal, ob wir uns deswegen nun quitt sind oder nicht. Es ist mir egal, ob Zantiu-Braun still und leise zusammenbricht. Es ist mir egal, dass sie eine edle Zivilisation gründen wollen, basierend auf dem totalen Blödsinn, dass die Menschen immer nur nett zueinander sind. Es ist mir völlig egal, ob ihre irre Schwester bereit ist, sich selbst und jeden anderen zu opfern, den sie kennt, um ein Stück sprechenden Felsens zu retten. Es ist mir verdammt noch mal völlig egal, dass das Universum eines Tages untergeht und dass die Galaxis in ein schwarzes Loch stürzt. Ich habe die letzten zwanzig Jahre damit verbracht, mir Gedanken zu machen und mich zu sorgen. Ich habe mir um mein Platoon Gedanken gemacht. Ich habe mich um das gesorgt, was die menschliche Rasse getan hat und wohin alles führen würde. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil es keine Grenzen mehr für uns zu geben schien. Ich habe mich um meine Karriere gesorgt. Ich habe mich sogar darum gesorgt, was ich aus meinem Leben mache. Und sehen Sie mich an, wo ich gelandet bin! Ich helfe einer Bande von Hippies, ein Raumschiff zu kapern. Heiliges beschissenes Schicksal!«
»Sie meinen, wir können Ihnen nicht vertrauen?«
»Ganz genau, Mädchen! Denise kann mir nicht vertrauen, jetzt nicht und auch nicht in Zukunft. Ich mag sie nicht. Ich werde sie niemals mögen. Allerdings respektiere ich ihre Fähigkeiten. Und ich erwarte, dass sie mir den gleichen Respekt entgegenbringt. Was ich Ihnen bieten kann, ist meine Zuverlässigkeit. Ich bin zuverlässiger als jeder einzelne von Ihnen. Ich werde dieses Raumschiff kapern, und es wird zum Aldebaran fahren. Dessen können Sie sicher sein.«
»Ich weiß nicht, ob ich so sicher sein kann, Lawrence.«
»Ich mache das für mich, nicht für Sie und Ihre Ideale. Nur deswegen können Sie sicher sein. Ich habe endlich, endlich eine Chance, mein Leben wieder in Ordnung zu bringen und es auf die Weise zu leben, die mir von Geburt an zugedacht war. Die elenden letzten zwanzig Jahre
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