Drachentempel 02 - Drachenfeuer
vollgekotzt.«
»Sie sind ein geborener Romantiker, wie?«
Er nahm den Pfirsich und biss hinein. Die Frucht war süß und saftig. Es schmeckte überraschend gut.
»Wir ernten nicht nur Früchte von unseren Bäumen«, sagte Denise unschuldig. »Auf einigen Bäumen wächst auch Fleisch.«
Lawrence hatte Mühe zu schlucken.
Er besuchte Hal, bevor er aufbrach. Der Junge war in einem der Häuser einquartiert und schlief friedlich. Die medizinischen Module waren ausnahmslos repariert worden und pumpten einmal mehr die verschiedensten Chemikalien durch seine Organe. Und seine Hautfarbe war wesentlich gesünder als noch vor ein paar Tagen.
»Die schlimmsten inneren Verletzungen sind geheilt«, sagte der Arzt. »Wir fangen morgen oder übermorgen damit an, die verschiedenen Module zu entfernen. Allerdings bereitet mir sein Biomech-Herz ein wenig Sorgen.«
»Warum?«, fragte Lawrence. »Was stimmt nicht damit?«
»Es ist recht primitiv. Ich schätze, es war lediglich als vorläufiger Ersatz gedacht. Ich bin nicht sicher, wie lange es halten wird, und nachdem der Drache uns verlässt, verfügen wir nicht mehr über genügend Patternformsequenzer, um ein neues Herz zu erschaffen. Er wird spätestens in zwanzig Jahren eine weitere Transplantation benötigen.«
Lawrence lachte. »Ich frage mich, was das für ein Herz sein wird.«
»Wer weiß?«
»Was ist mit seinem Gehirn?«
»Das braucht mehr Zeit zum Heilen. Er hat sehr viele Neuronen wegen Sauerstoffmangel verloren. Die Patternformsequenzer erneuern sie, so schnell sie können, aber es wird noch Wochen dauern, bis er seine vollen geistigen Fähigkeiten wiedererlangt hat.«
Ein Gedanke ließ Lawrence grinsen. »Wird er seine Erinnerungen behalten?«
»Nein. Nicht einmal die Systeme des Drachen können sie zurückholen. Es wird große Lücken in seinem Leben geben.«
Lawrence strich Hal über die Stirn. »Ich denke, es ist wahrscheinlich das Beste, wenn er hier ganz von vorn beginnen kann.«
»Ja.«
»Tun Sie mir einen Gefallen? Nehmen Sie diese Anschlussventile heraus. Dann kann er wirklich ganz von vorn anfangen.«
»Selbstverständlich. Möchten Sie ihm eine Nachricht hinterlassen?«
»Nur … ich weiß es nicht. Viel Glück, schätze ich.«
Es war ziemlich schwach, wie er sich eingestand. Aber was sollte er sonst schon sagen? Der Junge hatte eine zweite Chance, er konnte ein neues Leben anfangen – warum sollte er ihn an die Vergangenheit binden?
»Vielleicht könntest du eine Nachricht für ihn aufzeichnen?«, schlug der Drache vor.
»Nein. Ihn von seiner Vergangenheit zu befreien ist das Beste, was ich für ihn tun kann. Außerdem wäre ein Ratschlag von mir gewiss das Letzte, was er braucht. Sieh dir doch nur an, wie ich alles vermasselt habe.«
»Ich denke, das ist es, was du ›heiliges Schicksal‹ nennen würdest.«
Lawrence berührte die Stirn mit zwei Fingern und salutierte vor dem Drachen, als ein Arbeitsroboter ihn von seinem Podest hob. »Das kannst du laut sagen.«
Jacintha kam in den Tempel und setzte sich zu ihm. Ein kleiner Laderoboter rollte hinter ihr herbei. Das Ufer der Insel war fast nicht mehr zu sehen vor lauter Booten, die Menschen und Equipment aus dem Dorf hergebracht hatten. Lawrence hoffte, dass die verdammten Spionagesatelliten von Zantiu-Braun nichts von der außergewöhnlichen Aktivität bemerkt hatten. Die Dorfbewohner meinten, dass sie alles geortet hätten, was die Raumschiffe im niedrigen Orbit über Thallspring ausgesetzt hatten. Falls sie Recht hatten, war der Himmel über ihnen gegenwärtig frei.
»Ihr Skinsuit ist bereit«, sagte Jacintha und deutete auf die große Plastikkiste, die der Roboter trug.
»Danke sehr. Ich dachte, er wäre abgestorben.«
»Wir hatten schon ein Gegengift gegen Sharkpikes, bevor wir den Drachen fanden. Solange es schnell genug eingesetzt wird, passiert nichts. Die Nervenstränge des Skinsuits waren noch empfänglich, nachdem wir das kontaminierte Blut herausgespült hatten.«
»Danke. Diese verfluchten Biester haben mir Todesangst eingejagt.«
»Jede Rose hat ihre Dornen. Die Flüsse in dieser Gegend sind voll von Sharkpikes. Ich bin selbst schon einige Male gebissen worden.«
»Können Sie denn nicht einen Virus entwickeln und sie ausrotten?«
Jacinthas Miene wurde düster. »Kann meine kleine Schwester Ihnen wirklich vertrauen?«
»Ja, kann sie.«
»Wissen Sie, Denise verkörpert Ihren KillBoy noch am ehesten von allen Widerstandskämpfern. Ich war Mitglied der Gruppe, die
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