Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Personals stand unter den verschiedensten Anklagen. Noch immer wurden neue Fälle von TB berichtet; die Immunisierung ging nur schleppend voran. Sabotage gegen Einrichtungen fand inzwischen fast täglich statt. Mehrere Distrikte waren vollkommen unzugänglich geworden – und das schloss Skins mit ein. Kollateralhalsbänder hatten keine Wirkung mehr. Jedes Mal gab es neue Vergeltungsmaßnahmen. Ebrey Zhang fürchtete den Einsatz weiterer Halsbänder aus Furcht, dass die Situation noch stärker außer Kontrolle geraten könnte.
Je länger Simon den Zusammenbruch und die Entwicklung bis zu diesem Punkt studierte, desto interessierter wurde er. Im Grunde genommen lief es darauf hinaus, dass Zantiu-Braun die Kontrolle über die Stadt verloren hatte. Die von KillBoy angeführte Widerstandsgruppe hatte einen phantastisch geplanten Feldzug gegen die Invasion geführt, bis hin zu diesem Klimax einer Beinahe-Anarchie.
»Aber warum?«, fragte Simon den völlig konsternierten Braddock Raines. »Wie hilft das unserem Alien weiter? Wenn er Zhangs kleines Kommando eliminiert, schaltet er damit wohl kaum Zantiu-Braun aus.«
»Ich bin nicht einmal sicher, ob sie es könnten«, entgegnete Raines. »Einen Skin wirklich zu eliminieren wäre selbst für sie schwierig. Sie können die Platoons von den Straßen vertreiben, aber das ist auch schon alles. Vielleicht gelingt es ihnen ja noch, sie bis zum Flughafen zurückzudrängen. Aber wenn diese Jungs zu hart getroffen werden, schlagen sie zurück. Ein Teil des Problems ist sicherlich auch, dass Zhang zaudert.«
»Das ist vielleicht gar kein abwegiger Gedanke«, sagte Simon. »Wenn die Platoons von den Straßen sind, kann das Alien in Memu Bay machen, was es will, ohne dass wir etwas davon bemerken. Aber wir wissen immer noch nicht, was das sein könnte.«
Der Präsidentenjet landete ohne Zwischenfälle. Es gab nur sehr wenige Aktivitäten am Flughafen. Die Hälfte der Gebäude arbeitete nur mit Notstromversorgung, dank eines Anschlags auf ein Supraleitkabel zwei Nächte zuvor. Skins patrouillierten den Perimeter.
Ein Helikopter wartete auf Simon. Er stieg ein, als ein großer Pan-Skyways-Frachtflieger startete. Er hatte Güter für den Raumhafen von Durrell geladen.
Skins mussten den Platz vor dem Stadthaus räumen, sodass der Helikopter landen konnte. Die geräumten Demonstranten johlten und warfen Steine über die Barrikaden. Simons Eskorte aus Skins drängte sich dicht um ihn und schirmte ihn ab. Normalerweise nahm er keinerlei Notiz von ihnen, doch heute war er dankbar für ihre Anwesenheit. Er kam nicht häufig in die Nähe physischer Gefahr. Die unverhohlene Feindseligkeit der Menschenmenge erweckte ein entschieden unbehagliches Gefühl in ihm.
Ebrey Zhang hatte eine ganze Reihe triftiger Gründe, warum Memu Bay gegenwärtig in diesem gefährlichen Zustand war. Er war begierig, Simon jeden einzelnen davon groß und breit vorzutragen.
»Vergessen Sie’s«, sagte Simon schroff. »Ich weiß ganz genau, warum es zu diesem Chaos gekommen ist. Nicht, dass es Ihnen vor dem Untersuchungsausschuss großartig weiterhelfen würde.«
Ebrey Zhang tat sein Bestes, um sich nichts anmerken zu lassen.
»Haben sie die Leute von der Tauchsportfirma zusammengetrieben?«, fragte Simon.
»Ja. Es war gar nicht leicht. Meine Platoons geraten jedes Mal in ernste Schwierigkeiten, sobald sie die Unterkunft verlassen.«
»Ich bin nicht bereit, diese Situation zu tolerieren. Sie stört mich bei meiner Untersuchung. Können Sie die Ausrufung des Kriegsrechts erzwingen?«
»Wahrscheinlich«, sagte Ebrey Zhang. »Obwohl es in einigen Distrikten nicht einfach sein wird.«
»Trotzdem, verhängen Sie das Kriegsrecht. Verhängen Sie eine Ausgangssperre von sechs Uhr an für die Dauer von vierundzwanzig Stunden. Autorisieren Sie die Skins, jeden auszuschalten, der nach sechs Uhr auf den Straßen angetroffen wird. Sperren Sie jeglichen Verkehr, und beschränken Sie den Datapool-Zugriff auf Unterhaltungskanäle und offizielle Meldungen. Jeder Widerstand und jede Aggression wird von diesem Augenblick an mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gebrochen. Jeder Zwischenfall wird die Aktivierung von Kollateralhalsbändern nach sich ziehen, und zwar ohne Ausnahme.«
»Sehr wohl. Aber wir werden wahrscheinlich hinterher Schwierigkeiten haben, die Leute wieder an ihre Arbeit zu bringen. Möglicherweise werden wir unsere geplante Quote nicht erreichen.«
»Das ist irrelevant; ich habe die Quoten aus
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