Drachentempel 02 - Drachenfeuer
kleinen runden Hügeln bis hin zu gigantischen gezackten Felskonussen von mehr als sieben Kilometern Höhe. Auf mehr als der Hälfte von ihnen glitzerte Schnee, erstaunlich hell in der klaren Luft.
»War schon mal irgendjemand auf diesen Brocken?«, fragte Kibbo.
»Ich denke ja«, antwortete Lawrence. »Ich hab Reisebüros in der Stadt gesehen, die Trekkingurlaub auf dem Plateau anbieten.«
»Ich hoffe nur, die armen Trottel haben Powersuits. Sieht ziemlich rau aus da oben.«
»Der Mount Horombo ist der höchste von allen, acht Kilometer. Dafür braucht man keinen Powersuit, nur gut isolierende Unterwäsche. Und eine Sauerstoffmaske, könnte ich mir denken.«
»Lust, es auszuprobieren?«
Lawrence lachte. »Keine Chance, Mann.«
»Ich hätte nichts gegen einen Versuch«, sagte Kibbo. »Muss eine phantastische Aussicht sein von dort oben.«
»Jede Wette, dass der Gipfel die meiste Zeit über wolkenverhangen ist.«
»Meine Güte, Lawrence! Du bist ja so ein Pessimist!«
Lawrence lächelte insgeheim. Die elende, emotional verwirrende Zeit, die auf sein fehlgeschlagenes Assessment in Amsterdam gefolgt war, lag lange hinter ihm. Die Erinnerungen schmerzten nicht länger, wenn sie einmal wieder aufstiegen und er sie betrachtete. Tatsächlich konnte er heute staunend zurücksehen und sich fragen, wie er sich überhaupt jemals in eine Frau wie Joona hatte verlieben können. Meine Güte, er hatte wirklich alle Warnzeichen ignoriert!
Manchmal überlegte er sogar, ob er sich erneut für das Offizierscollege bewerben sollte. Zantiu-Braun mochte von einer Bande Arschlöcher beherrscht werden, doch es war immer noch seine einzige Chance, den uralten Traum zu verwirklichen. Trotz allem, was ihm in den letzten Jahren widerfahren war, hatte er die Hoffnung nie ganz fahren lassen. Und er hatte eine verdammt gute Akte bei der Strategischen Sicherheit. Sergeant Ntoko sagte, dass er ihn für die Streifen des Corporals vorschlagen würde, sobald die Thallspring-Kampagne vorüber wäre. Und er war sicher, dass sein Anteil inzwischen groß genug war, um den Deputy Principal des Colleges zufrieden zu stellen.
Das Leben war im Augenblick gar nicht schlecht. Pessimismus spielte jedenfalls keine Rolle darin.
Der Konvoi wand sich den Hang zum Plateau hinauf. Je steiler es hinaufging, desto größer wurden die Bäume zu beiden Seiten der Straße. Die Zweige waren überwuchert von Ranken, und gewaltige Geflechte bildeten ein dichtes, zerfranstes Flechtwerk zwischen Ästen und Stämmen, aus dem Kaskaden goldener und schwarzer Blüten sprossen. Rings um die Fahrzeuge fielen reife graue Früchte zu Boden und machten den Asphalt schlüpfrig. Feuchtigkeit hüllte den Konvoi ein, dichter warmer Dampf waberte um die Baumstämme. Die Skinsuits waren fast weiß, so viel Wärme mussten sie abstrahlen.
»Great Loop, am Arsch!«, brummte Sergeant Ntoko vom Führungsjeep. Die Straße war nur noch ein schmales Asphaltband, dessen Ränder erbarmungslos von Büscheln aquamarinfarbenen Grases weggefressen wurden. Er musste häufig langsamer fahren wegen herabgefallener Äste und das Schutzgitter vor der Kühlerhaube des Jeeps dazu benutzen, sie aus dem Weg zu schieben. Selbst die Asphaltschicht war aufgerissen und gab den Blick frei auf rote Erde darunter. Insekten, ähnlich irdischen Termiten, waren damit beschäftigt, um die Basis der Stämme herum ihre Erdschlösser zu errichten. Die winzigen Kreaturen schieden einen chemischen Klebstoff aus, mit denen sie winzige Schmutzklümpchen verbanden, und ihre unregelmäßig geformten Hügel schimmerten im intensiven Sonnenlicht metallisch purpurn und blau.
Die Luft war spürbar kälter, als sie schließlich das Plateau erreichten. Voraus standen die Bäume nicht mehr so dicht beisammen, auch wenn die einzelnen Exemplare noch größer zu sein schienen als die an den Hängen. Sie waren dreißig oder vierzig Meter hoch. Zwischen ihnen war der Boden bedeckt mit gewaltigen Dornenbüschen, deren ledrige, verschrumpelte Samenkapseln drei oder vier Meter hoch in der Luft schwankten. Der Great Loop Highway verkam zu einer stark verdichteten unbefestigten Piste mit tiefen ausgefahrenen Reifenspuren, die sich zwischen den Büschen hindurch wanden. Rußschwarze Klumpen markierten die Ränder, wo Wartungsroboter jeden lebenden Trieb verbrannt hatten, der auf die Straße gekrochen war. Um jedes mögliche Abweichen zu verhindern, standen im Abstand von einem Kilometer schlanke Metallpfeiler mit einem hohen Ring aus
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