Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Ein Lächeln spielte über Hals Lippen. Amersy bot ihm eine Augenbinde an, und Hal nahm sie.
Die beiden Männer von Platoon 435NK9 salutierten vor ihrem Kameraden und marschierten davon.
Der Sergeant Major sah zu Ebrey Zhang, und dieser nickte leicht.
»Erschießungskommando, nehmt die Waffen!«
Das Geräusch von Händen, die exakt gegen Waffen klatschten, hallte durch den Obstgarten.
»Legt an!«
»Hey, Zhang!«, rief Hal. »Du bist ein elender Waschlappen von einem Kommandanten, Mann!«
»Feuer!«
Myles Hazledine übergab sich. Das Geräusch von acht Gewehren, die gleichzeitig feuerten, hatte ihn betäubt. Die Zeit war in Schweigen erstarrt. Dann drehte er den Kopf und sah Grabowskis Körper beben, als er gegen den Pfosten zurückgeworfen wurde. Blut spritzte mit erschreckender Geschwindigkeit aus seiner Brust. Und der große junge Mann fiel, sank nach vorn auf die Knie, und nur seine gebundenen Hände hielten seinen zerfetzten Rumpf aufrecht. Geräusch kehrte in Myles’ Universum zurück. In seinen Ohren war ein Brüllen. Ein menschliches Wesen war vor seinen Augen niedergemetzelt worden. Wegen ihm. Wegen des Handels, den er mit Zantiu-Braun eingegangen war.
Er kniete nieder und erbrach sich hilflos auf das taufeuchte Gras des Obstgartens.
Traditionell wurden sie die Beerdigungsabordnung genannt. Obwohl es auf Thallspring niemals ein Grab für einen Angehörigen von Zantiu-Braun geben würde. Die Companypolitik, was Tote außerhalb der Erde anbetraf, schrieb Verbrennung vor und Verstreuen der Asche.
Hal Grabowskis eigenes Platoon hatte das Recht verlangt, den letzten Dienst selbst durchzuführen, und Captain Bryant würde gewiss nicht versuchen, nein zu sagen – er konnte im Augenblick keine offene Rebellion unter seinen Männern gebrauchen. Und während das Erschießungskommando weggeführt wurde, kamen sie mit einer Bahre und einem Leichensack aus dem Hotel. Sie lösten Hals Hände von den Fesseln, während Ebrey Zhang den würgenden Bürgermeister stützte, und legten ihren toten Freund auf das blutdurchtränkte Gras. Er wurde vorsichtig in den Leichensack gehoben, der verschlossen und dann auf die Bahre gelegt wurde. Sie trugen ihn davon, als der Bürgermeister und die höheren Offiziere in das Hotel zurückkehrten. Anschließend kam das Aufräumkommando, um den Pfosten und die Sandsäcke zu entfernen. Das Blut musste ebenfalls weggespült werden. Bis zum späten Vormittag würden keine Spuren mehr darauf hindeuten, dass hier eine Exekution stattgefunden hatte.
Das Beerdigungskommando trug die Bahre durch die rückwärtigen Korridore des Hotels und hinaus in den kleinen Hof, der von Zulieferern benutzt wurde. Ein Lieferwagen wartete bereits, um den Leichnam zum Krematorium zu schaffen. Die Türen wurden hastig geöffnet und die Bahre hineingeschoben. Hätte jemand einen Blick hineinwerfen können, er hätte überrascht gesehen, wie viel medizinische Maschinerie sich im Innern befand. Fast hätte man meinen können, dass es ein Notarztwagen war.
»Los!«, rief Lawrence zu Louis.
Der Wagen brauste vom Hof. Dennis riss bereits den Leichensack auf. »Ach du liebe Scheiße!«, grunzte er, als er das zerfetzte Fleisch sah, das einmal Hals Brust gewesen war. »Wie viele Kugeln?«
»Nur drei«, sagte Lawrence. Er sah den Leichnam. »Heilige Mutter Maria! Schaffst du es trotzdem?«
Dennis aktivierte bereits Hals Skinsuit, der zusammengefallen in einer Ecke des Lieferwagens lag. Er brachte die Verbindungsschläuche heraus und stöpselte sie in die Halsventile des Jungen. »Schneid ihm das verdammte Hemd runter!«
Blut sprudelte aus den ausgefransten Wunden und ergoss sich auf den Boden des Lieferwagens. Lawrence nahm ein Skalpell und zerschnitt das Gewebe des Hemds, dann zerrte er den durchtränkten Stoff beiseite und machte Platz, damit Dennis arbeiten konnte. Als er die Hände wegnahm, tropften sie vor Blut.
Zum ersten Mal kamen Lawrence Zweifel. Etwas, das er vorher nicht hatte zugeben wollen. Er hatte sich geweigert, Zweifel zu einem Teil der Gleichung werden zu lassen, während er sich darauf konzentrierte, dieses eine Ziel zu erreichen. Nicht zuzulassen, dass diese Bastarde Hal ermordeten. Er wollte einen Sieg über KillBoy , der genauso subtil und verschlagen war wie KillBoys unablässige Angriffe auf die Platoons in den Straßen von Memu Bay. Doch jetzt, nachdem er die schrecklichen Wunden sah, die die Kugeln des Erschießungskommandos verursacht hatten …
Dennis versuchte, die zerfetzten
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