Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Arterien in der Brusthöhle zu klammern. »Sein Herz ist nur noch rohes Fleisch. Wir müssen die Lungen spülen und aufpumpen.«
»Das Gehirn?«, fragte Lawrence. »Was ist mit seinem Gehirn?«
»Ich weiß es nicht.« Dennis sah ihn gequält an. »Es waren sieben Minuten.« Seine optronischen Membranen zeigten medizinische Daten; sie scrollten fast zu schnell zum Lesen. Hals Skin benutzte die Medikamentenkapseln in gefährlicher Dosierung, während sie versuchten, das Zelltrauma zu minimieren.
»Aber wir haben sein Blut mit Sauerstoff gesättigt«, sagte Lawrence. »Du hast gesagt, das würde ihm helfen durchzuhalten.«
»Das sollte es. Das sollte es.« Dennis hatte endlich eine Arterie geklammert und machte sich an die nächste. »Odel, kannst du etwas feststellen?«
Odel befestigte einen Sensor an Hals Kopfhaut. Er blickte auf sein Palmtop-Display. »Nichts bis jetzt. Noch immer kein Signal.«
»Komm schon!«, brüllte Dennis den Jungen an. Sein Gesicht war verschmiert mit Hals Blut, und er verteilte es mit dem Handrücken noch mehr.
»Lawrence, wie lange noch, bis wir da sind?«, fragte Lawrence.
»Drei Minuten, Sarge!«
»Lebt er?«
»Ich weiß es nicht!«, bellte Dennis.
»Drei Minuten, Dennis, das ist alles. Das Notfallteam wartet.«
»Notfallteam?« Dennis’ Stimme überschlug sich vor aufkeimender Hysterie beinah. »Ein Arzt, dem die Approbation entzogen wurde, und ein paar Sanitäter, und du erwartest ernsthaft, sie könnten eine Herztransplantation durchführen?«
»Es ist ein Biomech-Herz, Dennis, du setzt es ein und schaltest es ein, das ist alles.«
Dennis lachte auf. »Heilige Güte!«
»Dennis! Was ist mit Hal?«
»Ich versuch’s ja, Mann, verdammter Kerl!« In seinen Augenwinkeln glitzerten Tränen. »Ich versuch’s ja!«
»Hey!«, rief Odel plötzlich. »Hey, ich habe hier ein paar Gehirnwellen!«
Hals Mund fiel herab. Seine Zunge bewegte sich kraftlos in seinem Mund, während er durch das tiefrote Blut hindurch gurgelte, das aus seiner Kehle schäumte.
»Hal!«, brüllte Lawrence. »Hal, kannst du mich hören? Kannst du mich hören, Hal? Du musst durchhalten, Junge! Wir haben dich, und wir lassen dich nicht im Stich! Halte durch, Hal!«
Kapitel Fünf
Santa Chico. Der wahre paradiesische Planet.
Aus dem Orbit waren die Farben intensiv. Erdähnlich, doch leuchtender, lebendiger. Hier gab es keine Pastelltöne, keine sanften Schattierungen. Die Vegetation war lebendig smaragdfarben, schnell wachsend, alles überwuchernd. Das machte die wenigen vorhandenen Wüsten unerträglich bleich, heiß wie die Hölle und trocken wie den Mars. Die Grenzen zwischen den Extremen überreichen Lebens und toter Wüste waren scharf und machten den Kontrast noch deutlicher. Die Ozeane, die die Hälfte der Oberfläche bedeckten, leuchteten in lebendigem Saphir. Schneeweiße Wolken wurden von der dichten Atmosphäre vergrößert, als sie durch die hohen turbulenten Jetstreams rasten.
Die Luft mit ihrem Sauerstoffgehalt von dreißig Prozent war für unangepasste Menschen giftig. Doch für das einheimische Leben bedeutete das Gas rohe Nuklearenergie für die biochemischen Prozesse. Die Evolution hatte allem und jedem Dornen wachsen lassen.
Für einige bedeutete es eine großartige Herausforderung. Eine Chance auf ein anderes Leben, ohne die Beschränkungen, die die Gesellschaft auf der Erde beherrschten.
Wie anders dieses Leben war, das begriff Corporal Lawrence Newton jetzt erst allmählich. Jetzt, nachdem der Trupp aus acht Platoons bei der chemischen Fabrik angekommen war, fanden sie nichts außer Niedergang. Die Fabrik dehnte sich über mehrere Hundert Quadratmeter, und ihr Design illustrierte nur zu gut, mit welcher neuen Einstellung die Bewohner von Santa Chico sich alten Problemen näherten. Am nächsten wäre noch die Beschreibung organisch-gotisch gewesen. Große Sektionen der Maschinerie waren lebendig, Membranen und Knoten, die sich glatt in das Metall und Plastik einfügten. Oder zumindest waren sie lebendig gewesen. Oder waren noch lebendig, aber im Eingehen begriffen, während sie sich zu primitiveren Formen zurückentwickelten. Er wusste es nicht genau zu sagen. Die Fabrik war offensichtlich seit einiger Zeit nicht mehr in Betrieb.
Sie lag in einem kleinen Tal, einem natürlichen Habitat für Gargul-Pflanzen. Es waren Büsche mit gelben und roten schwammartigen Dendriten, deren Saft wundervoll komplexe Moleküle enthielt, die als Basis für Impfstoffe dienen konnten. Diese
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