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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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anderes übrig, als zu nicken.
    »Dann folgt mir bitte hier entlang«, sagte unser Gastgeber glücklich.
    Unsere drei Führer geleiteten uns den kurzen Weg zum Drachenhaus hinunter. An der steinernen Hausfront hingen zwölf Fahnen mit den Himmlischen Tieren. Die Banner von Ratten- und Spiegeldrache waren größer als die anderen und hingen über der in der Mitte der Fassade gelegenen Eingangstür. Die Dörfler führten uns unter vielen Verbeugungen hinein. Ich folgte Lord Ido durch einen steinernen Flur, und Ryko hielt sich dicht hinter mir.
    »Ihr dürft hier nicht bleiben, Mylord«, flüsterte er, als wir in einen kleinen Hof kamen.
    In der Mitte des Hofs lag ein winziger Garten, der von Papierlaternen beleuchtet wurde, die an drei sehr gepflegten Zwergbäumen hingen. Unter ihren sorgsam beschnittenen Zweigen stand eine geschwungene Sitzbank an einem dunkel schimmernden Karpfenteich. Links und rechts von uns gab es je einen Eingang, dessen Tür beiseitegeschoben war und den Blick auf ein großes Bettgestell freigab. Hinter dem Garten lagen ein weiteres Zimmer und ein zweiter Gang, dessen Schilfmatten darauf schließen ließen, dass es dort – was für ein Luxus! – in ein Badehaus ging. Dieses Gebäude, das von Menschen errichtet worden war, die sich aus Eimern wuschen und auf Stroh schliefen, zeugte wirklich von Stein gewordener Dankbarkeit.
    Obwohl Ryko hinsichtlich der Gefahr sicher recht hatte, durfte ich mich nicht weigern, hier zu übernachten, wenn ich unsere Gastgeber nicht schwer demütigen wollte.
    Der Dorfälteste eilte in den Hof und schien in unseren Gesichtern ängstlich nach einem Zeichen der Anerkennung zu suchen.
    Ich nahm alle meine Höflichkeit zusammen. »Dies ist ein überaus harmonischer Bau«, erklärte ich. »Vielen Dank.«
    Er strahlte. »Dort entlang findet Ihr ein Thermalbecken«, sagte er stolz und wies auf den Gang mit den Schilfmatten und auf die Flügeltür dahinter. »Und das ist der Essbereich. Euer Gepäck, Lord Eon, wurde ins linke Zimmer gebracht, das Eure, Lord Ido, ins rechte. Solltet Ihr etwas brauchen, stehen jederzeit dienstbare Hände bereit.«
    »Das ist nicht nötig«, erklärte Lord Ido brüsk. »Wir haben unsere eigenen Diener dabei.« Er lächelte, um diesen Moment der Unhöflichkeit zu überspielen. »Das habt Ihr sehr gut gemacht, Dorfältester Hiron. Ich danke Euch für Eure Bemühungen, doch nun muss ich mich erholen, um für die morgigen Anstrengungen gerüstet zu sein.« Er nickte mir zu. »Ich nehme an, auch Lord Eon ist müde.«
    »Selbstverständlich«, sagte der Dorfälteste, verbeugte sich und zog sich zurück. »Und solltet Ihr etwas brauchen …«
    Er verschwand in den Durchgang.
    Wir drei standen einen Moment lang reglos da. Die Spannung, die zwischen uns herrschte, war beinahe erdrückend. Als Lord Ido eine Bewegung machte, die gegen mich gerichtet zu sein schien, sprang Ryko sofort heran und war drauf und dran, das Rattendrachenauge anzugreifen. Zwar gab Idos Miene keine Gefühle preis, doch sein Körper war geduckt wie der eines zum Sprung bereiten Kriegers. Die Macht, die von ihm ausging, hatte nichts mit Drachen zu tun, und ich fühlte für einen schwindelerregenden Moment, wie mich etwas zu ihm hinzog.
    »Ich werde Lord Eon nicht von der Seite weichen«, sagte Ryko mit zusammengebissenen Zähnen.
    Ido würdigte ihn keines Blickes, sondern sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Pfeift Euren Wachhund zurück, Lord Eon. Oder ich werde ihn auspeitschen lassen.«
    Im Flur des Badehauses wurden Schritte laut und wir drehten uns alle dorthin um. Rilla erschien in Begleitung dreier Diener von Lord Ido.
    »Ryko!« Meine Stimme brach, als ich seinen Namen aussprach.
    Er trat ein wenig zurück, blieb aber in Angriffsstellung.
    Lord Ido lächelte boshaft. »Guter Hund.« Dann wandte er sich an mich. »Schlaft gut, Lord Eon. Ich bin gespannt auf die morgige Vorführung Eurer Kraft. Hoffen wir, dass Ihr mehr bewirken werdet als Euer Inselköter hier.« Er schnippte mit den Fingern und wies seine Diener zur rechten Schlafkammer.
    »Ich werde vor Eurer Tür bleiben, Mylord«, sagte Ryko grimmig, während wir Ido und sein Gefolge durch die rechte Tür verschwinden sahen. »Und ich habe bereits Männer am Fenster und an den Eingängen postiert.«
    Ich nickte.
    »Und Rilla wird am Fuße Eures Bettes schlafen«, fügte er hinzu, als sie näher kam. »Oder etwa nicht?«
    Rilla richtete sich aus ihrer Verbeugung auf. »Natürlich.« Sie warf einen kurzen Blick

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