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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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sie hübsch or dentlich auf eine kleine Matte.
    »Wir dürfen nicht gestört werden«, ordnete mein Meister an. Er streckte wieder die Hand aus und ich half ihm über die Schwelle.
    Rilla sah zu mir auf und hob die Brauen. Ich zuckte die Achseln und zog mir dann eilends die Strohsandalen aus, wobei ich mich am Türpfosten festhielt. Wo die Riemchen gesessen hatten, waren meine Füße hell, denn dort hatte der Straßenschmutz sich nicht einnisten können. Ich befeuchtete meine Finger und rieb mir erst über den rechten, dann über den linken Spann, verschmierte den Schmutz aber dadurch nur.
    »Stillhalten«, sagte Rilla leise, zog ein Tuch aus der Tasche und säuberte meinen linken Fußknöchel.
    »Das musst du doch nicht tun«, sagte ich und wollte den Fuß wegziehen. Seit die Schienen vor drei Jahren abgenommen worden waren, hatte niemand mein kaputtes Bein berührt.
    Sie hielt meinen Fuß fest. »Ein Drachenauge hat Diener. Gewöhn dich am besten daran.« Sie rieb meinen anderen Fuß sauber. »Jetzt gib mir deine Sandalen und geh hinein.«
    Als ich vor vier Jahren als halb verhungertes Kind ins Haus meines Meisters gekommen war, um für Essen und ein warmes Plätzchen ein Junge zu werden, war Rilla die Einzige gewesen, die sich ein wenig um mich kümmerte. Erst hatte ich gedacht, sie tue es, weil ich ein Krüppel war wie ihr Sohn, doch dann begriff ich, wie verzweifelt sie darauf angewiesen war, dass endlich ein Anwärter meines Meisters Erfolg hatte. »Niemand sonst wird uns bei sich im Haus haben wollen«, hatte sie mir einmal gesagt und dabei durch Charts staubiges Haar gestrichen. »Ich habe hier viele Jungen kommen und gehen sehen, Eon, doch du bist unser aussichtsreichster Anwärter. Du bist etwas Besonderes.« Damals dachte ich, sie hätte das Geheimnis erraten, aber das hatte sie nicht. Und selbst wenn: Sie würde es nie weitersagen. Rilla war meinem Meister viel zu treu ergeben und seine Duldsamkeit Chart gegenüber band sie hundertmal stärker an ihn als jeder Arbeitsvertrag.
    Ich gab ihr meine Sandalen und lächelte ihr dankbar zu. Sie scheuchte mich in die Bibliothek.
    »Mach die Türen zu, Eon«, sagte mein Meister. Er stand am Schrank und ging die Schlüssel durch, die er an einer roten Seidenschnur um den Hals trug.
    Ich zog die Türen zu und wartete auf weitere Anweisungen. Er sah auf und wies mit dem Kopf auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch.
    »Setz dich«, sagte er und entschied sich für einen der Schlüssel.
    Ich sollte mich setzen? Noch dazu auf einen Stuhl? Ich sah zu, wie er den Schlüssel ins Schloss führte. Hatte ich ihn wirklich richtig verstanden? Ich ging über den dicken, weichen Teppich, legte die Hand vorsichtig auf die Rückenlehne und erwartete einen Verweis. Keine Reaktion. Ich warf meinem Meister einen raschen Blick zu. Er hielt einen Lederbeutel und ein kleines schwarzes Keramikgefäß in den Händen.
    »Setz dich, hab ich gesagt«, befahl er und schloss die Schranktüren.
    Ich ließ mich auf der Vorderkante des Ledersitzes nieder und umklammerte die geschnitzten Armlehnen mit beiden Händen. Ich hatte immer gedacht, ein Stuhl sei bequem, doch er drückte gegen meinen Hintern und ließ die Hüfte erneut schmerzen. Ich rutschte hin und her und versuchte, das Gefühl wohliger Entspannung zurückzurufen, das ich im Garten empfunden hatte, doch es war verschwunden. Ich warf einen Blick auf die geschlossene Flügeltür und dachte an die kahle Landschaft draußen. Hatte der Garten mir den Schmerz genommen? Hatten seine Mondenergien an mein verborgenes Selbst appelliert? Mich fröstelte. Mein Meister hatte recht; ich konnte mir nicht erlauben, den Garten erneut zu betreten. Nicht so kurz vor der Zeremonie.
    Auf dem Schreibtisch vor mir lagen zwei kleine, schwarz lackierte Totentafeln. Ich versuchte, die ins Holz geschnitzten Namen zu lesen, konnte die auf dem Kopf stehenden Schriftzeichen jedoch nicht entziffern. Ich sah eilig woanders hin, als mein Meister sich auf dem Stuhl gegenüber niederließ. Er schob den Lederbeutel und das Gefäß neben die beiden Gedenkstücke.
    »Morgen ist es also so weit«, sagte er.
    Ich nickte, ohne den Blick vom Schreibtisch zu nehmen.
    »Du bist vorbereitet.« Das war eine Feststellung, keine Frage, doch ich nickte erneut. Die Erinnerung an den alten Waffenmeister Hian schoss mir durch den Kopf. Nun war der Moment gekommen, meinen Meister nach dem Umgekehrten Zweiten Pferdedrachen zu fragen.
    »Ich war heute bei einer Geistmacherin«, sagte

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