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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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ich etwas – ein dumpfes Ächzen, also nicht das Signal. Ich wusste, was das Geräusch bedeutete, wollte aber nicht darüber nachdenken.
    Nun folgte ein anderer Laut. Diesmal war es das Zeichen.
    Humpelnd hetzte ich über den Rasen. Es war zu dunkel, um den Boden deutlich zu sehen, sodass ich vorhandenen wie eingebildeten Löchern und Steinen auswich. Ich kam am Pavillon vorbei und erreichte den Pfad. Hier war der Boden eben und das Laufen fiel mir leichter. Die Bibliothek ragte vor mir auf und ein Stück weit davon entfernt zeichneten sich zwei dunkle Umrisse ab. Zwei auf dem Boden zusammengesunkene Körper. Ich fasste Ryko, der auf dem Weg stand, ins Auge und versuchte, die Silhouetten der beiden Wächter nicht zu beachten.
    »Der Drachenzauber ist immer noch wirksam«, sagte er, als ich ihn erreichte. »Ich werde Eure Hilfe brauchen.« Er streckte mir die Hand entgegen.
    Ich zögerte. Ich hatte das rote Buch nicht dabei, und es war zu gefährlich, eine Verbindung mit dem Rattendrachen zu erzwingen. Es gab nur einen Weg, um herauszufinden, ob ich Ryko noch immer beschützen konnte. Ich nahm seine Hand und zog ihn in den Kreis, auf dem der Drachenbann lag. Dort erstarrten wir beide und warteten ab, was geschehen würde. Schließlich stieß er einen erleichterten Seufzer aus: Der Zauber konnte ihm nichts anhaben.
    »Es sah nicht danach aus, als hättet Ihr damit gerechnet«, sagte er ungerührt.
    »Ich weiß einfach nicht, wie es funktioniert«, gab ich zu.
    Er seufzte und zog mich weiter. Wir rannten das Stück bis zur Eisentür der Bibliothek. Wie beim letzten Mal war sie mit einem Vorhängeschloss gesichert. Diesmal allerdings krümm te Ryko sich nicht vor Schmerz am Boden. Er kniete sich hin, und während ich zu seinem Schutz die Hand auf seiner Schulter behielt, schob er geschickt einen Metallhaken ins Schloss, das gleich darauf mit einem befriedigenden Klicken aufging.
    Er sah kurz zu mir hoch. »Zum Glück weiß wenigstens ei ner von uns, wie die Dinge funktionieren.« Er schob den Haken in seine Tasche zurück, hängte das Vorhängeschloss aus, drückte die Tür auf und trat rasch in die Sicherheit des dunklen Gangs.
    Vor uns lag die innere Tür mit den eingravierten zwölf Kugeln, die im trüben Licht, das durch den unteren Spalt drang, allerdings kaum zu erkennen waren. Jemand hatte drinnen Lampen brennen lassen. Alarmiert stand Ryko vor der Tür und lauschte. Ich hörte ein metallisches Gleiten, blickte nach unten und sah, dass er wieder ein Messer in der Hand hielt. Hatte er drinnen etwas gehört? Er sah mein fragendes Gesicht und schüttelte den Kopf. Dann drückte er auf die Klinke und stieß die Tür geräuschlos auf.
    Vor uns tauchten der blaue Teppich und der lange Lesetisch auf. An den Wänden stapelten sich Holzschachteln voller Schriftrollen und einmal mehr schlug uns die bedrückende Aura von Macht entgegen. Seit unserem letzten Besuch schien sich nichts verändert zu haben – nur dass diesmal die Öllampen angezündet waren und den Raum in ein weiches, warmes Licht tauchten. Ryko trat über die Schwelle.
    »Es wird hinten liegen«, sagte ich und folgte ihm. »Ich hole –«
    Er kam mit gesenktem Kopf von links und griff Ryko mit voller Wucht an.
    Der unter die Gürtellinie zielende Angriff ließ die beiden in die Schriftrollen krachen. Schachteln und Pergamente flogen durch die Luft und gingen rings um mich nieder. Ryko rang seinen Angreifer zu Boden und schwang sich auf ihn. Ich sah kurz das kränkliche, verzweifelte Gesicht: Dillon. Ryko hob sein Messer und drückte meinem Freund mit der anderen Hand die Luft ab.
    Ich stürzte herbei und riss Ryko am Fuß. »Nicht! Das ist Dillon!«
    Ryko erstarrte mit zum Zustechen erhobenem Messer.
    »Ich dachte, Ihr wärt er«, keuchte Dillon. »Ich dachte, Ihr wärt er.«
    »Ido?« Rykos Angriffslust war ungebrochen.
    Dillon nickte. Ryko ließ seine Kehle los und senkte das Messer. Plötzlich packte er ihn am Kinn, kümmerte sich nicht darum, dass der Junge tief erschrocken zurückzuckte, und drehte sein Gesicht ins Licht. Dillons Haut und sogar das Weiß seiner Augen waren gelblich und der Ausschlag in seinem Nacken war doppelt so groß wie bei mir. Er wand sich unter Rykos Griff.
    »Lasst mich los!«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Ryko und zog die Hand weg. »Ihr habt viel zu viel Sonnenpulver genommen. Noch zwei, drei Prisen und es wird Euch umbringen.«
    »Das ist mir gleich.« Dillon umspannte Rykos Handgelenk mit zitterndem Griff. »Er wird mich

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