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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Lord Ido krümmte sich keuchend und mit aschfahlem Gesicht. Als er aufsah, trafen sich unsere Blicke kurz. Seine scharfen Augen weiteten sich, als er merkte, dass ich von seiner Macht beeinflusst war. Dann nahm das Eintreffen zweier Männer auf der Rampe sei ne Aufmerksamkeit in Beschlag.
    Quon packte mich an der Schulter und seine Fingernägel gruben sich durch die Seide.
    »Was hat er ihm angetan?«, flüsterte er. Wir beobachteten Baret, der stöhnend vor und zurück schaukelte und sein Gesicht in der Armbeuge barg. »Was hast du gesehen?«
    »Ich glaube, er hat Baret mit seinem Hua gekennzeichnet.«
    Quon ließ mich los. »Das ist bestimmt nicht erlaubt. Das kann nur gegen die Regeln verstoßen.«
    Er drehte sich zu den Beamten um, doch die lagen alle auf den Knien und sahen zu Boden. Quon sackte in sich zusammen.
    »Das ist nicht gerecht«, jammerte er. »Damit hat er den Wettkampf bereits entschieden.«
    Quon hatte recht. Wenn Baret von Lord Ido markiert worden war, hatte er eine viel größere Chance, vom Rattendrachen erwählt zu werden, als wir anderen. Ich spürte meine Hoffnung in kalte Verzweiflung umschlagen. Durch eine einzige dreiste Handlung hatte Lord Ido sich die Unterstützung Kanes, Barets und ihrer mächtigen Familien gesichert, sich zum Herrn über den Drachenrat gemacht und uns übrige Anwärter eingeschüchtert. Kein Wunder, dass mein Meister ihn heimtückisch nannte. Die Rücksichtslosigkeit und Tatkraft, mit der er vorging, ließen mich frösteln. Aber wenigstens weinte ich nicht wie Quon.
    Lord Ido richtete sich auf. Sein Atem ging wieder gleichmäßig. Er warf Baret einen raschen Blick zu.
    »Halt still«, fuhr er ihn an.
    Sofort hörte Baret auf zu schaukeln. Ein schmerzliches Wimmern entfuhr ihm, als er den Kopf hob.
    »Gestern Abend hat der Drachenrat entschieden, dass die Zeremonie sich zu weit von den Traditionen unserer geschätzten Vorfahren entfernt hat«, sagte Lord Ido, und sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er so entschieden und der Drachenrat sich dem nur gebeugt hatte. Er begann, die Reihe der Anwärter auf und ab zu schreiten. »Es wurde beschlossen, wieder zu den zeremoniellen Kämpfen zurückzukehren, statt nur Schwertsequenzen vorzuführen.«
    Es dauerte einen Moment, bis ich verstand. Zeremonielle Kämpfe? Das hieß Schwertgefechte! Würde ich also gegen einen anderen antreten müssen? Ich spürte, wie mich eisige Panik erstarren ließ.
    »Das könnt Ihr nicht machen«, schluchzte Quon, den die Verzweiflung unbesonnen werden ließ. »Das haben wir nicht trainiert.«
    Lord Ido fuhr zu ihm herum. »Wimmernder Feigling«, knurrte er ihn an. »Du bist es nicht wert, dem Rattendrachen gegenüberzutreten.«
    Eilends verbeugte Quon sich so tief, dass seine Stirn den Boden berührte. Lord Ido musterte ihn kurz und ging dann weiter vor den Anwärtern auf und ab.
    »Gemäß einer sehr weitverbreiteten historischen Schrift kann das neue Herrschende Drachenauge mit Zustimmung des Rats zeremonielle Kämpfe anordnen.« Sein Blick glitt die Reihe entlang und blieb an mir hängen. »Dabei handelt es sich um eine alte Variante in den Chroniken von Detra.«
    Ich wandte den Blick von seinem bösartigen Lächeln ab.
    Er wies auf die beiden Männer, die oben an der Rampe standen. Obwohl sie von Kopf bis Fuß in Rüstungen steckten, verriet mir die überhebliche Haltung der stämmigeren Gestalt sofort, um wen es sich handelte.
    Um Ranne.
    Meine Eingeweide krampften sich in vertrauter Angst zusammen. Würden wir gegen Ranne antreten? Aber er war ein Schwertmeister. Dann begriff ich mit Schrecken: Baret war Rannes Liebling. Lord Ido überließ nichts dem Zufall.
    »Man sagte mir, dass ihr alle mit den Schwertmeistern Ranne und Jin-pa trainiert habt«, fuhr Lord Ido fort, während die beiden näher kamen und sich verbeugten. »Sie werden sich die Ehre teilen, zur Unterhaltung des Rattendrachen und unseres Himmlischen Kaisers mit euch ein paar Schaukämpfe durchzuführen.«
    Ranne drehte sich zu uns und hatte dabei die behandschuh te Rechte in die Taille gestützt. Statt des glänzenden Leders der Trainingsstunden trug er einen Plattenpanzer, von seinem Helm hing ein Kettenkragen, der Hals und Nacken schützte, und in seinen polierten Brustharnisch war das Zeichen für Tapferkeit graviert.
    »Der Wettbewerb wird dem Kampftraining ähneln, wie ihr es aus dem vergangenen Jahr kennt«, sagte er. »Doch die Sequenzen werden nicht wie die zwölf Drachen, sondern zufällig aufeinanderfolgen.

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