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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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um ein besseres Leben auf diesen Erkenntnissen aufbauen zu können.
    Trotz ihres fieberhaften Nachdenkens fielen ihr nur erbärmliche Auswege ein. Ohne langsamer zu werden, schlug sie zwischen immer abgehackteren Atemzügen vor, sie sollten die Straße wechseln, hierhin und dorthin abbiegen in der schwachen Hoffnung, dass eine gewundene Spur irgendwie schwerer zu verfolgen wäre als eine schnurgerade. Und sie führte sie, wenn möglich, bergab, weil sie eine größere Strecke in kürzerer Zeit zurücklegen konnten, wenn sie nicht gegen eine Steigung ankämpfen mussten.
    Um sie herum merkten die erstarrten Einwohner von Laguna Beach nichts davon, dass sie um ihr Leben rannten. Und wenn sie und Harry eingeholt würden, würde kein Schreien die verzauberten Schläfer aufwecken oder Hilfe herbeiholen.
    Sie wusste nun, warum die Nachbarn von Ricky Estefan nicht gehört hatten, wie der Golem durch den Dielenboden krachte und Ricky totschlug. Ticktack hatte die Zeit in jedem Fleckchen der Welt angehalten außer in diesem Bungalow. Ricky war in aller Seelenruhe auf sadistische Weise gequält und ermordet worden - während für den Rest der Menschheit keinerlei Zeit verging. Und als Ticktack sich in Ordegards Haus an sie herangemacht und Connie durch die Glastür auf den Balkon des Schlafzimmers geworfen hatte, hatten die Nachbarn ebenfalls nicht auf das Krachen reagiert oder auf die Schüsse, die vorher gefallen waren, weil sich die gesamte Auseinandersetzung in einer Nicht-Zeit abgespielt hatte, in einer Dimension, die einen Schritt von der Realität entfernt war.
    Während sie so schnell lief, wie sie konnte, zählte sie vor sich hin, wobei sie versuchte, den langsamen Rhythmus beizubehalten, in dem Ticktack gezählt hatte. Sie war zu schnell bei fünfzig und bezweifelte, dass sie auch nur halb soviel Entfernung zwischen sich und ihn gelegt hatten, wie erforderlich war, um sicher zu sein.
    Wenn sie weiter gezählt hätte, wäre sie vielleicht bis hundert gekommen, als sie schließlich stehen bleiben mussten. Sie lehnten sich gegen eine Ziegelsteinmauer, um zu verschnaufen.
    Connies Brustkorb war kurz vorm Bersten, und ihr Herz schien zerspringen zu wollen. Jeder Atemzug fühlte sich glühend heiß an, als ob sie ein Feuerschlucker im Zirkus wäre, der riesige Flammen ausspuckte. Ihre Kehle war wund. Die Muskeln in Waden und Oberschenkeln taten ihr weh, und der rasende Kreislauf ließ erneut den Schmerz in allen Beulen und Blutergüssen aufleben, die sie sich während der Nacht zugezogen hatte.
    Harry sah noch schlimmer aus, als sie sich fühlte. Allerdings hatte er mehr Schläge in mehr Begegnungen mit Ticktack abbekommen, als sie hatte aushaken müssen, und war schon länger auf der Flucht.
    Als sie fähig war zu sprechen, sagte sie: »Was nun?«
    Zunächst kam jedes Wort explosionsartig aus ihm heraus. »Wie. Wäre. Es. Mit. Handgranaten?«
    »Handgranaten?«
    »Wie Ordegard.«
    »Das weiß ich noch.«
    »Kugeln richten bei einem Golem nichts aus -«
    Sie sagte: »Das hab ich bemerkt.«
    »- aber wenn wir das verdammte Ding in die Luft jagen -«
    »Wo sollen wir Handgranaten herkriegen? Kennst du hier in der Gegend vielleicht einen netten Sprengstoffladen?«
    »Vielleicht ein Waffenlager der Nationalgarde, irgend so was.«
    »Sei vernünftig, Harry.«
    »Warum? Die ganze übrige Welt ist es ja auch nicht.«
    »Wenn wir eins von diesen verdammten Dingern in die Luft fliegen lassen, dann schaufelt der nur ein bisschen Dreck zusammen und macht ein neues.«
    »Aber es wird ihn zurückwerfen.«
    »Vielleicht zwei Minuten.«
    »Jede Minute zählt«, sagte er. »Wir müssen einfach eine Stunde überstehen.«
    Sie sah ihn ungläubig an. »Glaubst du etwa, dass der sein Versprechen halten wird?«
    Harry wischte sich mit dem Jackenärmel Schweiß aus dem Gesicht. »Vielleicht tut er’s.«
    »Einen Teufel wird er.«
    »Vielleicht ja doch«, insistierte Harry.
    Sie schämte sich, weil sie das auch glauben wollte.
    Sie horchte in die Dunkelheit hinein. Nichts. Das bedeutete allerdings nicht, dass Ticktack nicht in der Nähe war.
    »Wir sollten uns in Bewegung setzen«, sagte sie.
    »Wohin?«
    Da sie sich nicht mehr an die Wand anlehnen musste, sah Connie sich um und stellte fest, dass sie sich auf dem Parkplatz neben einer Bank befanden. Etwa zwanzig Meter von ihnen entfernt hielt ein Auto an einem Geldautomaten. Zwei Männer standen im bläulichen Schein der Sicherheitsbeleuchtung vor dem Automaten.
    An der Haltung der beiden

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