Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
Vom Netzwerk:
entgehen, der eine dicke Rauchwolke hinter sich herzog. Seine Flanke war nun einen Augenblick lang frei und ungeschützt durch die Reihe der anderen, und der Graukupfer Rictus schoss heran und fügte ihm einen langen Riss an der Schulter entlang zu, der beinahe einen Riemen des Geschirrs zerrissen hätte.
    Der Defendeur heulte auf vor Schmerz und krümmte sich über der Wunde zusammen. Ein breiter, weit aufklaffender Riss stach dunkelrot vom goldenen Braun und Grün seiner Haut ab. »Ha!«, schrie Rictus, und dann klagte er selber jämmerlich, als der Defendeur mit seinem Schwanz ausgeschlagen hatte, an dessen Ende sich Widerhaken befanden. Damit hatte er Rictus mit aller Wucht in den Bauch getroffen, was eine umso schrecklichere und gefährlichere Verletzung war, als es sich bei Rictus um ein so kleines Tier handelte. Einer der Schwenkflügler eilte herbei und trug den wehklagenden Rictus davon.
    Aber er hatte eine Schneise für den Angriff geöffnet, und Velocitas griff den Defendeur von hinten an, umklammerte seinen Schwanz, um den peitschenden Hieben ein Ende zu bereiten, sodass die anderen Schwenkflügler und Graukupfer entschlossen den Kopf des französischen Drachen attackieren konnten. Als alle Gewehrschützen umgeworfen worden waren, stürzte sich Minnow in das Durcheinander, landete auf dem Rücken des Drachen, griff sich einen der Männer mit den Klauen und stob davon.
    »Hier, das ist Ihr Kapitän«, schrie sie und wedelte den armen Mann durch die Luft. Der Defendeur brüllte wutentbrannt und schoss ihr hinterher, wobei er einen der Schwenkflügler über den Haufen flog und die französische Linie komplett durcheinanderbrachte, denn Minnow raste mit ihrem Gefangenen zu den britischen Lichtungen.
    »Das ist ein bisschen zu hart«, stellte Temeraire fest, dem der arme Drache leidtat, und nahm sich fest vor, Minnow nie wieder auf seinem eigenen Rücken mitfliegen zu lassen. Er hätte nicht gedacht, dass sie so skrupellos wäre, mitten in der Schlacht etwas zu stehlen. Aber er konnte auch nicht leugnen, dass das sehr gelegen gekommen war, denn so hatte sie den großen Drachen aus dem Weg geschafft und Temeraire die Möglichkeit eröffnet, eine Vielzahl der Mittelgewichte zu vertreiben, indem er nach beiden Seiten in die Lücke hineinbrüllte, die das Schwergewicht geschlagen hatte.
    Im benachbarten Abschnitt der französischen Linie kämpfte Requiescat gegen den Grand Chevalier, und der kleine Vorteil, den er durch sein größeres Gewicht haben mochte, wurde von dem französischen Drachen dadurch wettgemacht, dass er eine Besatzung an Bord hatte. Unablässig prasselten Gewehrsalven auf Requiescats mächtige Flanken, und er hatte bereits viele kleine, aber deutlich sichtbare Löcher in seinen Flügeln. Der Grand Chevalier verstand es geschickt, sich in eine höhere Position zu manövrieren, sodass Requiescat gezwungen war, immer wieder den Bomben auszuweichen, die die Bauchbesatzung auf ihn hinabwarf.
    Temeraire bemerkte, dass die angeschirrten Drachen des Korps
auch auf ihrer Flanke nur mühsam gegen den mächtigen rechten Flügel der vorstoßenden l’Armée de l’Air bestehen konnten, und es würde nicht mehr lange dauern, ehe sie in einem heillosen Durcheinander verstrickt sein würden.
    »Dort kommen Schiffe«, sagte Majestatis, der in der Nähe einen Kreis drehte.
    »Wie bitte?«, fragte Temeraire.
    »Schiffe«, wiederholte Majestatis trocken. »Dort auf dem Meer. Wenn du etwas höher fliegst als diese Wolke da, dann kannst du sie sehen.«
    Und dann endlich ertönten die Trompeten und gaben so mit schrillem Ton den Befehl, das Zentrum aufzugeben, und es blieb keine Zeit mehr, nach irgendetwas Ausschau zu halten. Aus den Blöcken unter ihnen wurden wieder Marschkolonnen, und Temeraire musste sich sofort darum kümmern, dass alle zur jeweils richtigen Flanke wegflogen, wie es vorgesehen war. »Denkt daran, wir treffen uns hinter ihren Reihen«, rief er drängend und gab einem übermotivierten Schwenkflügler einen Schubs, der in die falsche Richtung losgeflogen war.
    Die französischen Soldaten drängten nun rascher voran, und ihre Drachen flogen niedriger. »Wir sollten auf keinen Fall einfach wegfliegen … Sie werden jeden Augenblick unsere Männer erreichen«, rief Temeraire drängend nach hinten zu Laurence.
    »Los!«, brüllte Laurence; er spähte durch sein Fernrohr Richtung Meer. »Flieg sofort los! Du musst das Zentrum freimachen und höhersteigen.«
    Temeraire schnellte mit einem letzten,

Weitere Kostenlose Bücher