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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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sich immer enger um Bonaparte. »Temeraire, das Korps wird der Infanterie helfen, die Linie zu halten«, rief Laurence.
»Wir müssen jeden abwehren, der versucht, dort durchzubrechen.«
    Temeraire konnte Lien nun deutlich sehen. Sie war noch am Boden und rief den französischen Drachen Befehle zu, um mal das eine, mal das andere auszuprobieren, denn jetzt zählte nur noch ein Durchbruch, um Napoleon und andere Überlebende aus dem Chaos zu retten.
    »Natürlich kommt sie nicht selbst«, sagte Temeraire verächtlich, als eine große Wolke von kleinen Drachen – Lien hatte sogar Kurierdrachen geschickt – losstürmte. »Velocitas, du und die anderen Schwenkflügler, ihr lasst euch zurückfallen und stellt euch ihnen entgegen. Und du auch, Moncey. Cantarella, wenn sie alle durcheinander sind, dann jagst du sie, bis sie in Reichweite der Schiffe gelangt sind.«
    Den kleinen Drachen gelang es, an den Schwergewichten vorbeizukommen, aber sie stießen bald auf eine Gruppe Schwenkflügler, die sie nicht mehr so leicht passieren konnten. Velocitas und die anderen hieben und bissen nach den kleineren Drachen, trieben sie vor sich her, störten den Verbund und trennten die Tiere voneinander, sodass sie zu leichter Beute für die angreifenden Gelben Schnitter wurden. Sie wichen angesichts so vieler größerer Drachen zurück, was sie wiederum ins Kreuzfeuer trieb. »Temeraire, du musst Chalcedony zurückrufen«, sagte Laurence scharf.
    »Wo?«, fragte Temeraire und sah sich um, allerdings zu spät. Chalcedony hatte einen kleinen Pou-de-Ciel zu weit verfolgt, und mit einem entsetzlich hohlen Schlag traf ihn eine der Kanonenkugeln, die keinen Unterschied zwischen Freund und Feind machten, selbst mitten in die Brust.
    Er schien sich um den Aufprall herum zusammenzufalten, dann stürzte er ohne einen Laut zu Boden. Der kleine Pou-de-Ciel flatterte hektisch weiter, und es gelang ihm, dem Kugelhagel zu entkommen und den offenen Himmel zu erreichen. Er drehte sich nicht noch einmal um, um einen weiteren Angriff zu starten, sondern floh über den Kanal in Richtung Frankreich.
    Auch einer Handvoll weiterer Drachen war es gelungen durchzubrechen, und einige davon hatten verzweifelte Soldaten vom Boden geholt. Nun kämpften sie sich übers Wasser. Aber niemand war bisher bis zu Napoleon selbst gelangt, und jetzt erst näherte sich die Infanterie seiner Position. Seine Garde hatte einen Block um ihn gebildet, einen lebendigen Schutzschild.
    Lien hatte die Niederlage gesehen und erkannte die Gefahr, in der sich Napoleon befand. Unvermittelt stieß sie einen schrillen Ruf aus und schwang sich in die Luft.
    »Oh!«, rief Temeraire eifrig, aber sie kam nicht. Stattdessen drehte sie ab und floh über das Feld, mit einem halben Dutzend vereinzelter französischer Drachen hinter sich: ihre Ehrengarde aus Petit Chevaliers und einigen halb blinden Fleur-de-Nuits mit Augenblenden.
    »Oh, oh!«, stieß Temeraire aus und machte einen empörten Satz in der Luft. »Oh, wie feige, sie lässt ihn tatsächlich zurück…«
    »Sie wird Kurs auf die Schiffe nehmen«, sagte Laurence. »Temeraire, schnell, dreh dich um, dann kannst du es sehen. Allen, die Signalflaggen! Warnung an die Schiffe, Drache aus Nordosten . Und buchstabieren Sie Himmelsdrache . Nelson wird das verstehen …«
    »Sollen wir ihnen zu Hilfe kommen?«, fragte Temeraire hoffnungsvoll und stand in der Luft, während Allen hastig die Flaggen schwenkte. Für ihn sah es noch immer so aus, als ob Lien davonliefe, und er war sich sicher, dass sie überhaupt nicht vorhatte, die Schiffe anzugreifen, sondern dass das nur ein Vorwand war. Was sie wirklich im Sinn hatte, war bestimmt der Versuch, dem Kampf aus dem Weg zu gehen, und er war überzeugt, dass sie fliehen würde, sobald sie kurz so getan hatte, als wolle sie angreifen. »Wenn sie nicht fliehen will, dann sollten wir sie aufhalten. Ich habe schon die ganze Zeit befürchtet, dass sie entkommen könnte.«
    »Wenn wir sie in einen Nahkampf verwickeln, können die britischen Schiffe nicht auf sie feuern«, sagte Laurence. »So, sie sind gewarnt worden. Siehst du? Nelson konzentriert einen Teil des Feuers auf sie. Kannst du auf die andere Seite gelangen? Wenn sie dann
versucht, nach Frankreich zu fliehen, könnten wir sie auf dem Weg abfangen.«
    Es war ein prächtiger, eleganter Anblick zu sehen, wie die britischen Schiffe eines nach dem anderen abdrehten, um den näher kommenden Drachen ihre Breitseiten zuzuwenden. Lien jedoch gelangte

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