Drachenwacht: Roman (German Edition)
Schwergewichte ihren Platz weitgehend bei und bildeten ein gleichbleibendes Bollwerk. Ihre Geschwindigkeit passte sich der von Requiescat an, da er am langsamsten von ihnen war. Die Mittelgewichte hatten mehr Energie, brachen gelegentlich aus und stießen hinab zu den Feldern. Wenn sie zurückkamen, hatten sie hin und wieder eine Kuh, ein Schwein oder ein Schaf in ihren Klauen, und entweder verspeisten sie die Tiere selbst oder brachten sie zu den größeren Drachen.
»Ja, so brauchen wir keine Pause einzulegen«, erklärte Temeraire. »Es ist auch niemand hungrig, wenn wir ankommen, nicht einmal Requiescat, auch wenn er sich immer beklagt. Aber er tut nur so.«
»Ich tue überhaupt nicht nur so«, murrte Requiescat und schwang seinen Kopf nach hinten. »Als ich noch richtiges Kampfgewicht hatte, wog ich sechsundzwanzig Tonnen. Noch habe ich nicht wieder alles zugelegt nach dieser bösen Erkältung.« Dies war eine sehr beschönigende Bezeichnung für die ansteckende Epidemie, die den Königskupfern besonders schwer zugesetzt hatte. Sie alle hatten viel Gewicht verloren, das erst jetzt langsam wieder zurückkehrte. Es war allerdings schwer vorstellbar, dass Resquiecat noch mächtiger als jetzt gewesen sein mochte.
Außer einigen französischen Spähern trafen sie auf keinerlei Gegner, und auch diese drehten sich sofort um und flohen, nachdem sie sie gesichtet hatten, um die Neuigkeit zu verbreiten. Man konnte nicht erwarten, dass eine so große Streitmacht wie sie ungesehen über den Himmel ziehen konnte. Aber wenn das dazu führen sollte, dass Napoleon seinen Angriff verschob, dann war es nur wünschenswert, wenn ihn diese Botschaft erreichte.
Ihr Flug führte sie über Hammersmith und Kew, über das sich schlängelnde braune Band der Themse, mit glitzerndem Eis an den Rändern und von einer Schneedecke überkrustet, und dann schließlich über die Stadt selbst.
Hollin flog mit Elsie voraus und setzte die Signalflaggen; dann donnerten die Kanonen von unten als Erwiderung, und die Menschen rannten auf die Straße, um sie jubelnd willkommen zu heißen, was ein erhebender Moment war, auch wenn die Rufe aufgrund der Entfernung nur gedämpft bei ihnen ankamen. Temeraire rief nach vorne: »Dirigion, Ventiosa, fliegt vor, damit sie unsere Banner sehen«, und die beiden Gelben Schnitter schossen nach vorne. Hinter ihnen her flatterten die roten Samtvorhänge.
Nach weiteren zwanzig Minuten Flug sahen sie die Armee: Ein Meer von Rotröcken zwischen aufgewühltem Schlamm und Schnee im Lager. Temeraire legte an Höhe zu, als sie sich näherten, sodass er freie Bahn vor sich hatte, dann holte er tief Atem und brüllte. Die Luft vor ihnen war kalt und erfüllt von dünnen Schwaden weißer Wolken, was der entsetzlichen Schallkraft des Göttlichen Windes eine flüchtige physische Gestalt verlieh. Vor seiner enormen Kraft zerteilten sich die Wolkenfetzen in geriffelte Wellen, die sehr an den Hitzedunst erinnerten, welcher im Hochsommer über befestigtem Grund oder über Sand flirrt. Beinahe sofort zerfielen sie wieder, aber unten hoben die Drachen des Korps auf ihren Lichtungen die Köpfe, um ihnen entgegenzublicken, und schmetterten ihre Antwort zurück. Es war eine glückliche Begrüßung, und Temeraire brachte sie nach unten auf die breiten Felder auf der linken Flanke der Armee, ganz in der Nähe von Plumstead.
»Laurence«, sagte Temeraire, als sie gelandet waren, »würdest du bitte den Generälen ausrichten, dass ich sehr gerne mit ihnen sprechen möchte, aber dass sie dafür Platz vor ihrem Zelt schaffen müssten, falls es sich um das große in der Mitte des Lagers handelt, und dass sie besser etwas wegen der Pferde unternehmen sollten.«
»Ich muss dich darauf vorbereiten, dass sie keineswegs erfreut über deine Ankunft sein dürften«, setzte Laurence an, »und auch darauf, dass sie keinerlei Anstrengungen unternehmen werden, um die Dinge nach deinen Wünschen zu regeln.«
»Dann«, entgegnete Temeraire, »werden wir alle wieder davonfliegen,
und sie können ohne uns gegen Napoleon kämpfen. Sie haben uns gebeten zu kommen, und sie brauchen unsere Hilfe. Dann können sie uns nicht wie Sklaven behandeln. Und wir können uns auch sehr wohl selbst verpflegen, wage ich zu behaupten, auf die eine oder die andere Art, auch wenn sie uns nicht mehr mit Kühen versorgen wollen.«
Laurence zögerte. Er wünschte, er könnte dagegen etwas einwenden oder aus Pflichtgefühl dagegenhalten, aber sein Gerechtigkeitssinn
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