Drachenwächter - Die Prophezeiung
die Dämonen ... sie werden wütend.«
Ark umarmte seine Frau. Er konnte nichts tun – nur abwarten.
Selds Worte hallten in Mesalas Ohren und ließen sie den Schmerz in ihrer rechten Hüfte vergessen. Sie konnte nicht glauben, noch am Leben zu sein. Vor wenigen Augenblicken hatte sie sich in den Tod stürzen wollen, doch Seld hatte sie zurückgehalten. Warum hatte er das getan? Das Osertem konnte sie alle mit einem Streich seiner Klauen töten, doch als Ajik hätte Seld die Macht gehabt, sich diesem Wesen entgegenzustellen.
Es rührte sich nicht, wie auch der in der Nähe stehende Oberste Drache. Tief atmete das Osertem ein und aus, und Mesala vernahm das Schnaufen aus dem klauenbewehrten Mund, in dem immer noch menschliche Züge zu erkennen waren – die von Talut Bas.
Wie wollte Seld gegen diese Macht bestehen?
»Es wird nicht geschehen«, sagte Seld und senkte die Faust, trat einen Schritt näher an das Osertem. »Die Prophezeiung des Bematu wird nicht erfüllt werden.«
Das Osertem senkte seinen Kopf. » DU KANNST DEIN SCHICKSAL NICHT ÄNDERN .« Wut schwang mit in den Worten, die aus dem Schlund des dunklen Wesens drangen.
»Es ist schon geschehen«, erwiderte Seld. Er wendete sich ab und schritt zu Mesala, ging neben ihr in die Knie.
»Was geschieht gerade?«, flüsterte sie. »Die Dämonen sind verwirrt – ich fühle es.«
Seld barg ihren Kopf zwischen seinen Händen. »Wenn wir die Prophezeiung erfüllen, werden Zwei um diese Welt kämpfen, und Einer wird siegen. Ob Osertem oder Ajik – seine Macht wird grenzenlos sein.«
»Ja, und du wirst sie erringen«, sagte Mesala. »Ich weiß es.«
Er beugte sich nahe zu ihr. »Ich will diese Macht nicht. Noch weniger will ich, dass sie auf das Osertem übergeht ... auf das, was von Talut Bas noch in diesem Wesen steckt. Menschen und Drachen teilen diese Welt, und so soll es bleiben. Niemand darf dieser Welt seinen Willen aufzwingen!«
»Aber was tun wir jetzt?«
Seld ließ ihren Kopf los. »Wir erfüllen ein anderes Schicksal«, sagte er leise.
Das Osertem richtete seinen Kopf gen Himmel. Es atmete ein, riss sein Maul auf und stieß eine blaue Flamme heraus, die fast bis zu den goldenen Drachen hinaufreichte.
Mit einem Mal setzten sich die Dämonen im Himmel in Bewegung und flogen auf die Drachenspitze zu.
Das entfernte Grollen drang durch die Tunnel zu den Menschen, die sich in der großen Halle versammelt hatten. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis es erstarb.
»Vielleicht ist es schon vorüber«, flüsterte Hem.
»Nein«, sagte Ark mit ruhiger Stimme. »Es beginnt.«
Das Geräusch schlagender Flügel drang von draußen herein. Kurz darauf war das Kratzen von Klauen auf blankem Felsen zu hören, das durch die Tunnel hallte.
»Das sind nicht die Drachen«, sagte Hem.
Ark löste sich aus den Armen seiner Familie. »Wir müssen weg von hier!«, rief er. »Es gibt Tunnel, die zu schmal für die Dämonen sind. Schnell!«
Die Dämonen waren in die Gänge der Drachenspitze eingedrungen. Ark vernahm ihr Brüllen, und er konnte schon die ersten rot glühenden Augenpaare in der Dunkelheit einiger Gänge erkennen.
Die Menschen rannten zu mehreren kleinen Durchgängen in der Wand, die zu dunklen Treppen führten, manche in enge Sackgassen, und einer führte zu der Treppe bis hinauf zum Thronsaal, doch niemand wagte, diesen Weg zu wählen.
Die Dämonen kamen näher. Ark drängte Erima und Hem, als erste in einer der Öffnungen zu verschwinden. »Geht so weit ihr könnt!«, sagte er.
»Komm mit!«, bat Erima.
»Ich folge euch. Geht!«
Das rote Glühen kam näher. Die Umrisse der Dämonen wurden deut licher. Noch waren die meisten Menschen nicht in die engen Tunnel vorgedrungen. Und Ark wurde bewusst, dass ein Flammenstoß der Dämonen in die Durchgänge die Menschen bei lebendigem Leib verbrennen würde.
Als sich die Dämonen in Bewegung setzten, gerieten auch die Drachen über dem Berg in Aufruhr. Die Dämonen flogen zum Teil in die Tiefe und hielten auf die Öffnungen der Tunnel in der Drachenspitze zu, aber die meisten von ihnen kamen näher an die Spitze des Berges heran. Einige Drachen schossen nun nach vorne, stießen helle Flammen aus, die vor dem blauen Himmel für Selds Augen zu einem einzigen Flimmern wurden. Das Feuer fraß sich durch die Reihen der Dämonen, und tatsächlich fügte es einigen von ihnen Schmerzen und Schaden zu – mehrere Dämonen taumelten abwärts, denn mit ihren brennenden Flügeln konnten sie sich nicht mehr in der
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