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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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anblickte.
    Seld erwiderte stoisch den Blick. Er drehte sich auf dem Absatz um und trat hinaus in die Kälte der Nacht. Eilends entfernte er sich, blickte immer wieder zurück. Keiner der Männer folgte ihm.
    Inzwischen war es völlig dunkel geworden, der schwarze Himmel schien die Sterne verschluckt zu haben. Der Wind jagte von Norden kommend durch die Drei Dörfer und blies in die Weite Steppe hinaus. Noch immer strömten Menschen aus den Dörfern des Nordostlandes in die Drei Dörfer – Seld konnte Reihen flackernder Lichter erkennen, die sich aus unterschiedlichen Richtungen den Siedlungen näherten. Ganz Nordostland war in Aufruhr, und alle glaubten, in den Drei Dörfern sicher zu sein.
    Welch ein Irrtum, dachte Seld.
    Er rannte durch das Chaos zwischen den Siedlungen zu der Kolonne der Hequiser zurück. Im Lärm, der über allem hing, bemerkte er erst, als er bei ihnen angekommen war, dass die lautesten Schreie von den Hequisern stammten: Plünderer hatten die Kolonne überfallen.
    Sie waren auf die Wagen gesprungen und warfen nun die Güter hinab in die Arme ihrer Kumpane, die mit dem Diebesgut in alle Himmelsrichtungen davonrannten. Die erschöpften Hequiser versuchten mit letzten Kräften, die Diebe von ihrem Raubzug abzuhalten, doch sie waren zu geschwächt und zu wenige – und niemand der anderen Menschen half ihnen dabei, den Diebstahl zu vereiteln. Seld hastete nach vorn, stieß einige Plünderer beiseite und entriss ihnen die Säcke mit Carem-Knollen, die Fellmäntel, die Wasserbeutel ...
    Ein Schlag traf ihn am Hinterkopf, und er fiel vornüber, atmete den Staub vom Boden ein, hustete, dann wirbelte er jedoch herum und trat nach dem Angreifer, traf diesen im Magen. Mit einer schnellen Bewegung war Seld wieder auf den Beinen und schlug den Mann, der ihn angegriffen hatte, zu Boden.
    Selds Widerstand weckte offenbar den Kampfgeist in den Hequisern. Sie griffen nun die Plünderer an, von denen die ersten flohen, einige von ihnen verloren dabei das Diebesgut.
    Doch unvermittelt wurde das Kampfgetümmel von Schreckensschreien übertönt, die aus anderen Richtungen vom Wind herübergetragen wurden. Seld, der mit weit aufgerissenen Augen nach den nächsten Angreifern Ausschau hielt, vernahm aus der Ferne ein vielstimmiges Rufen der Menschen, das voller Todesangst war, und viele der Stimmen brachen sofort wieder ab.
    Die Geräusche kamen aus dem westlichen Dorf, in dem Jer Wochams Haus lag. Sein Blick wanderte dorthin, aber im ersten Moment konnte sein Geist nicht erfassen, was er dort sah. Die Menschen, die sich auf der Fläche zwischen den Dörfern und im östlichen Dorf aufhielten, rannten wild auseinander. Vom Himmel schossen aus dem Nichts blaue Flammen auf sie hinab und verzehrten, was auch immer ihnen im Weg war. Wo das blaue Glühen etwas Brennbares fand, griff sofort hell loderndes Feuer um sich, das die Umgebung zunehmend erhellte und Seld einen erschreckend deutlichen Blick auf die Menschen erlaubte, deren Körper von den Flammen verzehrt wurden.
    Doch woher kamen die Flammen?
    Etwas bewegte sich im Himmel über dem östlichen Dorf, ein schwarzer und geflügelter Schemen, der im Nachthimmel fast unsichtbar war. Was auch immer es war: Es näherte sich Seld. Das Wesen spie blaues Feuer auf den Boden hinab, und dort breitete es sich verzehrend und züngelnd aus. So erhaschte Seld im Widerschein des Feuers einen kurzen Blick auf schwarze Schwingen und rot glühende Augen in einem Schädel, von dem knochige Zacken abstanden. Der Wind, den die dunklen Flügel über die Drei Dörfer jagten, wirbelte Sand in Selds Augen.
    Die letzten Plünderer wurden vertrieben, und nun bemerkten die Hequiser, dass sich etwas näherte, das ihnen mit einem einzigen blauen Feuerball den Tod bringen könnte.
    Wie versteinert verfolgte Seld das Näherkommen des Wesens. Er erkannte es wieder – schon auf seiner Geistesreise hatte er es gesehen. Doch während sein Geist im Augenblick der Gefahr einfach an einen anderen Ort gegangen war, schaute er hier mit eigenen Augen seinem Verderben entgegen, und es gab nichts, was er tun konnte.
    Aus dem Augenwinkel erhaschte er ein goldenes Schimmern, aber noch bevor er seinen Kopf wenden konnte, schoss der Ursprung dieses Lichts in sein Gesichtsfeld.
    Ein goldener Drache rammte das schwarze Wesen in der Luft. Als sie aufeinanderprallten, schoss Feuer aus beider Rachen, das sich mit einem Donnergrollen in der Luft vermischte. Von der Wucht des Aufschlags wurde das schwarze Wesen aus der

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