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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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eine Zeit zum Schweigen, und eine Zeit zum Reden«, konterte der Junge geschickt.

    Der Harfner setzte eine sachliche Miene auf. »Also gut, ich werde deine Neugier befriedigen. Wie du weißt, braucht das Camp dringend einen neuen Wachwher.
    Nachdem jener Lehrling, der mit einem Wachwher verbunden ist, uns seine Dienste verweigerte, dachte sich Natalon, dass wir so rasch keinen anderen Wher-Führer finden würden.«
    »Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Aleesa eine Gildemeisterin ist«, warf Kindan ein. »Führt sie vielleicht die Zunft der Wher-Führer an?« Er überlegte, ob es einen solchen Zusammenschluss überhaupt gab, denn weder von seinem Vater noch von einem seiner Brüder hatte er je von einer Gilde der Wher-Führer gehört.
    »Eine richtige Zunftmeisterin ist sie nicht«, erläuterte der Harfner. Es gibt ja auch keinen Meister für Feuerechsen oder für Drachen.« Kindan hob die Augenbrauen und mimte unbewusst den fragenden Gesichtsausdruck des Harfners nach. »Meisterin Aleesa ist mit einer Wachwher-Königin verbunden. Den Titel trägt sie nur ehrenhalber. Und Natalon hat sie dazu überredet, ein Wachwher-Ei gegen Kohle einzutauschen.«
    Solche Dinge stecken den Menschen im Blut...
    Plötzlich begriff Kindan, was Natalon mit dieser Bemerkung gemeint hatte.
    »Ihr wollt also, dass ich einen Wachwher groß-ziehe?«, flüsterte er erschrocken. Er musste sich beherrschen, um nicht mit der Entgegnung herauszuplatzen: »Ich möchte doch viel lieber ein Harfner sein!«
    Meister Zist sah ihn über den Tisch hinweg mit ernster Miene an. »Natalon ist der Meinung - und in diesem Punkt gebe ich ihm unbedingt Recht -, dass die Grube geschlossen werden muss, wenn wir nicht bald einen Wachwher bekommen.«
    Kindan holte tief Luft, kniff fest die Lippen zusam-

    men und senkte den Blick. Er vermochte dem Harfner nicht länger in die Augen zu sehen. Dann fasste er sich soweit, dass er zustimmend nicken konnte.

    * * *

    Das Leuchtfeuer wurde entzündet, und zwei Tage lang flatterte die Signalfahne am Mast, ehe eine Antwort eintraf. Endlich erschien ein Drache am Himmel, zog einen Kreis um den Fahnenmast, dippte über dem brennenden Holzstoß die Schwingen und verschwand von einem Augenblick auf den anderen - er ging ins Dazwischen, um sich ohne nennenswerte Zeitverzögerung an einen anderen Ort zu begeben.
    Kindan, dem es nun oblag, das Leuchtfeuer in Gang zu halten, sah den Drachen und winkte aufgeregt, derweil das Tier am Himmel schwebte. Später, als er ins Camp zurückkehrte, wurde er von den anderen Kindern bestürmt, seine Erlebnisse immer und immer wieder zu erzählen.
    Meister Zist lauschte aufmerksam und brachte ihm dann bei, wie man einen Bericht lebhaft ausschmückt, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu fesseln. Am Ende der Siebenspanne brauchte Kindan fünfzehn Minuten für seine Schilderung, und jeder Einwohner des Camps beobachtete gespannt den Himmel, in der Hoffnung, selbst einen Drachen zu sehen.
    Wenn der Harfner seinem Schützling keinen Unterricht in Redekunst erteilte, tröstete er Natalon, der langsam verzweifelte, weil sich kein Drachenreiter mehr blicken ließ.
    »Wieso ist nicht schon längst einer bei uns und hilft uns, das Ei der Wachwher-Königin zu transportieren?«, schimpfte er. »Wie lange kann Aleesa überhaupt warten?«

    Meister Zist wiegte bedächtig sein Haupt. »Das weiß ich nicht. Der Fort Weyr hätte noch am selben Tag, an dem der Meldereiter von der Anforderung Kenntnis erhielt, einen Drachen geschickt.«
    »Vielleicht kann ein Drache bei uns nicht landen«, mutmaßte Natalon und ließ den Blick über das Camp schweifen. »Ob es daran liegt, dass niemand kommt?
    Weil es hier keinen geeigneten Landeplatz für ein so gewaltiges Tier gibt?«
    »So groß ist kein Drache, dass er hier nicht aufsetzen könnte, Natalon«, widersprach der Harfner. »Eine Königin oder ein bronzefarbener Drache hätten möglicherweise Schwierigkeiten, aber die würden dann auf den Hügelkuppen unweit des Signalfeuers landen.«
    »Und der Reiter würde zu Fuß ins Camp hinabstei-gen?«, wunderte sich Natalon. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass ein Drachenreiter die halbe Meile marschierte, die die heimischen Kinder rennend zurücklegten.
    »Warum denn nicht?«, erwiderte Zist schmunzelnd.
    »Wenn ich mich nicht irre, sind sie mit zwei Beinen ausgestattet, wie normale Sterbliche auch.«
    Natalon funkelte ihn ob seiner Ironie wütend an, doch der Harfner behielt seinen belustigten Gesichtsausdruck,

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