Drachenwege
dass sie fand, als künftiger Partner eines Wachwhers sollte er über alles, was die Pflege seines Schützlings betraf, bestens im Bilde sein.
Kindan raffte all seinen Mut zusammen. »Mein Vater zog Dask groß, als ich noch nicht auf der Welt war, deshalb weiß ich nicht, womit man einen jungen Wachwher gleich nach dem Schlüpfen füttert.«
Aleesa hob die Augenbrauen. »Wir probieren immer noch aus, welches Futter einem frisch aus dem Ei geschlüpften Jungwher am besten bekommt. Ein Wachwher ist nicht so gierig und unersättlich wie ein junger Drache, aber wenn man ihnen Fleisch gibt, schlingen sie es hinunter und können an einem Brocken ersticken, wie du weißt.« Sie schaute den Jungen durchbohrend an, und Kindan nickte hastig, als wüsste er tatsächlich, was sie meinte. »Steht dir zu Hause Hafer zur Verfügung?«
Kindan nickte und sah zu Natalon hin, um festzustellen, ob auch er Aleesa zuhörte.
»Schön. Von eurem Metzger besorgst du dir frisches Blut. Du machst einen Haferbrei, indem du die Flocken mit Wasser vermengst, und dann rührst du das Blut hinein. Ich denke, ein halber Eimer als Zusatz dürfte genügen. Wenn du das Blut an einem kühlen Ort aufbewahrst, bleibt es ein paar Tage lang genießbar. In den meisten Camps und Burgen wird ohnehin täglich geschlachtet. Füttere den Wachwher, wann immer er nach Nahrung verlangt, und du darfst ihm auch etwas Leber und Lunge geben. Aber mit Fleisch beginnst du erst, wenn das Tier drei Monate alt ist, weil es dann Backenzähne zum Zerkauen der Brocken hat. Und mit dem Blutbrei machst du so lange weiter, wie der Wher ihn annimmt.«
Kindan bedankte sich für den Rat und beteuerte, er würde dem ihm anvertrauten Wachwher die allerbeste Pflege angedeihen lassen. Danach wandte sich Aleesa den Neuankömmlingen zu, die gleichfalls um das Ei eines Wachwhers ersuchten.
»Du hast deine Sache sehr gut gemacht, Kindan«, lobte Meister Zist und klopfte ihm auf die Schulter.
»Und nun erzähl, wie es war. Wie hast du die Königin so weit bekommen, dass sie dir eines ihrer Jungen überlassen hat?«
»Die Kunst der Schmeichelei hat er gewiss von dir gelernt, Zist«, frotzelte M'tal. »Wie dem auch sei, du hast dich bewährt, Kindan. Jetzt fliegen wir heim, und dann wird gefeiert.«
»Gib Acht, dass wir zum richtigen Zeitpunkt ankommen«, ermahnte Zist den Drachenreiter.
»Das dürfte kein Problem sein«, erwiderte M'tal.
»Komm, Junge, steig auf Gaminths Knie und halte dich am Sicherungsgurt fest. Ich geb dir einen Schubs, und du ziehst dich hoch.«
Den Beutel mit dem Ei fest mit einer Hand haltend, schwang sich Kindan auf Gaminths Rücken und ließ sich aufseufzend zwischen den Knochenwülsten nieder.
Neugierig blickte er zu dem Felsspalt hinüber, hinter dem die Brutstätte der Wherkönigin lag. Just in diesem Moment stolperte ein Mann heraus, der es ziemlich eilig zu haben schien, als flüchte er vor einer großen Gefahr.
Zist machte eine Bemerkung über Leute, die nicht wüssten, wann sie unwillkommen seien, und vor Übermut begann Kindan ausgelassen zu kichern.
»Dieser Mann war wohl nicht in der Lage, die Königin zu becircen«, bemerkte M'tal tocken. »Du kannst stolz auf dich sein, Kindan. Ich freue mich, dass ich dir helfen durfte.«
»Das war erst der Anfang«, fügte Natalon hinzu.
»Fühlst du dich der großen Verantwortung gewachsen, Junge?«
»Sir!« Kindan drehte den Kopf und sprach Natalon an, der hinter ihm saß. »Könntest du Ima bitten, mir soviel Blut zu überlassen, wie ich brauche?« Ima war der Jäger und Metzger des Camps. »Und Swanee muss mir den Hafer besorgen.«
»Selbstverständlich bekommst du alles, was du für die Aufzucht des Wachwhers benötigst«, versicherte Natalon. »Außerdem leihe ich dir einen großen Kessel, in dem du den Haferbrei anrühren kannst. Ich bezweifle, ob sich in Meister Zists Haushalt ein Topf findet, der diese Menge fasst.«
Natalon blickte ein wenig betreten drein, als ihm einfiel, dass der Junge nicht länger in seinem Elternhaus wohnte, in dem es Kochgeschirr in allen Größen gegeben haben musste.
»Derweil organisiere ich ein paar Kerzen mit Kräu-terduft, um den Gestank zu vertreiben, der beim Zu-sammenbrauen dieses Blutbreis entstehen wird«, versprach Meister Zist, wobei er das Gesicht verzog, als schnupperte er bereits die verpestete Luft. »Und dass du mir ja darauf achtest, den Brei nicht anbrennen zu lassen.«
»Ich pass schon auf«, beteuerte Kindan und blickte starr nach vorn, als M'tal
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