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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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glaubte, sich verteidigen zu müssen. Einmal hätte der Wher um ein Haar Zenor gebissen, als dieser eines frühen Morgens den Stall betrat und den schweren Vorhang zurückzog, der den Eingang zum Schuppen vor zu viel Lichteinfall schützte.
    Kindan fühlte sich so ermattet und abgekämpft, dass er sich manchmal fragte, wie es weitergehen sollte, wenn der Heißhunger seines Schützlings nicht irgendwann einmal nachließe.
    Jeder weitere Tag, der verging, zehrte an Kindans Kräften. Seine Augen waren vor Schlafmangel gerötet, er reagierte zunehmend gereizt; keine noch so fröhliche Begrüßung vermochte ihn aufzumuntern, und sogar dem Harfner gegenüber ließ er es an der gebotenen Höflichkeit vermissen. Mittlerweile hegte Kindan jedoch einen großen Respekt vor Zenor, und jetzt bereute er es, weil er ihn früher gehänselt hatte, wenn er sich darüber beklagte, dass er nicht ausreichend Schlaf bekäme. Denn als er sich noch um seine jüngeren Schwestern kümmern musste, fand er nicht oft Gelegenheit, richtig auszuschlafen.
    Eines Morgens, gegen Ende der zweiten
    Siebenspanne, erwachte Kindan mit einem schweren Kopf. Ihm war schwindelig, weil er abrupt aus tiefem Schlummer geweckt wurde. Ein Instinkt sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Angestrengt versuchte er, durch die Dunkelheit zu spähen.
    Eine fremde Person befand sich im Schuppen.
    »Bist du endlich wach?«, fragte eine leise Stimme.
    »Das wurde auch langsam Zeit. Ich glaube, der Wher hat Hunger. Lauf ins Cottage und hol das Futter, ich bleibe derweil hier und passe auf.«
    »Nuella?«, hauchte Kindan überrascht.
    »Wer denn sonst?«, lautete die vergnügte Antwort.
    »Nun mach schon, beeil dich. Der Wher wird unruhig.«

    Kindan stürzte aus dem Schuppen und flitzte zum Cottage des Harfners. Es war noch dunkel, nur am Horizont ließ ein fahler Streifen die Morgendämmerung ahnen. Er begab sich schnurstracks in die Küche, schür-te das Feuer im Herd und begann den Brei zu erhitzen.
    »Wer ist da?«, rief Meister Zist ärgerlich aus seinem Zimmer.
    »Ich bin's, Kindan. Ich bereite gerade frischen Brei für den Wachwher zu.«
    »Ach so.« Kindan hörte, wie der Harfner von seinem Bett aufstand und nach Sachen zum Anziehen suchte.
    »Und wer bewacht das Tier?«
    »Nuella«, antwortete Kindan.
    »Aha«, murmelte Meister Zist zerstreut. Es klang, als sei er immer noch nicht ganz wach. »Das ist gut.«
    Kindan schmunzelte insgeheim und stöberte im Vor-ratsschrank nach den Zutaten für Klah. »Ich brüh uns eine Kanne Klah auf«, sagte er.
    »Gute Idee«, erwiderte Meister Zist und betrat die Küche. Dann stutzte er und blinzelte ein paarmal. »Hast du gesagt, Nuella sei bei dem Wachwher?«
    Kindan nickte.
    »Hmm. Das finde ich gar nicht gut. Was ist, wenn etwas passiert?«
    »Dann kann sie sich verstecken. Im Schuppen ist es so dunkel, dass man so schnell nichts erkennt«, meinte Kindan.
    »Angenommen, ein Notfall tritt ein, und sie muss Alarm schlagen?«, hielt der Harfner ihm entgegen.
    Kindan setzte zu einer Antwort an, dann besann er sich und nickte lediglich. »Ich verstehe, was du meinst.«
    »Das freut mich«, entgegnete der Harfner ein wenig verärgert. »Lauf los und bitte Ima um eine Kanne voll Blut. Der Brei ist gleich heiß genug, um es unterzu-rühren.«

    Als Ima endlich mit der Kanne Blut angezockelt kam, war Kindan vor Ungeduld ganz zappelig. So schnell wie möglich hetzte er zum Cottage zurück, wobei er beinahe das Blut verschüttet hätte. Keuchend vermischte er es dann mit dem Haferbrei und schleppte den Topf zum Stall des Wachwhers.
    »Wo hast du gesteckt?«, zischelte Nuella ihm aufgeregt zu, als er in den Schuppen trat. »Das hat ja eine Ewigkeit gedauert.«
    »Tut mir Leid, aber es ging nicht schneller«, japste Kindan.
    »Du schnaufst, als wärst du die ganze Zeit über gerannt.«
    »Das bin ich auch«, erwiderte Kindan und kippte das Gemisch aus Haferbrei und Blut in eine Schüssel, derweil der Wher aus seinem Schlummer erwachte.
    Bei dem unangenehmen Geruch rümpfte Nuella die Nase. »Weißt du, es ist schon reichlich merkwürdig, dass ein so schönes Tier etwas so Scheußliches frisst.«
    »Woher willst du wissen, ob der Wher schön ist?«, wunderte sich Kindan.
    »Man sieht auch mit dem Herzen, nicht nur mit den Augen«, klärte Nuella ihn auf. Sie legte eine Pause ein, weil sie auf seine Antwort wartete. Doch als keine kam, fragte sie: »Würde der Wher nicht schneller satt, wenn du ihm klein geschnittenes Fleisch zu fressen

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