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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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über die Wange. »Ich danke dir auch, Kindan«,
    sagte sie.
    »Keine Ursache, Nuella«, gab Kindan zurück. Vor
    Überraschung stieß Dalor zischend den Atem aus, und Zenor sperrte Mund und Augen auf. »Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, dass ich euer Geheimnis verrate«, beruhigte Kindan seine Freunde. »Meister Zist hat mich als Harfnerlehrling in die Ausbildung genommen.
    Er sagt, ein Harfner muss verschwiegen sein und die Geheimnisse anderer Menschen respektieren.« Er stand auf, trat an den Küchenschrank und holte ein paar
    Becher heraus.
    »Zenor, hilfst du mir, an die Leute da draußen heißes Klah zu verteilen?«, wandte sich Kindan an den Jungen.
    »Dalor kann am Feuer sitzen bleiben, ich sehe, dass ihm immer noch kalt ist.« Bewusst vermied er es, Nuellas Namen auszusprechen, damit alle wussten, dass ihr Geheimnis bei ihm gut aufgehoben war. Zenor
    schmunzelte verstehend und erwiderte: »Selbstverständlich. Soll Dalor nur bleiben, wo er ist. Wir beide schaffen das schon allein.«
    Kindan blinzelte Dalor, der ein verblüfftes Gesicht machte, verschwörerisch zu und meinte: »Wir sehen uns dann später.«
    *
    Am Abend hatte es sich herausgestellt, dass der
    Kamin von Natalons Festung verstopft war, und die

Verbrennungsgase des Kohlefeuers nicht abziehen
    konnten. Nachdem man das Haus gründlich gelüftet und den Kamin wieder hergerichtet hatte, konnte man das Ende des Winters im großen Saal bedenkenlos feiern.
    Dennoch ließ man die beiden großen Türflügel und
    sämtliche Fenster weit offen, um die ängstlicheren Ge-müter zu beruhigen. Die langen Tische, an denen tags-
    über die Schüler saßen, und auch das kleinere Pult von Meister Zist hatte man an eine Wand geschoben, um
    eine freie Fläche zum Tanzen zu haben.
    Kindan und Meister Zist hatten auf einem der Tische Position bezogen. Der Harfner hatte dem Jungen einige einfache Trommelrhythmen beigebracht, damit er die Melodien begleiten konnte.
    Das Getrommel fiel Kindan so leicht, dass er die
    Muße fand, die Feiernden zu beobachten. Im Camp
    Natalon lebten keine zweihundert Leute, doch so viele Menschen hätten niemals in den Saal hineingepasst. Er schätzte, dass ungefähr fünfzig Personen anwesend waren, es fanden sich wesentlich weniger Gäste ein, als er angenommen hatte.
    Vielen Bewohnern des Camps schien heute nicht
    nach Feiern zumute zu sein. Kein Wunder, wenn man
    bedachte, was sich an diesem Tag ereignet hatte. Die Angst vor einer Vergiftung durch Gase saß tief. Nicht einmal die fleißige Milla, die sonst mit Begeisterung Brot und Kuchen herstellte, hatte sich in die Küche begeben, um ihre Naschereien zu backen. Natalons Frau, Jenella, litt noch unter den Nachwirkungen einer leichten Gasvergiftung; hinzu kam, dass sie schwanger war, und die Heilerin des Camps hatte ihr strikte Bettruhe verordnet.
    Auch Zenor fehlte bei der Feier. Er musste sich um seine kleinen Schwestern und die Mutter kümmern.
    Wegen des Grubenunglücks war es immer noch notwendig, zwei volle Schichten zu fahren, so dass die zweite Schicht sich immer noch unter Tage befand. Eine Gruppe von Männern war abkommandiert, die ganze
    Nacht hindurch die Pumpen zu bedienen, die für die Bewetterung* sorgten. Jeweils zwei Kumpel arbeiten zusammen und wechselten sich schichtweise ab. Diese Tätigkeit verrichteten meistens die ganz jungen Burschen, die als Hauer noch unerfahren waren, ältere Knappen, denen das Schuften im Pütt schon schwer fiel, oder Männer, die sich durch kein besonders großes handwerkliches Geschick auszeichneten.
    Kindan war so in seine Gedanken vertieft, dass er
    nicht merkte, wie Meister Zist zu spielen aufhörte. Automatisch und selbstvergessen trommelte er weiter.
    Deshalb fuhr er erschrocken zusammen, als der Harfner ihm ins Ohr raunte: »Immer schön weitertrommeln,
    Junge. Bin gleich zurück.«
    Kindan nickte, ohne im Trommeln inne zu halten.
    Meister Zist kletterte vom Tisch herunter und begab sich an den Tisch mit dem Erfrischungen. Als der Junge dies sah, trommelte er besonders heftig und beschleu-nigte den Rhythmus. Der Harfner verstand den Wink,
    * Wetter: Nach mittelalterlichem Sprachgebrauch die Luft im Grubengebäude. Unter Bewetterung versteht man die Versorgung der Grubenbaue mit Frischluft - Anm. d. Übers.
    drehte sich um, nickte Kindan zu und bedeutete ihm, er würde ihm ein paar Leckereien mitbringen.
    Bis es so weit war, ließ Kindan den Blick über die Menge schweifen, spitzte die Ohren und versuchte, ein paar

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