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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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genauso aus wie ich.«
    »Aber wenn du die Mütze weglässt oder sie dir vom
    Kopf rutscht, fliegt der Schwindel auf«, warnte Kindan.
    Dalor blickte skeptisch drein.
    Nuella nickte. Für sie war die Angelegenheit damit erledigt. Sie wandte sich an Kindan. »Du läufst jetzt in die Küche und sagst der Köchin, sie solle das schärfste Messer, das sie hat, sterilisieren. Sie wird sich vielleicht sträuben, aber darauf gehst du gar nicht ein. Wir brauchen es, um die Nabelschnur durchzuschneiden. Das sterilisierte Messer soll sie dann auf die Tücher legen, die in kochendem Wasser keimfrei gemacht wurden.
    Auf diese Weise wird es nicht von neuem verunreinigt.«
    Kindan machte sich auf den Weg in die Küche und
    staunte über Nuella, die wie selbstverständlich das Heft in die Hand genommen hatte.
    Doch sein Plan funktionierte reibungslos. Kindan
    sorgte dafür, dass Nuella und Dalor jede Viertelstunde ihre Plätze in dem Kreißzimmer tauschten. Als Jenella ihre Tochter erkannte, riss sie erschrocken die Augen auf. Nuella nickte der Mutter beruhigend zu und deutete verstohlen in Kindans Richtung. Jenella lächelte verstehend, griff nach Nuellas Hand und drückte sie fest.
    Als das Baby geboren wurde, trat Margit zur Seite, damit Meister Zist es in Empfang nehmen konnte. Kindan hatte ganz entschieden den Eindruck, dass sie von nun an dem Harfner die Verantwortung für das Baby übertrug.
    Endlich war es soweit. Meister Zist beugte sich vor, und das Neugeborene glitt in seine großen Hände. Es fing an zu schreien, und Kindan fand, es klänge wie das Miauen eines kleinen Kätzchens.
    »Kindan, das Messer!«, befahl der Harfner. Als der Junge ihm das Messer hinhielt, sah er, dass das winzige Baby noch durch die Nabelschnur mit seiner Mutter
    verbunden war.
    »Mach eine Schlinge in die Nabelschnur«, wies
    Meister Zist ihn an. Nachdem Kindan dies getan hatte, wandte sich der Harfner an Natalon. »Und nun komm
    du hierher, Natalon, damit du die Nabelschnur
    durchtrennst und deine kleine Tochter willkommen
    heißt.«
    Mit einem stolzen Blick auf seine Gemahlin und
    einem breiten, glücklichen Lächeln schnitt Natalon die Nabelschnur durch. Margit nahm dem Harfner das Kind ab, säubert es mit den sterilen Tüchern und sah sich nach einer Decke um, in die sie das Neugeborene einwickeln konnte.
    Nuella wusste sofort, wonach Margit suchte. »Warte, ich hole eine Decke«, erbot sie sich und lief aus dem Zimmer.
    Margit sah ihr mit einem eigentümlichen Blick hinterher und sagte zu Jenella: »Dein Sohn ist wirklich ein braver Junge, Jenella. Normalerweise kümmern sich die Mädchen um alles, was mit Kindern und einer Geburt zusammenhängt.«
    »Dalor hat sich sehr auf den Familienzuwachs ge—
    freut«, warf Kindan hastig ein. »Obwohl ihm ein Bruder lieber gewesen wäre.«
    »Ich bin mir sicher, dass er auch seine Schwester
    liebhaben wird«, entgegnete Natalon, der über das
    ganze Gesicht strahlte.
    Dalor kam zurück, sichtlich aufgeregt, und reichte Margit die Babydecke. Die hüllte das kleine Mädchen darin ein und legte sie in Jenellas Arme.
    »Ein wunderschönes Kind, nicht wahr, Meister Zist«, wandte sich Margit dann zufrieden an den Harfner.
    Überrascht sah Kindan, dass Meister Zist die Tränen über die Wangen liefen.
    Margit biss sich auf die Lippen, als sie die Reaktion des Harfners bemerkte. »Ach, Meister Zist, es tut mir ja so schrecklich Leid. Ich hatte ganz vergessen, dass du auch ein Kind hattest.«
    Meister Zist nickte und wischte sich die Augen. »Ja, ich hatte einmal ein Kind«, erwiderte er, nachdem er sich mehrmals geräuspert hatte. Er schaute Jenella an.
    »Ein Mädchen, und es sah genauso aus wie deine
    Tochter.«
    »Verrätst du uns ihren Namen?«, fragte Kindan mit
    leiser Stimme.
    »Carissa«, antwortete Meister Zist. Er zwang sich zu einem Lächeln und erkundigte sich bei den stolzen
    Eltern: »Wie soll eure Tochter heißen?«
    Natalon und Jenella tauschten Blicke aus. »Wir haben noch keinen Namen ausgesucht«, gaben sie betreten zu.
    »Lasst euch mit der Auswahl ruhig Zeit«, meinte
    Margit. »Und nun bitte ich euch alle, das Zimmer zu verlassen, damit ich mich um Jenella und das Baby
    kümmern kann.« Sie unterstrich ihre Bitte, indem sie mit den Händen scheuchende Bewegungen vollführte.
    »Milla, du darfst bleiben und mir helfen.«
    Als sich die anderen in der unteren Etage des Hauses versammelten, graute bereits der Morgen. Natalon unterdrückte eine Verwünschung. »Ich komme zu spät zu

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