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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Lächeln zog sich in die Breite, und ihre blauen Augen strahlten.
    Kindan beugte sich zu ihr herunter und wisperte ihr ins Ohr: »Gelegentlich lasse ich dich auf dem Podium allein und mische mich unter die Gäste. Ich will hören, worüber gesprochen wird. Es gibt Dinge, über die sich die Leute nie mit einem richtigen Harfner unterhalten würden. Aber untereinander plaudern sie ganz unbe-fangen.«
    Nuella nickte verstehend. »Schade, dass ich deine
    Rolle nicht übernehmen kann. Ich habe ein viel feineres Gehör als du.«
    »Das weiß ich«, entgegnete Kindan. »Falls du ein
    paar Gesprächsfetzen aufschnappst, während ich
    trommle, kannst du mir später darüber berichten.«
    »Wird gemacht.«
    In der ersten Stunde lief alles wie am Schnürchen.
    Jedes Mal, wenn Kindan zu Meister Zist hinüberblickte, winkte der Harmer ihm aufmunternd zu. Nuellas
    Flötenspiel nutzte Kindan aus, um das Podium zu verlassen und zwischen den Tischen umherzuschlendern.
    Dabei hörte er allen möglichen Klatsch und Tratsch.
    Zu seiner Genugtuung erfuhr er, dass jedermann Dara beglückwünschte, weil sie gleich vier Lehrlinge bei sich aufgenommen hatte. Dara hingegen blickte ziemlich unleidlich drein, denn mittlerweile hatte sie gemerkt, dass Tarik alles andere als erfreut war, vier fremde Kostgänger in seinem Haus zu beherbergen, die seine Privatsphäre stark einschränkten. Kindan verbiss sich ein Schmunzeln, wenn er daran dachte, wie raffiniert er Tarik überlistet hatte.
    Nachdem Kindan sich von Milla einen großen Teller
    mit Gebäck und einen Krug voll gekühlten Wassers
    hatte aushändigen lassen, kletterte er wieder auf das Podium. Auf Millas neugierige Frage, wer denn das
    hübsche junge Mädchen sei, das so schön Flöte spielte, hatte er geantwortet: »Ich nehme an, dass sie zur
    Handelskarawane gehört.« Nachdem er angefangen
    hatte, einen langsamen, getragenen Rhythmus zu
    trommeln, spürte er, wie Nuella erstarrte. Er wandte ihr das Gesicht zu und sah, dass sie schnuppernd die Nase hob. Ein Schwall kalter Luft fegte in den überheizten Saal. Jemand hatte die Tür geöffnet, es war Natalon, der von seiner Schicht im Bergwerk zurückgekehrt war.
    Nuella war hinter Kindan getreten und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Zuerst geht er in unsere
    Wohnung, um sich für das Fest umzuziehen«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Und mit fröhlicher Stimme fügte sie hinzu: »Zenor ist auch hier!«
    Soeben hatte Zenor den Saal betreten. Sein Gesicht war gerötet und glänzte, offenbar hatte er es gründlich mit Wasser und Seife geschrubbt. Bei ihm waren seine Mutter und seine Schwestern. Mit einer lässigen Handbewegung grüßte er Kindan, dann steuerte er auf die Tische mit den Speisen zu. Doch ehe er dort ankam, fuhr er mit einem Ruck herum und starrte verdutzt zum Podium hinüber.
    »Er hat mich erkannt, nicht wahr?«, wisperte Nuella.
    Kindan hatte es die Sprache verschlagen, und er konnte nur stumm nicken. Ihm fiel ein, dass sie ja nichts sehen konnte, und er räusperte sich, doch offenbar hatte sie seine Kopfbewegung gespürt, denn sie nahm die Hand von seiner Schulter und nahm wieder auf ihrem Stuhl Platz.
    Das konnte noch ein interessanter Abend werden,
    sagte sich Kindan seufzend.
*
    »Hast du völlig den Verstand verloren?«, zischte
    Zenor Kindan zu, nachdem er sich an ihn
    herangeschlängelt hatte. Nuella spielte wieder auf der Flöte, und Kindan hielt sich in dem Saal auf, der sich immer mehr mit Menschen füllte. »Oder ist sie plötzlich verrückt geworden?«
    »Außer dir kennt sie doch niemand, Zenor«, hielt
    Kindan seinem Freund entgegen. »Wir haben ihre Haut nachgedunkelt, das Haar unter einer Kopfbedeckung
    versteckt, und sie bleibt auf der Bühne. Die Händler müssen annehmen, sie sei eine von uns, während die Bewohner des Camps glauben, sie gehöre zur
    Handelskarawane.«
    »Aber ihre Eltern werden sie doch wohl wieder—
    erkennen, oder?«, wandte Zenor mit schmalen Lippen ein. »Und wenn Tarik herausfindet, wer sie ist, mag ich mir die Folgen gar nicht ausdenken.«
    »Von mir erfährt er bestimmt nichts«, versicherte
    Kindan. Während er an den Gästen vorbeischlenderte und hier und da stehen blieb, um zu lauschen, hatte er zumindest eines mitbekommen, nämlich dass Tarik bei den Bewohnern von Camp Natalon äußerst unbeliebt war. Man konnte sogar ohne Übertreibung sagen, dass sich viele nur mit ihm abgaben, weil sie Natalon nicht vor den Kopf stoßen wollten.
    Lediglich zwei Kumpel hielten große

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