Drachenwege
ist es ein
Weibchen.«
»Hattest du dir ein weibliches Tier gewünscht?«, erkundigte sich Zenor.
»Ich wollte einen lebensfähigen, gesunden Wachwher
... und ein Weibchen ist wohl genauso gut wie ein
Männchen. Splitter und Scherben, hat die einen Appetit!«
Zenor grinste. »Meine Mutter meint, meine Schwestern könnten mehr verputzen als ich.«
»Komm mit«, drängte Kindan, und die beiden Jungen
setzten sich in Trab. »Ich weiß nicht, wann sie wieder hungrig wird, und ich muss ihr noch mein Blut zu schmecken geben.«
Sie betraten den Stall, wobei Zenor eine respektvolle Haltung annahm. Suchend spähte er in die Runde.
»Wo ist sie?«
In dem Moment schnellte der Kopf des Wachwhers
in die Höhe, der bis jetzt in einer Lage Stroh verborgen gewesen war. Die übergroßen Augen blinzelten und fi-xierten die Besucher.
»Ich hatte sie mir größer vorgestellt«, flüsterte Zenor.
»Sie ist groß genug, um das Futter von neun Drachen zu vertilgen«, gab Kindan beinahe stolz zurück.
Der Jungwher watschelte über das Stroh zu Kindan
hin, sperrte den Rachen auf und gab ein Geräusch von sich, das Kindan instinktiv als ein Betteln nach Nahrung verstand.
»Ich bin gleich wieder da«, versprach er und antwortete mit einem tröstenden Schilpen.
Als er im Harfnercottage eintraf, legte Meister Zist gerade seinen Wetzstein beiseite, und das geschärfte Messer funkelte im Sonnenlicht. Kindan schluckte krampfhaft, als er sich vorstellte, wie die Klinge in sein Fleisch schneiden würde, dann begab er sich an den Herd und rührte in dem Kessel mit Brei.
»Ist das Tier schon wieder hungrig?«, fragte Zist.
»Möchtest du jetzt mit mir kommen, damit sie mein
Blut schmecken kann und wir es hinter uns haben?«, bat Kindan. »Danach kannst du für alle Fälle schon einen neuen Brei kochen.«
»Ist eigentlich noch genug Blut im Eimer?«
»Ich denke ja. Sobald sie wieder schläft, gehe ich neues holen.«
Der Harfner folgte ihm hinaus und in den Schuppen.
Dort begrüßte er Zenor, der sich nicht vom Fleck ge-rührt hatte. Der Jungwher versuchte, an seinen Beinen hinaufzuklettern, wobei er vor Hunger schrie.
Kindan stellte den Topf mit dem Brei ab und wandte sich an Meister Zist. Entschlossen hielt er ihm seine rechte Hand hin. Er deutete auf die alte Narbe, die im trüben Licht des Stalls kaum zu sehen war. »Hier bitte.«
Dann drehte er den Kopf zur Seite, weil er nicht mitbekommen wollte, wie der Harfner das Messer ansetzte.
Meister Zist nahm Kindans Hand in die seine.
Keiner hatte geahnt, wie schnell der Wachwher reagieren würde. In dem Moment, als ein scharfer Schmerz Kindans Arm durchzuckte, leckte er mit seiner feuchten Zunge das Blut ab, noch ehe der Harfner die Hand des Jungen loslassen konnte. Während das Tier schmatzend an der Wunde sog, gab es zufrieden klingende Laute von sich.
»Ist es genug? Reicht der Schnitt aus?«, erkundigte sich Meister Zist, derweil Kindan fand, er könne den Schmerz kaum noch aushalten. Behutsam schob er den Wachwher von sich und schaufelte ihm löffelweise Brei in den aufgesperrten Rachen. Der Jungwher ließ auch prompt von der Wunde ab und tat sich an dem mit Blut vermischten Haferbrei gütlich.
»Zenor, verbinde Kindans Hand, damit der Wher die
Wunde nicht mehr belecken kann«, befahl der Harfner und reichte Zenor eine Rolle mit Verbandmaterial.
Während Kindan den Wher mit der linken Hand fütterte, umwickelte Zenor seine rechte mit einer Mull-binde.
»Du wirst etwas Taubkraut brauchen und dazu eine
Heilsalbe«, meinte Zist. »Ich hatte keine Ahnung, dass das Tier sich so eifrig über die Wunde hermachen würde.«
Auch Kindan war überrascht gewesen. »Es ist ein
Jammer, dass wir so wenig über Wachwhere wissen.«
Zenor bedachte seinen Freund mit einem verdutzten
Blick. »Soll das heißen, dass du mehr oder weniger im Dunkeln tappst, was die Pflege deines ...«
Kindan gab ihm ein Zeichen, er möge schweigen.
»Natalon darf nichts davon erfahren, Zenor«, bat er ihn eindringlich. Er tauschte einen beredten Blick mit dem Harfner, dann fuhr er mit gespielter Zuversicht fort: »Ich bin mir sicher, dass ich schon das Richtige tun werde. Mit der Zeit fallen mir gewiss Dinge ein, die ich noch von meinem Vater weiß und nur vergessen habe.«
»Na ja, ich helfe dir gern, wenn ich kann«, versprach Zenor tapfer. Kindan lächelte erfreut.
»Auf mich kannst du auch zählen«, betonte Meister
Zist. »Und ich fange damit an, dass ich deine Sachen hole.«
Verblüfft zog
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