Drachenzauber
Haufen Luftballons gegen Wände und Mitschüler zu prallen.
In der Zwischenzeit hatte Olivia es endlich auf eine Machtprobe mit Mordred ankommen lassen. Sie hatte ihm kräftig eins auf die Nase gegeben. Zur Freude der übrigen Knappen musste er den Rest des Tages einen kalten Wickel tragen, damit sein Gesicht nicht nochweiter anschwoll. Danach ging er Olivia aus dem Weg, und sie stellte fest, dass ihr das Training gut gefiel. Sie schlug alle bei »Finde den Weg durch das schleimige Sumpflabyrinth« (hauptsächlich, weil sie die Kleinste und Leichteste war). Beim Bogenschießen gelang es ihr, drei Mal hintereinander ins Schwarze zu treffen.
Am Ende der Woche waren Max und Olivia die Schüler, die sich von allen am meisten verbessert hatten. Sir Bertram stolzierte durch die Burg, zwirbelte seinen Schnurrbart und erzählte jedem, wie erfolgreich sein Sohn und, äh, sein Neffe doch waren.
Wie üblich war es Grimm, der sie zurück auf den Boden der Tatsachen holte. »Sosehr mich eure enormen Fortschritte im Unterricht auch beeindrucken ... ist euch eigentlich aufgefallen, dass wir schon zwei Wochen hier sind und noch immer nicht den blassesten Schimmer haben, was Morgana ausheckt?«
Sie hingen faul in ihrem Zimmer herum, und Max und Olivia erzählten sich, wie großartig sie waren. Bei Grimms Worten sahen sie zuerst etwas beleidigt aus, aber dann nickte Max.
»Du hast recht. Wir haben es noch nicht einmal versucht. Dabei ist das eigentlich viel wichtiger als der Unterricht.«
Er fummelte an dem Segler herum, der die ganze Zeit in seiner Gürteltasche gesteckt hatte, und dachte an Merlin. Beim Gedanken, dass er noch nicht einmal versucht hatte, Morgana auszuspionieren, wurde er rot. Er dachte an ihr bleiches, eisiges Gesicht, die harten blauen Augen und schauderte. Hatte er vielleicht zu viel Angst vor ihr? Aber Merlin verließ sich auf ihn. Er konnte ihn nicht hängen lassen.
Max holte tief Luft.
»In Ordnung. Wir müssen versuchen, in ihre Nähe zu kommen. Was immer sie plant, wird im Geheimen stattfinden, in ihren Kammern. Irgendwelche Vorschläge?«
»Wahrscheinlich würde es helfen, wenn wir keine Menschen wären«, sagte Olivia. »Können wir uns nicht in Ameisen oder Ohrenkneifer oder so was verwandeln?«
»Äh, eigentlich nicht«, sagte Max. »Ich glaube kaum, dass wir ein Insekt finden, das bereit ist, ein paar Frösche zu küssen.«
»Ratten«, sagte Olivia.
»Ich weiß, es klingt komisch, aber könnten wir uns nicht einen anderen Plan ausdenken?«, entgegnete Max.
»Nein, du Idiot! Wir könnten Ratten werden«, sagte sie. »Grimm wird uns küssen. Oh – und Max! – da fällt mir etwas ein! Vorgestern habe ich Caradoc getroffen. Er hat mir erzählt, dass man ihn gebeten hat, heute Abend in Lady Morganas Kammern zu singen. Nur für geladene Gäste. Er war ganz aus dem Häuschen. Es ist eine große Ehre für ihn. Wenn es eine Privatveranstaltung ist, meinst du, dass da was läuft?«
»Wahrscheinlich trifft sich das Damenkränzchen der Burg zum gemeinsamen Teppichweben«, sagte Grimm. »Aber man weiß ja nie. Zumindest unternehmen wir so etwas. Und nach meinen bisherigen Erkundungen kann ich sagen, dass die Mauern dieser Burg mehr Löcher haben als eine Strickarbeit deiner Mutter. Wir können überall hin, ohne dass es uns auch nur ein Schnurrhaar kostet.«
»Großartig«, sagte Max erleichtert. »Abgemacht. Frosch, Ratte, Spion. Die Verwandlung hat hiermit begonnen!«
Die persönlichen Gemächer von Lady Morgana le Fay waren düster und luxuriös. Die Wände waren mit Samt verhangen, Kerzen und ein rot glühendes Kaminfeuer erleuchteten denRaum. Die Lady selbst hatte sich elegant auf eine prachtvoll verzierte und dick gepolsterte Bank drapiert. Sie sah so aus, als würde sie sich rundherum zu Hause fühlen. Sir Richard Hogsbottom, der neben ihr auf einem niedrigen Schemel hockte, wirkte weit weniger entspannt. Weil es so warm war, schwitzte er. Sein großer schwerer Körper fand auf dem Schemel kaum Platz. Er sah aus wie eine fette Kröte, die auf einem spitzen Pilz um ihr Gleichgewicht ringt. Adrian stand mit dem Rücken zum Feuer und wirkte ziemlich gelassen. Sein blasses Gesicht war ganz und gar auf die vierte Person im Raum gerichtet: Caradoc den Barden.
Caradoc saß auf einem niedrigen Stuhl, beugte sich herab und zeichnete auf dem Boden der Kammer Linien nach. Es waren Umrisse, die silbrig glänzten, bevor sie verschwanden, während Caradoc neue zeichnete.
»Das Lied ist nicht immer ganz
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