Drachenzauber
Sind Sie bereit?«
Er entkorkte die Flasche mit dem Froschzauber undkippte in Anbetracht der enormen Größe des Drachen fast den ganzen Inhalt auf seinen Kopf.
PÄNG!
Eine Art Schimmer lag in der Luft, und auf dem großen Haufen aus Silber, Gold und Zauberkesseln hockte ein knorriger gold-grüner Frosch.
»Danke«, krächzte er, »aber ich glaube, dass es als Ratte einfacher wäre ...« Tante Wilhelmina sah Grimm erwartungsvoll an. Er schloss die Augen und drückte ihr einen bärtigen Kuss auf den Kopf. Aus einem violetten Sternenschleier tauchte eine ziemlich große und ältliche Ratte auf, die sie alle anstarrte.
»Gut«, sagte sie. »Nun denn ... Ich glaube, ich schulde dir einen Zauberkessel, Max.«
Sie huschte den großen Haufen hinunter, um an dessen Rand im hinteren Teil der Höhle herumzustochern.
»Ah! Das ist er ja!«
Sie rollte einen kleinen, gewöhnlich aussehenden Zinnkessel heran und sah zu Max auf.
»Da ist er. Nicht zu prachtvoll. Wie gemacht für einen jungen Zauberlehrling«, sagte sie mit einem seltsamen Glitzern in den Augen.
Max betrachtete all die wunderschönen, übereinandergestapelten silbernen und goldenen Zauberkessel. Sie waren mit Diamanten geschmückt oder mit feinem Zierrat bedeckt. Dann fiel sein Blick wieder auf den langweiligen schwarzen Kessel, den sie geholt hatte.
»Danke.« Er versuchte, nicht allzu enttäuscht zu klingen. Zusammen mit dem restlichen Froschzauber verstaute er den Kessel tief in seinem Bündel und hängte es sich um den Hals. »Dann machen wir uns wohl besser auf den Weg.«
Es war wesentlich schwieriger, den steilen Abhang hinauf- als hinunterzukommen. Doch schließlich steckte Max seine Drachennase aus dem Loch in die frische Luft und sah sich vorsichtig um. Es schien niemand da zu sein. Er kletterte hinaus. Einer nach dem anderen quetschten sie sich durch das Loch und plumpsten auf den felsigen Boden neben der Wasserlache. Keiner von ihnen bemerkte, dass es im Gebüsch auf der anderen Seite des Wassers raschelte. Und niemand sah Adrian Hogsbottoms bleiches Gesicht, das hinter dem krummen Weißdornbaum hervorlugte.Großtante Wilhelmina war außer sich vor Freude, dass sie nach drei Jahren in der dunklen Höhle draußen an der frischen Luft war. Adolphus tat seine Pflicht als Neffe und küsste sie zurück in ihre Drachengestalt. Sie breitete ihre prachtvollen Flügel aus und schüttelte glücklich den Kopf.
»Schön, schön, A-doll-ist-das. Wie gut, dass du mit deinen Freunden vorbeigekommen bist. Und danke, Max, dass du mich da rausgeholt hast. Ich hätte Lust auf einen schönen Urlaub. Ein paar Freunde unten im Süden besuchen, ein paar neue Zauberkessel für meine Sammlung auskundschaften. Hier im Berg sollte alles sicher sein, bis ich wieder zurück bin.«
»Ähm, wie willst du wieder reinkommen?«, fragte Olivia. Sie sah erst den riesigen Drachen und dann das sehr kleine Loch an, aus dem sie gerade gekrochen waren.
Großtante Wilhelmina stieß ein dröhnendes, feuriges Lachen aus. »Oh, mach dir deshalb mal keine Sorgen, kleine Pendragon«, sagte sie. »Mit ein paar Tritten werde ich mir schon Zugang zur Höhle verschaffen.« Sie holte mit ihren mächtigen Hinterbeinen aus. Max krabbelte aus dem Weg. Sie hatte zweifelsohne recht. Tatsächlich würde sie mit ein paar gezielten Tritten denganzen Berg plattmachen können. Er war froh, dass sie einigermaßen freundlich gestimmt schien.
»Wir gehen wohl besser zurück zur Burg«, sagte er.
Doch in diesem Moment hörten sie tiefer im Wald einen Tumult. Das Getrappel und Wiehern von Pferden kam näher. Dann ertönte ein großes Jagdhorn, dem eines und dann noch eines und von überall her noch mehr Hörner antworteten.
Mit weit aufgerissenen Augen schauten sie sich an.
»Das ist eine Jagd!«, sagte Olivia.
»Das ist kein normales Jagdhorn«, sagte Max.
»Das ist eine Drachenjagd!«, sagte Adolphus mit einem schrillen Kreischen. »Eine Jagd auf wilde Drachen! Hilfe, Hilfe! Mörder! Lauft! Fliegt!« Er schlug panisch mit den Flügeln, hob ab – und knallte geradewegs gegen einen tief hängenden Ast.
Max und Olivia waren entsetzt. Es hörte sich an, als ob die Jagdgesellschaft näher kommen würde; als ob Leute Drachen in diesem Teil des Waldes bemerkt und sie umzingelt hätten. Der Berg versperrte ihnen den Fluchtweg. Es gab keinen anderen Weg als hinauf in den Himmel. Doch dort konnte man Pfeile auf sie abschießen. Es sah nicht gut aus.
Grimm schwang sich in Max’ Nacken und biss insein
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