Drachenzauber
Kaninchen. »Wie auch immer, sie sind auf dem Weg. Dein Vater übernimmt gerade den Teil mit dem Trinken. Dürfte lustig werden ...«
Olivia runzelte die Stirn. Das Kaninchen zuckte mit der Nase und knabberte am nächsten Halm.
»Oh, setz dich hin«, sagte es nach einer Weile. »Die Neun Jungfrauen haben versagt – also wirklich, halten nicht mal eine Ratte aus. Jämmerlich. Bleibt zu hoffen, dass die Höllenhunde es besser machen.«
Olivia setzte sich nachdenklich hin. Das klang, als wäre Grimm unter den Rettern. Ob das bedeutete, dass auch Max dabei war?
Sie betrachtete das Loch in der Flammenwand und kniff die Augen zusammen. Es schien keine fünf Minuten zu dauern, bis das Kaninchen aufsah und wieder mit der Nase zuckte. »Ah, da sind sie ja«, sagte es und verschwand.
Im nächsten Moment konnte sie Max hören. Er befand sich auf der anderen Seite der Feuerwand undstarrte besorgt durch das Loch.
»Olivia! Bist du da?«
Sie stand auf. »Max! Gut gemacht! Du bist da! Jetzt müssen wir mich nur noch irgendwie durch die Wand bringen!«
»Äh, ja«, sagte Max. »Aber ich weiß nicht, wie.«
»Zum Glück weiß ich es«, sagte Olivia. Während sie gewartet hatte, hatte sie angestrengt nachgedacht. »Der Froschzauber, Max – hast du die Flasche?«
Max tastete nach seiner Gürteltasche. Ja, da war er. Aber es war kaum noch etwas übrig.
»Ich weiß nicht, ob es noch genug für uns beide ist«, sagte er zweifelnd.
»Muss es nicht«, rief Olivia. »Wirf ihn mir zu.«
Max sah auf das Loch, berechnete sorgfältig den Wurf und schleuderte die Flasche. Olivia stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie heil bei ihr ankam. Schnell entkorkte sie die Flasche und begutachtete den letzten Tropfen auf dem Boden. Würde das reichen? Sie hielt sich die Flasche über den Kopf, schüttelte sie, und – ja! – die Welt um sie herum begann zu beben und größer zu werden. Und da war sie, ein leuchtend lilafarbener Frosch, ganz so, wie sie es gehofft hatte.
Olivia musterte das schmale Loch in den Flammen, zog die Hinterbeine an und sprang. Sie flog durch die Öffnung und landete neben Max im Gras, der sie aufhob und auf den Froschkopf küsste.
PÄNG!
Olivia war wieder ein Mädchen mit abstehenden, strubbeligen dunklen Haaren und fröhlich blitzenden grünen Augen. Sie grinste breit und sah Max an. Dann gab sie ihm einen Klaps auf den Arm. Er grinste zurück und hielt den Zauberkessel hoch, den er den ganzen Weg getragen hatte.
»Dann komm! Wir müssen uns beeilen. Die Zeit hier ist eine komische Sache. Und wir müssen noch alle anderen einsammeln und vor Sonnenuntergang zurück sein.«
Zuerst war König Artus an der Reihe. Als sie sich der Festung aus Glas näherten, hörten sie das Schwerterklirren und das Keuchen von zwei Männern, die immer noch erbittert kämpften. Sie bogen um die Ecke und entdeckten den kampfesmüden Artus. Seine Bewegungen waren langsam und schmerzvoll. Immer und immer wieder parierte er die Schläge des Wächters. Der schwarze Ritter drängte ihn rücklings bis an den Rand der Zugbrücke. Artus sah Max und Olivia nahen undberappelte sich wieder. Er schwang Excalibur hoch über seinen Kopf und ließ das Schwert krachend auf den Schild des Ritters sausen. Doch der Ritter zuckte nicht einmal. Jetzt lag Artus am Boden, und der Ritter hatte sein Schwert gehoben ...
Doch Olivia hatte nicht umsonst vier Wochen damit verbracht, Strohpuppen mit einer Satteltasche niederzustrecken. Sie riss Max den Zauberkessel aus der Hand und schleuderte ihn durch die Luft.
Mit voller Wucht knallte er dem schwarzen Ritter gegen den Helm und ließ ihn taumeln. Das war die Gelegenheit, auf die Artus gewartet hatte. Innerhalb von Sekunden lag der Wächter am Boden, spürte Excalibur an seiner Kehle und ergab sich.
»Danke, Olivia«, sagte Artus. Er nahm den Helm ab und rieb sich den Schweiß aus den Augen. »Eine etwas ungewöhnliche Methode, einen Kampf zu entscheiden. Aber ich glaube, du hast mir gerade das Leben gerettet.«
Olivia lief rot an und versuchte, ganz lässig auszusehen. Max rannte los und hob den Zauberkessel auf.
»Kommt schon!«, drängte er. »Wir müssen uns beeilen!«
Im Wald gesellte sich Adolphus fröhlich hüpfend zu ihnen. Die Höllenhunde lagen hechelnd auf dem Boden und wirkten völlig erschöpft. Sie waren mit Kratzern und Wunden übersät, die sie sich bei ihren vielen Zusammenstößen mit den Bäumen zugezogen hatten. Es fiel ihnen schwer, auch nur ein Auge zu öffnen, als Max
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