Drachenzauber
nachdem er dem Land die Möglichkeit nahm, sich zu verteidigen. Ein solcher Mann verdient es nicht, König zu sein.«
»Wie leicht Ihr Eure Ehre wegwerft«, sagte Garranon. Seine Stimme war belegt von Tränen und Zorn.
»Wie könnt Ihr es wagen, zu mir von Ehre zu sprechen?«, brüllte ich in meiner besten Imitation meines Vaters. »Ihr wart es doch, der mir Hurog genommen hat, und warum? Damit euer verräterischer kleiner Bruder von Ciernack keinen Klaps aufs Hin-terteil bekam! Eine Strafe, die er wohlverdient hatte.
Wenn Ihr ihn dazu erzogen hättet, die Verantwortung für seine Taten zu tragen, hätte er vielleicht kein solches Ende genommen. Ich lasse mir von Jakovens Hure nichts von Ehre erzählen.« Ich wollte, dass Garranon und seine Frau an diesem Abend mit Oreg und Tosten flohen. Wenn ich Glück hatte, würde Kariarn niemals glauben, dass ich auch nur einen Finger gerührt hatte, um ihnen zu helfen.
»Bringt Lord Garranon und die Dame wieder in ihre Räumlichkeiten«, befahl Kariarn scharf.
Garranon sah mich aus zusammengekniffenen Augen an, sein Zorn eine schwelende Flamme, die einen Augenblick die schreckliche Qual in seinem Blick überstrahlte. Seine Stimme war ein Flüstern, aber sie trug weit genug. »Anders als Ihr war mein Bruder kein Verräter. Er hatte Jakoven keinen Eid geschworen, und er wollte die Freiheit für sein Volk.
Seine einzigen Verbrechen waren Dummheit und Kurzsichtigkeit. Ihr habt zu der Liste seiner Fehler noch Gier hinzugefügt. Ich hoffe nur, dass ich lange genug überlebe, um sehen zu können, wie man Euch an den Basilisken verfüttert.«
Er sah mich so scharf an wie der Basilisk selbst und hörte nicht auf damit, bis die Wachen ihn aus dem Raum gezerrt hatten.
Kariarn tätschelte meinen Arm. »Ihr seid kein Verräter. Jakoven ist nicht König von Shavig oder Oranstein. Ein echter König schützt sein Volk.«
Ich hob das Kinn und sah den König von Vorsag an. »Ihr habt recht«, sagte ich entschlossen. »Kein König, der diesen Titel verdient, würde so wenig tun, um sein Volk zu schützen. Also gut, was habt Ihr mit Hurog vor, und warum interessiert Ihr Euch dafür?
Hurog ist nicht wohlhabend.«
»Nein, aber es hat große Macht. Und ich spreche nicht nur von den Drachenknochen. Ciernack sagte mir, als Euer Onkel dem König trotzte, nachdem Jakoven Euren Vetter getötet hatte, habe ganz Shavig nach seiner Pfeife getanzt.«
»Aber selbstverständlich«, erwiderte ich, als hätte mich das kein bisschen überrascht. »Hurog ist in Shavig ein stolzer Name.« Ich tat, als hätte ich es erst jetzt begriffen. »Oh, ich verstehe. Durch mich werdet Ihr Shavig beherrschen. Aber das wird nicht funktionieren, wenn sie wissen, dass Ihr selbst es wart, der mich dort eingesetzt hat. Die Shavig-Leute mögen die Vorsag nicht.«
Kariarn lächelte. »Ich wusste, dass Ihr klüger seid als Landislaw. Was, wenn ich Euch zum Retter von Hurog mache? Zum Verteidiger gegen seine Feinde?
Wir werden Euren Onkel umbringen, und dann kehrt Ihr zurück, übernehmt seine Männer und vertreibt uns aus Hurog - nachdem ich meine Drachenknochen habe.«
»Die könnt Ihr gern mitnehmen«, sagte ich in zerstreutem Ton, doch es war durchaus ernst gemeint.
Der Drache war tot, und ich musste die Lebenden schützen. »Aber warum müssen wir meinen Onkel umbringen?«
»Er hat Euch Hurog abgenommen, Ward. Er hat keine Gnade verdient.«
Ich holte tief Luft, als wappnete ich mich gegen eine schwierige Aufgabe. »Ihr habt recht. Ja. Ich werde es tun. Aber was wird aus meinem Bruder? Ich kann nicht zulassen, dass er ebenfalls umkommt.«
»Das ist nicht notwendig - wenn Ihr ihn überzeugen könnt, Eurem Beispiel zu folgen.«
Ich nickte. »Ich denke, das lässt sich machen.«
Sie säuberten und verbanden die Wunde an meinem Arm, die Penrod verursacht hatte, dann führten die Wachen mich höflich in meine Zelle zurück. Selbst das Verschließen der Tür erfolgte beinahe bedauernd.
Sie ketteten mich nicht wieder an. Man hatte die Zelle gesäubert, während ich weg gewesen war, und das modrige Stroh mit frischen, nach Blüten riechenden Binsen ersetzt.
Tosten saß in der Ecke, die Knie an die Brust gezogen und den Kopf daraufgelegt. Das Licht aus dem kleinen Fenster hoch über unseren Köpfen ließ nicht zu, dass ich mehr erkannte. Ich wurde verzehrt von meinen Schuldgefühlen, weil ich zugesehen hatte, wie ein Mann starb, ohne einen Finger zu rühren, um es zu verhindern; aber der Zustand meines Bruders schob
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