Drachenzauber
sagte er. »Du wirst das Richtige tun, ganz gleich, worin die Folgen bestehen.« Etwas an der Art, wie er das sagte, bewirkte, dass ich nachhaken wollte, als stünde hinter diesen Worten mehr, als er ausgesprochen hatte.
Aus dem Schatten hinter der Truhe kam etwas hervorgeschossen und lenkte mich mit seinem lauten Gekecker ab. Oreg lachte plötzlich, hob das kleine Geschöpf auf und zauste das graugrüne Fell hinter dem Nagetiergesicht. Er sagte etwas zu ihm und setzte es ab, woraufhin es wieder im Schatten der Kajüte verschwand.
Er zog die Knie an und verbarg sein Gesicht. Seine Schultern bebten vor - Lachen. »Ich fürchte, zwischen deinen Decken steckt ein verfaulter Fisch.«
»Der Segelmeister sagt, wir werden Tyrfannig morgen erreichen - wahrscheinlich sehr früh am Morgen«, sagte ich und beobachtete Oreg, der in der Hängematte auf dem Bauch lag und sich hin und her schaukelte, während er den Boden anstarrte. Es war stockdunkel draußen, aber die kleine Öllampe hätte auch genügt, um einen größeren Raum als meine Kajüte zu beleuchten.
»Was?« Offenbar war der Boden interessanter als ich.
»Hör auf zu beobachten, wie die Ritzen im Boden vorbeiziehen, und hör mich an.« Ich lief wieder auf und ab; zwei Schritte, Drehung, zwei Schritte, Drehung. Unsere Kajüte war die zweitgrößte auf dem Schiff, aber das hatte nicht viel zu bedeuten. »Geh sobald du kannst nach Tyrfannig und warne die Leute dort vor den Vorsag. Lass den Vorsteher eine Botschaft zu meinem Onkel bringen und …«
»Beruhige dich, Ward«, sagte Oreg, rollte sich herum und sprang mit der gleichen Bewegung aus der Hängematte, was mein Hin und Her aufhielt, denn nun gab es dafür keinen Platz mehr. »Ich weiß, ich soll den Leuten in der Stadt sagen, sie sollen sich verstecken, bis das Heer vorbeigezogen ist. Und sobald wir nahe genug sind, werde ich uns beide nach Hurog transportieren, und du kannst Duraugh warnen.«
Etwas an Oreg hatte sich in den vergangenen paar Tagen verändert. Vielleicht lag es nur daran, dass er mir vertraute, aber ich hatte ihn nie bei so guter Laune gesehen. Es machte mich nervös. Nun gut, noch nervöser. Wellen voll panikartiger Selbstzweifel waren über mich hinweggerollt, seit ich an Bord dieses Schiffes aufwachte. Meine Pläne waren so dürftig, es war geradezu lachhaft. Nichts, was ich tun konnte, würde die Sicherheit meines Onkels garantieren.
Selbst ohne Erfahrung in diesen Dingen wusste ich, dass Hurog vor der Ernte keiner Belagerung standhalten könnte. Also lag die einzige Hoffnung darin, die Menschen aus Hurog wegzubringen und darauf zu vertrauen, dass Kariarn die Knochen nehmen und wieder abziehen würde. Oreg schien trotz seiner früheren Sorgen seltsamerweise vollkommen ruhig zu sein. Er sprach voller Vertrauen von unseren jämmerlichen Plänen, während ich nicht einmal sicher war, ob mein Onkel auch nur auf mich hören würde, wenn ich ihm riet, unsere Leute aus Hurog wegzubringen.
»Wenn ich mit Bastilla geschlafen hätte, wäre sie vielleicht nicht zu Kariarn zurückgekehrt.« Ich warf mich auf die Koje, da Oreg die Hängematte besetzt hatte.
»Das wäre gleich gewesen, Ward. Sie ist an ihn gebunden.«
»Hättest du diese Bindung brechen können, Oreg?«
»Wenn sie es unbedingt gewollt hätte«, antwortete er. »Aber das hat sie nicht.«
Seine ruhige Vernunft machte mich wütend, und ich ballte die Fäuste, wie es mein Vater immer getan hatte, bevor er die Nerven verlor. Dieser Gedanke zwang mich selbstverständlich, die Finger wieder geradezubiegen und sie gegen die schmale Matratze zu drücken. »Es tut mir leid, Oreg. Ich bin einfach nur nervös. Ich wünschte, ich wüsste, was passieren wird.«
Eine flüchtiges Gefühl zeichnete sich einen halben Herzschlag lang auf seinen Zügen ab. »Es geschieht alles, wie es geschehen soll, ob du es willst oder nicht.«
Er erstarrte plötzlich, hob den Kopf und starrte ins Leere. »Wir sind weiter gekommen, als ich dachte.
Ich kann Tyrfannig jetzt warnen.«
»Geh«, befahl ich ihm, aber er war bereits verschwunden.
Ich holte bebend Luft. Es ging los. Ich wusste nicht, ob ich mich deshalb besser oder schlechter fühlte.
Als wir am Morgen in Sichtweite von Tyrfannig kamen, waren dort keine Schiffe zu sehen und auch keine Hafenarbeiter. Das behinderte Kariarns Schiffe allerdings nicht. Sie warfen Anker und setzten Aal-bote ab, um Soldaten und Pferde an Land zu bringen.
»Ist es hier immer so ruhig?«, fragte Kariarn, der im Bug
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