Drachenzauber
also nahmen wir stattdessen Granit, und das Ergebnis ließ sich nur als seltsam bezeichnen. Die Burg sah in Schwarz mit grauen Flecken erheblich weniger beeindruckend aus, und ein Teil von mir bedauerte den Verlust der alten Burg bitterlich.
Wir hatten die inneren Mauern wiedererrichtet, aber es gab noch kein richtig gesichertes Torhaus.
Stattdessen verfügten wir derzeit nur über primitive Holztore, die unser Hufschmied und unser Waffenschmied mit Eisen beschlagen hatten. Der größte Teil der Außenseite des Hauptgebäudes war ebenfalls fertig. Wir waren ungewöhnlich schnell vorangekom-men, denn die Zwerge hatten uns geholfen, aber ich nahm an, die Burg würde noch nicht vollständig wiedererbaut sein, bis ich zu Staub geworden war.
Nach Maßstäben der Fünf Königreiche war Hurog keine sonderlich große Burg, aber die Anzahl von Leuten, die uns für den Wiederaufbau zur Verfügung standen, hielt sich ebenfalls in Grenzen. Die äußere Mauer war noch nichts weiter als ein Band von Geröll, das beinahe zwölf Hektar Land umschloss. Ich hatte bisher nicht den Mut gehabt, damit zu beginnen.
Die Ernte in diesem Jahr war die beste seit langer Zeit gewesen, nicht zuletzt dank des Verschwindens der Salzlawine, die sich seit vor der Zeit meines Ur-großvaters auf dem besten Feld ausgebreitet hatte.
Magie, flüsterten die Leute und warfen mir ehrfürch-tige Blicke zu. Drachenknochen, dachte ich und hoffte, dass der Weizen, den wir geerntet hatten, die Leute, die ihn aßen, nicht vergiften würde. Im vergangenen Jahr war nichts dergleichen geschehen und in dem Jahr davor ebenfalls nicht. Das Getreide schien zu meiner Erleichterung auch keine anderen ungewöhnlichen Eigenschaften zu haben.
Nachdem die Ernte eingebracht war, jagten andere für Wildfleisch oder zum Spaß, aber ich arbeitete weiter am Wiederaufbau der Burg, mit allen, die mir dabei helfen wollten. Die Zwerge kamen und gingen, wie es ihnen passte, und im Augenblick waren keine hier. An zwei Tagen in der Woche bezahlte ich Arbeiter, aber selbst nach einer guten Ernte war Hurog nicht reich. Wir hatten das Dach und die inneren Stützwände im letzten Winter fertiggestellt, doch der Bergfried war immer noch überwiegend eine Art Schale für halb vollendete Räume.
Von innen sah die große Halle ganz ähnlich aus wie zuzeiten meines Vaters, da ich darauf bestanden hatte, bei diesem Projekt nur dort Granit einzusetzen, wo man ihn von innen nicht sehen konnte. Die Wand mit dem Familienfluch darauf hatte am längsten gebraucht. Die alten Steine wiederzufinden und sie in der richtigen Anordnung zusammenzusetzen, war ein wenig schwieriger gewesen als die Mosaike der Damen am Hof, denn jedes Stück wog über hundert Pfund, und mehrere Steine waren zerbrochen, als Hurog eingestürzt war.
Mein Onkel hielt es für dumm, dass ich so schwer daran arbeitete, denn der Fluch, der vorhersagte, Hurog werde der Bestie aus der Unterwelt - einem my-thologischen Geschöpf - zum Opfer fallen, war bereits gebrochen. Mein Bruder Tosten sagte, ich täte es deshalb, weil ich beim Brechen des Fluchs eine so wichtige Rolle gespielt hatte. Aber erst dann, als ich Oregs Gesicht gesehen hatte, war mir selbst klar geworden, dass ich es getan hatte, um ihn vor den zu schnellen Veränderungen der letzten paar Jahre zu schützen. Wenn man über tausend Jahre alt ist, sind Veränderungen schwierig, selbst wenn es Veränderungen zum Guten sind. Und er hatte ebenso viel Anteil daran gehabt wie ich, den Fluch zu brechen.
Ich berührte die Wand leicht mit einer Hand und bückte mich nach einem Eimer mit Mörtel. In den letzten Wochen hatten wir an den Fußböden gearbeitet. Einer aus der Blauen Garde, ein Mann aus Avinhelle, war der Sohn eines Steinmetzen. Er hatte einen Blick auf das Durcheinander geworfen, das nach dem Einsturz vom Boden der großen Halle übrig geblieben war, und erklärt, das könne man nicht reparieren.
Wenn ich gewusst hätte, wie viel Arbeit dieser dumme Fußboden kosten würde, hätte ich einen Die-lenboden verwendet, oder vielleicht sogar nur gestampfte Erde. Wir hatten Monate gebraucht, bis die Unterlage für unseren Steinmetzen gerade genug gewesen war. Ich glaube, er hatte insgeheim seine Freude daran, mir Anweisungen zu geben.
Die Haupttore des Gebäudes warteten auf Scharniere, die ihr gewaltiges Gewicht tragen konnten, also hielt nichts den Jungen auf, der in die große Halle gerannt kam. Er blieb vor mir stehen und öffnete den Mund, konnte aber kein Wort
Weitere Kostenlose Bücher