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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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anders als die von Hurog enthielt sie Erinnerungen. Ich sah Dinge, die ich mir nicht erklären konnte, Schlachten und große Siege oder Niederlagen, aber noch viel mehr alltägliche Erinnerungen, einen Mann, der einen schwarzen Stein in der Hand hielt und ihn gegen die Rinde eines Baums schleuderte, sodass er zerbrach, und eine Frau, die lachend eine reife Frucht aß. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, und ich wusste, dass die Frucht säuerlich und saftig war. Tätowierungen zeichneten meine Handgelenke, und ich hasste sie bitterlich, weil sie mich als Dieb kennzeichneten -
    obwohl ein Teil von mir sicher war, dass ich nie von einem Ort gehört hatte, wo man Diebe tätowierte.
    Das hier waren Erinnerungen der Menschen, die sich in der Vergangenheit um den Tempel gekümmert und die Magie mithilfe von Aethervon geformt und sie gebunden hatten, bis sie seinen Tempel schützte, es sei denn, Aethervon selbst hielt sie zurück - wie er es getan hatte, als sie überrannt wurden. Es war dieser Teil der Magie von Menogue, der mich an die ölig-schwarze Magie erinnerte, die aus Farsons Fluch gedrungen war: Magie ohne Richtung, aber stark und mit einem Bewusstsein.
    Ich zog die Hand von der Wand zurück und bemerkte, dass der Schatten, in dem ich saß, verschwunden war - ebenso wie die innere Finsternis, die das Asyl mir auferlegt hatte. Zum ersten Mal, seit ich Hurog verlassen hatte, fühlte ich mich in Frieden.
    »Oreg war vor einer Weile hier«, sagte Tisala. Sie hatte sich auf einem der massiven Steine niedergelassen, die einmal die Wölbung der Kuppel gebildet hatten. Nahe genug, um Wache zu halten, dachte ich, aber nicht so nahe, dass es mich gestört hätte. »Er sagte, du hingest Tagträumen nach, und ich solle ihn holen, wenn du bis zum Mittag nicht aufwachen würdest.« Sie warf einen Blick zur Sonne, die direkt über unseren Köpfen stand. »Er hat mich auch gebeten, dich zu fragen, ob du etwas erfahren hast.«
    Ich nickte bedächtig. »Ich habe erfahren, dass es nicht gut ist, denn ganzen Morgen zu sitzen - bitte hilf mir hoch.«
    Sie grinste und kam näher, um mich hochzuziehen. Ich ließ sie ein wenig arbeiten, bevor ich äch-zend und mit protestierenden Gelenken aufstand.
    »Du wirst alt«, stellte sie kopfschüttelnd fest. »Ich konnte deine Gelenke knacken hören.«
    Ich lachte, und das fühlte sich gut an. Sie zu küssen war noch besser. Als ich mich von ihr löste, waren ihre Augen dunkel, und sie atmete schwer.
    Ich beugte mich wieder vor, bis meine Stirn an ihrem Haar ruhte, das von der Sonne warm war und süß roch. Als ich zurücktrat, sah sie mich wild an, wie ein Falke seine Beute.
    »Ich bin älter als du«, sagte sie. »Ich bin zu groß, zu stark und zu sehr daran gewöhnt, meinen eigenen Willen zu haben. Ich bin Oransteinerin und dazu erzogen, Nordländer ebenso zu verachten, wie wir die Vorsag fürchten. Ich habe Narben und bin hässlich.
    Meine Nase ist zu groß.«
    Ich wartete, aber das schien alles zu sein, was sie zu sagen hatte. »Mein Vater hat versucht, mich immer wieder umzubringen, bis er starb - das lässt einen Menschen schneller altern. Ich bin größer als du, stärker als du und daran gewöhnt, meinen Willen zu bekommen. Aber die Bäume sind noch größer, und an Kraft, die über die von Muskeln und Knochen hi-nausgeht, sind wir einander ziemlich gleich, glaube ich. Ich bin ein Shavig-Mann, was mich arrogant genug macht zu lachen, wenn Oransteiner Witze über mein großes Pferd und mein gelbes Haar machen.
    Und ich kann es Narbe um Narbe mit dir aufnehmen und wette, ich habe ein paar mehr.« Ich zögerte um der Wirkung willen und strengte mich gewaltig an, meinen inneren Jubel zu verbergen, denn wenn ich lachte, würde ich die Dinge, die ich sagen musste, nicht mehr aussprechen können. »Also sehen wir mal«, ich fuhr mit dem Finger über ihre Lippen,
    »damit bleiben nur noch deine beiden letzten Einwände. Tisala, weißt du denn nicht, dass du solche Schönheit in dir hast, dass sie Männer zittern lässt?
    Es ist nicht die Schönheit einer Blüte im Garten des Königs, sondern die einer Tigerin mit scharfen Zähnen und …«
    Sie lachte plötzlich. »Schnurrhaaren?«
    Ich lächelte. »Wenn deine Nase auch nur ein winziges bisschen kleiner wäre, wäre sie zu klein.« Dann küsste ich ihre gebogene, arrogante Nase. »Willst du mich heiraten?«
    Ich trat ein wenig zurück, um ihr in die Augen zu sehen, aber sie hielt sie geschlossen.
    Dann schüttelte sie langsam den Kopf.

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