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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht verrückt.
    Magie sammelte sich so intensiv in dem Raum, dass mir heiß wurde. Viel mehr Magie, als sie Oreg üblicherweise umgab.
    »Oreg?«, fragte ich ein wenig nachdrücklicher.
    »Ich habe das hier geschrieben«, sagte er und deutete auf die Runen. »Ich habe es getan, nachdem er den Drachen tötete. Ihre Augen schimmerten in sil-bernen Wellen, und er hat sie umgebracht, also habe ich ihm Hurogs Zukunft gezeigt.«
    »Sieht aus, als wäre es viel Arbeit gewesen«, stellte ich in einem Versuch fest, seine Aufmerksamkeit abzulenken. Ich erkannte nun schneller, wann Oreg einen seiner Anfälle haben würde. Manchmal sprach er dann mit Menschen, die nicht da waren, oder starrte einfach durch mich hindurch. Für gewöhnlich verschwand er danach schnell, und wenn ich ihn das nächste Mal sah, war er wieder in Ordnung. Aber ein- oder zweimal war es mir auch gelungen, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und den Anfall aufzuhalten.
    »Er konnte es nicht einmal lesen - dieser ungebildete Mistkerl.« Beim letzten Wort lag roher Hass in seiner Stimme.
    »Es ist Alt-Shavig. Nicht viele Leute können es lesen«, stellte ich fest.
    »Er ließ mich schlagen, als ich ihm sagte, was da stand.« Während dieser Worte teilten sich die Fäden seines Hemds in einer geraden Linie den Rücken entlang, von seiner rechten Schulter zur rechten Hüfte.
    Er zuckte zusammen, und eine weitere Reihe von zerrissenen Fäden erschien. Ungläubig sah ich zu, wie Blut die Ränder des Stoffes färbte, aber Oreg wandte die Aufmerksamkeit nicht von der Wand ab.
    »Oreg«, sagte ich und versuchte ruhig zu bleiben, obwohl ich nun sogar das Knallen einer Peitsche hören konnte, als ein dritter unsichtbarer Schlag ihn traf.
    Meine Mutter konnte Illusionen schaffen. Manchmal kam ich in ein Zimmer der Burg, und es war voller Ranken und exotischer Blüten aus ihrer Heimat im südlichen Tallven. Das hier fühlte sich jedoch nicht wie eine Illusion an: Blut tropfte von Oregs Rücken auf den staubigen Boden.
    »Das ist lange her. Er kann dir nicht mehr wehtun«, sagte ich.
    »Er hätte mich töten können«, fuhr Oreg in diesem unnatürlich ruhigen Ton fort. Ich trat zwischen ihn und die Wand, damit er mich sah, aber als ich sein Gesicht erblickte, brachte ich kein Wort mehr heraus.
    Es war bis zur Unkenntlichkeit geschwollen, und weißer Knochen war durch einen Riss in seiner Wange zu sehen. »Aber das tat er nicht. Er ließ einen anderen die Peitsche schwingen. Weißt du warum?«
    »Nein«, flüsterte ich. »Sag es mir.«
    »Weil er Hurog nicht verlieren wollte. Er wusste, wie sehr ich sterben wollte. Er trug den Ring, also konnte nur er mich töten, und er wusste genau, dass ich ihn deshalb so weit getrieben hatte, damit er es tat. Also ließ er mich von einem anderen auspeitschen.«
    »Oreg«, sagte ich und berührte seinen Kopf sanft, denn das war die einzige Stelle, die nicht von uraltem Schmerz gezeichnet war.
    »Ward?«, sagte mein Onkel direkt hinter mir. »Mit wem redest du da?« Er sprach leise, ganz ähnlich, wie ich mit Oreg gesprochen hatte, den er offensichtlich nicht sehen konnte.
    So viel also zu meinem Plan, Duraugh zu erklären, dass ich eigentlich vollkommen normal war.
    »Ich wollte die Worte an der Wand lesen«, sagte ich, ohne mich umzudrehen. »Mein Bruder Tosten hat einmal versucht, sie mir beizubringen, aber ich erinnere mich nur noch an einen Teil.«
    »Ah.« Er klang sehr erleichtert. »Garranon und sein Bruder sind hier.«
    Ich wandte mich abrupt von Oreg ab und versuchte, nicht zu reagieren, als er mit einem schrillen Klagen begann, sobald ich den Schild der Dummheit wieder fest vor mich zog. Die Besucher waren in der Tür stehen geblieben, während mein Onkel auf mich zuging, aber ich brauchte nur ein paar Schritte, um sie zu erreichen.
    »Garranon!« Ich packte seine Hand und bewegte sie trotz seiner würdevollen Versuche, sich zu entziehen, wie einen Pumpenschwengel. Dann schlug ich ihm auf den Rücken, wobei ich ihn mit der anderen Hand immer noch festhielt.
    Er gab ein gedämpftes Keuchen von sich. Mein Onkel legte mir den Arm um die Schultern und zog mich unauffällig weg. »Lord Garranon und sein Bruder Landislaw sind in der letzten Woche den ganzen Weg vom Hof hierher geritten«, sagte er.
    Garranon war durchschnittlich groß, hatte feinknochige Züge, lockiges braunes Haar und schmale Lippen, die zu schnell lächelten. Er sah jünger aus, als er war, worin, wie ich annahm, seine Anzie-hungskraft auf den König

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