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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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bestand. Sein Bruder Landislaw sah ihm sehr ähnlich, aber irgendwie gelang es ihm, die gleichen Züge rau statt aristokratisch wirken zu lassen. Die schmale Nase wirkte bei ihm stark und maskulin. Seine Lippen waren fest, das Lächeln liebenswert. Wenn man die beiden zusammen sah, dachte man an einen Gelehrten und einen Krieger, oder an einen Hirsch und einen Vollblutstier - zumindest behaupteten das die Damen bei Hofe.
    Nachdem ich allen ein angemessen unbehagliches Gefühl verursacht hatte, indem ich sie anstarrte, nickte ich. »Am Hof ist es langweilig. Ich wäre auch hierhergekommen.«
    Landislaw lachte. »Ich muss ehrlich sagen, ich habe diese letzte Woche tatsächlich mehr genossen als die Zeit am Hof. Es tat mir leid, dass der Ritt vorüber war.« Landislaw war jemand, der nur zu gern aus den Schwächen anderer Leute Kapital schlug und sie herumschikanierte, und ich konnte ihn überhaupt nicht leiden.
    Garranon rieb sich immer noch unauffällig die Schulter, aber er hatte höfische Manieren. »Ich möchte Euch mein Beileid aussprechen.«
    Ich sah ihn fragend an.
    »Für Euren Vater«, sagte er.
    »Oh«, sagte ich, als wäre mir das erst jetzt gedämmert. »Ja, für meinen Vater. Ist vor einiger Zeit gestorben.«
    Verwirrt über meinen Mangel an angemessener Trauer, wusste selbst Garranon nicht mehr, was er sagen sollte. Ich mochte Garranon mehr, als ich je einen Favoriten des Hochkönigs hatte leiden können.
    Und jetzt, da seine Anwesenheit bedeutete, dass ich Duraugh nicht gleich die Wahrheit zu sagen brauchte, mochte ich ihn sogar noch mehr.
    Mein Onkel fing den Ball geschickt auf. »Nun, da Ward hier ist, werdet Ihr uns vielleicht sagen, was Euch herbringt.«
    »Jagd?«, fragte ich. Oreg gab nur noch ein leises Knurren von sich, aber das Geräusch von Leder, das auf Haut schlug, hallte immer noch von den Wänden wider, und die bedrückende Magie verhinderte, dass ich mich wirklich auf unsere Gäste konzentrieren konnte.
    »Ja, wir sind tatsächlich auf der Jagd - aber nicht die Art, die Ihr meint. Landislaw hat von einem Bekannten eine Sklavin erworben. Jetzt findet er heraus, dass sein Freund die Sklavin überhaupt nicht hätte verkaufen dürfen.« Eine Sklavin? Arme Dinger, sie waren in Estian am Hof des Hochkönigs nichts Ungewöhnliches, ebenso wie in anderen Teilen der Fünf Königreiche. Shavig-Leute hielten keine Sklaven.
    »Sie gehörte seinem Vater«, fügte Landislaw mit einer aalglatten Grimasse hinzu.
    »Und dieser Vater«, fuhr Garranon säuerlich fort,
    »ist der Schwarze Ciernack.«
    »Der Geldverleiher?«, fragte mein Onkel eindeutig schockiert. Vielleicht hatte er die Gerüchte über Garranons Bruder noch nicht gehört.
    Oh, Landislaw hatte keine Schulden, ganz im Gegenteil. Er brachte nur Freunde vom Hof in nette kleine Spielhöhlen, die so gerade eben heruntergekommen genug waren, um die gelangweilten jungen Höflinge zu reizen. Diese Etablissements gehörten Ciernack. Wenn Landislaws Freunde dort Geld verloren, war das schließlich nicht seine Schuld.
    »Der Geldverleiher«, stimmte Garranon zu. »Bevor Landislaw sie zurückgeben konnte, ist sie davongerannt. Also haben wir sie seitdem gejagt. Wenn Landislaw nicht gehört hätte, wie jemand ihr Geschichten darüber erzählte, dass Hurog eine Zuflucht für Sklaven sei, dann hätten wir sie wahrscheinlich nie gefunden. Nach den Spuren zu urteilen, denen wir gefolgt sind, befindet sie sich in einem unterirdischen Gang unten am Fluss. Ich weiß nicht, wie sie dort reingekommen ist - wir konnten dieses Gitter nicht bewegen. Aber ihre Fußabdrücke gingen hinter dem Gitter weiter.«
    Garranon richtete das Wort eher an mich als an meinen Onkel. Das gehörte zu den Dingen, die ich an ihm mochte. Die meisten Leute bei Hof strengten sich gewaltig an zu vergessen, dass ich anwesend war, selbst wenn ich direkt neben ihnen stand.
    Ich starrte stirnrunzelnd zu Boden. »Abfluss.«
    Garranon schnippte mit den Finger. »Selbstverständlich - ich habe mich schon gefragt, was das für ein Gang ist. Ich hatte vergessen, dass diese Burg« -
    er machte eine weit ausholende Geste - »von Zwergen errichtet wurde.«
    »Nein«, verbesserte ich ihn. »Nur das Abflusssystem.«
    »Ah.« Garranon nickte. »Wie auch immer. Unsere Sklavin ist in Euer Abflusssystem geflohen, und wir können nicht an dem Gitter vorbeikommen, das den Eingang zum Gang verschließt.«
    Zumindest nicht, wenn ich nicht dabei hin, dachte ich. Soweit ich wusste, war es immer noch möglich,

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