Drachenzauber
sich an Ward. Er mochte einfältig sein, aber er war sanft-mütig, ein Charakterzug, den sie bei Männern selten fand. Er tanzte immer mit den hässlichsten Mädchen.
Sie konnte ihn sich nicht in dem Kerker vorstellen, den ihr Mann eingerichtet hatte, um die Personen aufzunehmen, die zu wichtig waren, um sie zu töten -
wie seinen jüngeren Bruder. Schrecklich, schrecklich, dachte sie. Sie hatte immer befürchtet, dort selbst einmal zu landen. Aber sie hatte auch viel Zeit gehabt zu lernen, wie man die Fassade aufrechter-hielt. Ihr Lächeln versagte nie, und in ihrer Frage lag nichts als höfliches Interesse.
»Nein. Aber er wird schon wieder auftauchen.«
Beckram zögerte und sah sie ernst an, nun ganz junger Mann und kein schmeichelnder Liebhaber mehr.
»Könntet Ihr den König vielleicht bitten, ihm Hurog zurückzugeben? Ward ist einfältig, aber nicht verrückt. Verrückt war mein Onkel.«
Sie ertappte sich dabei, wie sie zustimmend nickte, denn sie erinnerte sich an die berüchtigten Wutanfäl-le des alten Hurogmeten. Sie nahm an, ihr Gemahl hatte ihn mehr als nur ein wenig gefürchtet.
Beckram fuhr fort: »Weder mein Vater noch ich wollen Hurog haben. Es ist eine nette Kuriosität, solange es anderen in der Familie gehört, aber es ist verdammt unbequem. Ich hätte viel lieber den derzeitigen Besitz meines Vaters, und Erdrick wäre viel lieber mein Verwalter.«
Sie spürte, wie die Hand ihrer Zofe an ihrem Haar zögerte. Entsetzen erfasste sie. Ihr Gemahl würde neugierig werden, wenn sie ihn wegen so etwas be-helligte; er würde wissen wollen, wieso Beckram um eine solch merkwürdige Gunst bat. Sie selbst konnte auch nach all diesen Jahren am Hof immer noch glauben, dass der Junge es ehrlich meinte. Aber Jakoven würde das niemals tun.
»Ach, kommt schon«, sagte sie und lächelte ne-ckisch in einem Versuch, ihm dabei zu helfen, sich zu retten. »Es muss doch noch einen besseren Grund geben. Ihr müsst dabei doch auch etwas zu gewinnen haben.« Sie konnte es für ihn tun, dachte sie, wenn er nur einen besseren Grund anbringen würde. Der König hatte stets dafür gesorgt, dass ihre Geliebten für ihre Dienste gut entlohnt wurden.
Beckram schüttelte den Kopf. »Ich hasse einfach den Gedanken, dass er in einem Raum eingesperrt sein wird. Er gehört nach Hurog.« Er lächelte schüchtern, und das ließ ihn Jahre jünger wirken. »Er ist groß und träge - aber zäh.« Er berührte leicht sein Auge, ohne für sie ersichtlichen Grund. »Er kennt jeden Stein auf Hurog-Land, weiß, wie jedes Tier dort gezüchtet wurde. Es ist sein Zuhause. Ich denke, nachdem er mit Onkel Fenwick leben musste, hat er es verdient.«
O du armer Junge, dachte sie und berührte sanft sein Haar. Das wird der König niemals glauben -
dass du persönlichen Nutzen aufgibst, weil du deinen Vetter magst. Er wird einen Plan zu seinem Sturz wittern. Hurog hatte zwar kein Geld, aber politische Macht, und wenn sogar sie sich daran erinnerte, würde Jakoven es ganz bestimmt tun. Wenn Shavig noch einen eigenen König hätte, wäre es einer aus der Hurog-Familie, eine Tatsache, welche die Adligen von Shavig ganz bestimmt nicht vergessen hatten.
Aber sie war schon sehr lange Jakovens Gemahlin.
Also lächelte sie nur. »Ich werde ihn selbstverständlich darum bitten. Aber macht Euch keine großen Hoffnungen. Er ändert selten seine Meinung, nur weil ich ihn um etwas bitte. Und jetzt geht und holt mir etwas zu trinken.«
Er sprang auf und verbeugte sich tief. »Königin meines Herzens, das wird sofort geschehen.«
Sheira, ihre Zofe, kämmte sie weiter, nachdem er gegangen war, und Tehedra musste sich anstrengen, um sich ihr nicht zu entziehen. Es war nicht die Schuld des Mädchens, dass sie alles dem König berichten musste. Verflucht sollte der Junge sein, weil er so dumm war, sich in den Tod zu reden!
Garranon musste sich anstrengen, um nicht die Augen zu verdrehen. Selbst wenn die Leute aus Oranstein ein Jahr lang gesucht hätten, hätten sie keine ungeeignetere Person finden können, um ihren Fall vorzutragen, als den alten Haverness. Die Audienzen am Morgen waren selten angenehm für Garranon, aber diese hier würde quälender werden als sonst.
»Wir gehören Euch, mein König. Wir haben uns Euch bei unserem Lebensblut angeschworen«, sagte Haverness.
Diesen Schwur nehmt Ihr erheblich ernster als der König, dachte Garranon traurig. Haverness musste doch wissen, worauf er sich hier einließ! Garranon hatte der Delegation aus
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