Dracula II
werden wir den guten Marek nicht finden können. Er hat mit einem Anruf gerechnet und einen Vertrauten in seinem Haus zurückgelassen. Der Mann sprach nur ein paar Brocken Englisch. Ich hatte Mühe, ihn zu verstehen. Wir sollen, wenn wir in Rumänien sind, nach Skodar fahren.«
»Ach du Schreck. Wo liegt das denn?«
»Wohl in der Nähe von Brazov, dem ehemaligen Kronstadt.«
Vor meinem geistigen Auge erschien die Karte von Rumänien. Ich wußte ungefähr, wo Kronstadt lag. Jedenfalls in einem bergigen Gebiet und nahe der südlichen Kette der Karpaten.
Hart lachte ich auf. »Das wird ein Spaß werden. Ich freue mich schon auf die Einreise.«
»Das soll Sir James erledigen.«
Diesmal telefonierte ich. Sir James kurierte seine Grippe nicht im Club aus, sondern bei sich zu Hause. Als er sich meldete, erkannte ich seine Stimme kaum. Sie hörte sich an, als würde der Hals zusitzen.
»Denken Sie auch mal an Ihren Chef, John?«
»Immer, Sir. Wie geht es Ihnen?«
»Hören Sie das nicht?«
»Doch. Wenn es nur die Stimme ist…«
»Leider habe ich noch etwas Fieber hinzubekommen, das ist auch nicht gerade ein Spaß.«
»Glaube ich Ihnen gern. Weshalb ich anrufe, hat folgenden Grund. Wir müssen so schnell wie möglich nach Rumänien.«
Sir James' Geist hatte unter der Krankheit nicht gelitten. Er schaltete sehr schnell. »Mallmann?«
»So ist es. Er hat Zeit genug gehabt, sich umzuschauen, und er hat bereits seine Zeichen gesetzt.«
»Ich höre.«
Sir James bekam die neuen Infos durch und zeigte sich ebenfalls geschockt. »Da müssen Sie etwas tun, John, und zwar sofort.«
»Das meine ich auch. Sie kennen auch die jetzige Lage in diesem Land. Können Sie uns trotzdem noch den Weg ebnen?«
»Ich versuche es. Bleiben Sie bitte solange im Büro.«
»Natürlich.«
Glenda kam mit frischem Kaffee. »Wahrscheinlich der letzte vor eurer Reise.«
Wir bedankten uns und probierten ihn. Er war wieder super. Wir lobten Glenda, die ein Lächeln nicht verbergen konnte und einen roten Kopf bekommen hatte.
Es dauerte relativ lange, bis uns Sir James zurückrief. Dafür überbrachte er eine gute Nachricht.
Trotz der Sperre durften wir einreisen und bekamen sogar einen Schrieb mit.
»Ein erster Erfolg«, sagte Suko. »Hoffentlich bleibt es nicht dabei.«
Ich hob nur die Schultern. Mit meinen Gedanken war ich schon längst in Transsilvanien und bei Will Mallmann, dem Dracula II!
***
Frantisek Marek wußte, daß es dauern würde, bis das Bild und die Nachricht bei John Sinclair in London eintrafen. Diese Zeitspanne mußte er nutzen.
Vor allen Dingen wollte Marek herausfinden, wo sich die Statue der heiligen Jovanka befand. Czesny mußte sie schließlich irgendwo fotografiert haben, und Marek ging davon aus, daß dies in einer Kirche oder in einem alten Kloster geschehen war.
Klöster gab es in Rumänien noch genug. Viele waren zerstört und ausgeraubt worden, aber andere wiederum zeigten sich noch gut erhalten. Sie lagen oft sehr versteckt in den dunklen Wäldern, fernab irgendwelcher Dörfer, wie auch die zahlreichen Burgruinen, die als Stümpfe auf den Bergrücken standen und über die Wipfel der Bäume hinwegschauten.
Rumänien war bekannt für seine Burgen und Schlösser, und auch die Regierung zerstörte nicht alles, weil sie andere Probleme hatte. Natürlich gab es kaum noch Kunstschätze in den Kirchen oder Klöstern. Wenn doch, dann hielt man sie versteckt oder unter Verschluß. Marek war kein Experte, aber die Figur der heiligen Jovanka hatte schon sehr alt ausgesehen. Ein Originalbild war nur vorhanden gewesen, doch Marek hatte es tatsächlich geschafft, sich davon einen Abzug machen zu lassen, der mehr einer Fotokopie glich, denn Farben waren kaum zu sehen.
Jetzt mußte er wissen, wo er den Hebel ansetzen konnte. Marek war in diesem Land alt geworden, er war auch viel herumgekommen, besonders in den letzten Jahren, als er sich darauf eingestellt hatte, Vampire zu jagen. Das war nun zu seiner Lebensaufgabe geworden. Er konnte auch Erfolge an seine Fahne heften, nur Mallmann, den hatten weder er noch John Sinclair geschafft.
Von seinem Londoner Freund wußte er auch, wie mächtig der Vampir Mallmann geworden war, denn geweihtes Silber zeigte bei ihm keinen Erfolg. In Rumänien hatte er sein neues schwarzmagisches Wirkungsfeld gefunden, sich eine Basis aufgebaut, um von hier aus den Machtanspruch antreten zu können.
Wo steckte Mallmann?
Diese Frage beschäftige Marek permanent. Rumänien war groß, es gab
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