Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker
zu meinen nackten Brüsten. Ich stöhnte vor Wonne über seinen Kuss, seine Berührung.
Langsam und meisterhaft bewegte er sich weiter nach unten, schenkte jedem Zoll meines Körpers mit seinen Lippen, seiner Zunge,
seinen Fingern die gebührende Aufmerksamkeit. Meine Sinne begannen miteinander zu verschwimmen, sodass mir schien, als könnte
ich die Leidenschaft seiner Berührung hören, das tiefe Blau seiner Augen spüren. Mit jedem heftigen Keuchen der Ekstase meinte
ich, die Luft nicht zu atmen, sondern zu schmecken.
Er sprach kein einziges Wort. Mein ganzer Körper stand lichterloh in Flammen. Mit beschämter Freude im Herzen erbebte ich,
während ich begann, mich unter seinen Händen wollüstig zu bewegen, um noch mehr von den köstlichen Wonnen zu schmecken, die
er mir schenkte. Er spielte mich wie ein Saiteninstrument, erweckte in mir Harmonien, die ich niemals in mir vermutet hätte,
zauberte aus meinem tiefsten Inneren innige und ungeahnte Melodien hervor.
Als ich spürte, wie er in mich eindrang, klammerte ich mich an ihn, drückte ihn immer noch fester an mich, und unsere beiden
Körper wurden wie einer. Als er sich mit mir dem Abgrund der Ekstase näherte, übermannte mich eine ungeheure, bisher nie erkannte
Begierde. Plötzlich, während ich noch seinen fiebrigen Aufschrei hörte, spürte ich, wie mein Inneres vor Wonne zu bersten
schien, als sei mein Körper in tausend gleißende Splitter aus Gefühl und Licht zersprengt worden.
Ich schrak aus dem Schlaf auf. Ich lag mit rasend pochendem Herzen in die Laken verstrickt da, und mein Körper bebte noch
von diesem übermächtigen und wundersamen Gefühl. Voller Scham nahm ich die schlafende Gestalt meines Mannes neben mir im Bett
wahr. Meine Wangen brannten vor Schande. Ich war nackt! Neben mir lag mein Nachthemd auf |421| dem Fußboden! Rasch richtete ich mich auf, und nachdem ich mir das Nachthemd wieder übergestreift hatte, wanderten meine Augen,
wie magnetisch angezogen, zum Fenster, wo ich im Schein des untergehenden Mondes meinte, die schimmernden Überreste einer
Staubwolke auszumachen, die durch die Ritzen fortzuströmen schien. Aber nein. Es waren nur Staubkörnchen. Vielleicht hatte
ich mir alles nur eingebildet.
Mein Gott, dachte ich, was für ein liederliches Weibsstück bin ich doch, dass ich es zugelassen hatte, dass meine Gedanken
und mein Körper mich derartig verrieten? Gleichzeitig ging mir durch den Kopf: So sollte sich also die Liebe anfühlen?
Obwohl alles ein Traum gewesen war, ein schändlicher, herrlicher Traum, konnte ich mich doch eines kleinen Lächelns nicht
erwehren, das sich auf meine Lippen stahl. Ich fühlte mich wie neugeboren. Erneuert. Lebendig. Zum ersten Mal hatte ich das
Gefühl, zu verstehen, was es bedeutet, eine Frau zu sein.
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20
Sobald die ersten Strahlen der Dämmerung über dem Horizont auftauchten, rief ich nach Dr. van Helsing. Er hatte offensichtlich
etwas dergleichen erwartet, denn wenige Augenblicke später erschien er vollbekleidet.
»Wünschen Sie, dass ich Sie wieder hypnotisiere, Frau Mina?«
»Wenn Sie möchten. Aber ich habe Sie aus einem anderen Grunde gerufen.« Ich führte das Gespräch, auf das ich mich sorgfältig
vorbereitet hatte. »Ich weiß, dass Sie nun schon bald zum Festland aufbrechen wollen und dass Sie die Absicht haben, mich
und Jonathan hier zurückzulassen. Aber ich muss unbedingt mit Ihnen auf die Reise gehen.«
Der Professor und Jonathan blickten mich verwirrt an. Dr. van Helsing fragte: »Aber warum denn?«
|422| »Ich bin bei Ihnen in größerer Sicherheit, und Sie sind sicherer, wenn ich bei Ihnen bin.«
»Aber wie ist das zu verstehen, Frau Mina? Wir gehen der Gefahr entgegen und begeben uns ins Ungewisse.«
»Darum eben muss ich mitgehen. Der Graf hat die Herrschaft über meine Gedanken. Wenn er meinen Willen bezwingt, dann muss
ich versuchen, zu ihm zu gelangen, auf welche Weise auch immer. Jedes Mittel muss ich anwenden, selbst wenn es mich oder die,
die ich liebe, in Todesgefahr stürzt, selbst dich, Jonathan.« Die Schamröte, die mir bei diesen Worten auf die Wangen stieg,
war nicht gespielt. »Ihr Männer seid stark und tapfer. Ihr seid auch stark an Zahl. Zusammen könntet ihr mich überwinden.
Doch sollte Jonathan gezwungen sein, mich allein zu bewachen, so fürchte ich, dass er vielleicht unter der Last zusammenbräche.
Außerdem könnte ich Ihnen möglicherweise von Nutzen sein, wenn Sie den
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